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"Auserwählt ?"

Diese Kurzgeschicht handelt von einer Inquisition Sebastians (alias Jack the Ripper), einige Jahre vor seinem Zusammentreffen mit den wirklich Auserwählten (Sheridan und Delenn).


London, 11.11.1888

Der Schweiß lief ihm unentwegt die Stirn hinunter. Über seine Lider, seine Wangen, bis er an seinem Kinn Tropfen bildete, die leise zu Boden fielen. Sein Atmen durchdrang die Nacht und seine Beine begannen zu schmerzen. Er war es nicht gewohnt zu laufen, es machte ihn krank. Alles machte ihn krank. Der Zerfall, die Unmoral, die Dekadenz, die Menschheit an sich. Warum lief er eigentlich, was hatte er zu verstecken? Er war doch derjenige, dem man dankbar sein mußte. Er gehörte verehrt, seinen Namen sollte man in den Straßen rufen. Er war es doch, der die Welt vom Abschaum befreien wollte und er hatte Erfolg auf seinem privaten Kreuzzug ... bis jetzt.

Der hagere Mann bog in eine dunkle Seitengasse ein, kniete sich hinter eine Mülltonne und wartete. Es roch nach faulem Fisch, Dreck und nach Angst. Sein Herzschlag hatte sich noch nicht beruhigt. Es pochte gegen sein Inneres, als wolle es sagen, geh, geh und beende dein Werk. Da, er hörte die Hunde bellen, die Männer rufen, doch ... ihre Stimmen wurden leiser.
"Oh, diese Narren. Lauft doch, lauft doch in die falsche Richtung!"
Sie waren genauso ein Zeichen für die Unmoral, wie die Frauen, die er in den letzten Wochen ermordet hatte. Ermordet? Nein, dies hörte sich in seinen Ohren viel zu hart an, es klang so, als wäre das, was er getan hatte falsch. Aber das war es nicht, es war nicht falsch! Er schaute auf das blutige Messer in seiner Hand und dachte an die Frau, an die Hure, die es nicht verdient hatte, ihre Sünden durch die Welt zu schleudern; die es nicht verdient hatte, auf seiner sauberen Welt zu bleiben. Ob man sie schon gefunden hatte? Natürlich, würde man ihn sonst jagen?

Die Stimmen verklangen in der eisigen Luft Londons zu einem kaum hörbaren Echo. Er stand auf und fuhr mit seiner Hand über seine Stirn. Der Schweiß trocknete, sein Herz schlug wieder normal. Der Mann nahm ein weißes Taschentuch aus seiner Jackettasche und zog es langsam über das Messer, bis das kalte Metall der Klinge wieder blitzte, die Dunkelheit durchschnitt, wie das Fleisch seiner Opfer. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, ein kleines Lächeln. Es drückte Zufriedenheit und Befriedigung zugleich aus.

Aber, was war das? Jemand rief seinen Namen. Unaufhörlich rief jemand, leise und fast flehend. Er schaute sich um, sah nur die Gasse, die Tonnen. Eine Katze huschte an ihm vorbei, wild fauchend, als hätte sie eine Vorahnung gehabt von dem, was kommen sollte. Ein Poltern. Es waren nur die Tonnen. Er atmete leicht aus und plötzlich, in diesem Moment geschah es. Ein gleißendes Licht erschien; es hatte den Anschein, als sei es aus dem Nichts gekommen. Er hielt seine Hände vor sein blasses Gesicht, konnte nicht erkennen, was dies alles zu bedeuten hatte. Sein erster Gedanke war, ob ihn die Polizei doch noch erwischen würde, ob er diese Männer unterschätzt hatte, aber ihre Hunde waren nicht zu hören. Das Licht hüllte ihn ein. Es wurde kalt, das Licht spendete keine Wärme mehr; es war kalt, eisig.
Er hörte wieder die Stimme: "Wer bist Du? Wer bist Du?"
"Was wollt ihr!" rief er, immer noch nicht begreifend, was vor sich ging.
"Dein Handeln ist falsch!" echote die Stimme.
"Woher seid ihr Euch so sicher und wer seid ihr überhaupt, ich kann nichts erkennen."
Seine Füße verloren den Halt, sie standen nicht mehr auf der Erde, nicht mehr auf dem sicheren Boden seiner Heimatstadt. "Nein ..... ich bin im Recht ..... ich bin auserwählt ..... ich ..... bin auserwählt!"
Seine Stimme verstummte, so wie das Licht erlosch. Und zurück blieb ein sauberes Messer, welches leise klirrend auf den Boden fiel, wo eben noch Jack der Schlitzer gestanden hatte.

Minbar, 08.12.2239 (Erdzeit)

Netraan atmete leise ein. Wieder aus, und wieder ein.

Er war ein junger Minbari, Angehöriger der religiösen Kaste und Mitglied des dritten Tempel des Chudomo. Die Zeit die Netraan zwischen dem Studium der alten Schriften blieb nutze er mit Vorliebe zum Meditieren. Er genoß es sichtlich, sich der inneren Ruhe vollkommen hinzugeben und zu lauschen, wie der Wind über die Kristallbauten von Minbar strich und mit der Zeit die einst so scharfen Grate der Bauwerke schliff und abrundete. Auch wenn er die Augen geschlossen hielt, konnte er das Glitzern der Farben sehen. Sein Lehrer hatte ihm einst gesagt, er sein ein ganz besonderer Minbari, jemand, der es schaffen würde, die Dunkelheit seiner Seele zu bekämpfen wie kein anderer. Gerade weil sein Lehrmeister so viel von ihm hielt, hatte Netraan versucht einem größeren Zweck zu dienen. Er war einer von wenigen Minbari, die über die große Dunkelheit wußten, die über die Erkenntnis reicher waren, daß sie in nicht ferner Zukunft zurückkehren werde. Netraan wollte seinem Volk dienen, er wollte es gegen die Finsternis führen. Er war etwas besonderes, nicht jeder Minbari wußte um die Legenden der Alten. Die Legenden um Valen und um die Finsternis. Auserwählt war er, auserwählt um zu siegen. Genau diese Worte hatte er zu seinem Lehrmeister gesagt.

Damals schaute er Netraan selbst für einen Minbari äußerst nachdenklich an: "Du mußt Deine Seele erforschen, tief in ihr suchen. Findest du darin wirklich das Herz eines Auserwählten?"
"Ja, Sech Redaan, ich spüre es ganz deutlich. Ich will in die Weiten des Universums ausziehen und die Völker vor der Finsternis warnen, ihnen helfen sich vorzubereiten. Ich kann es, ich spüre es deutlicher, als alles andere!"
Zorn spiegelte sich in den Augen des alten Minbari wieder. "Nein! Man darf die Galaxis nicht vor der Finsternis warnen!"
"Ich verstehe nicht, und wie ...?"
"Weil man nur ..... weil man nur eine unnötige Panik heraufbeschwören würde!" fiel ihm der Sech ins Wort und es war nicht schwer zu überhören, daß der Alte seinen Worten selbst keinen großen Glauben schenkte. Dennoch ziemte es sich nicht einem Sech zu widersprechen, es wäre unehrenhaft.
"Dennoch werde ich sehen, was ich für dich tun kann. du scheinst Dir ja sehr sicher zu sein, daß du für diese Aufgaben der Richtige bist, daß gibt mir zu denken. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit herauszufinden, wo Deine Kräfte am besten eingesetzt werden können!"
"Danke Sech Redaan!"
Seine Gedanken kamen wieder in die Gegenwart zurück, als er hörte, daß sich ihm jemand von hinten näherte, die Sohlen des Ankömmlings knirschten auf dem weißen Kies. "Netraan? Meditierst Du?" Er ließ die Augen geschlossen, als er seiner Schwester eine Antwort gab. "Wonach sieht es aus? Aber ich wollte sowieso gerade aufhören. Ich muß noch in die Tempelbibliothek!" Als er seine Augen öffnete mußte er blinzeln, die Sonne stand hoch über Minbar und zusammen mit den Wasserfällen der Hauptstadt blendete es ihn. Seine Schwester sah ihn traurig an.
"Was bedrückt Dich?" Sie beugte sich zu ihm hinunter. "Dein Lehrmeister war eben bei dem Tempeloberen. Ein seltsamer Außerirdischer hat ihn begleitet. Ich glaube es war ... es war ein Vorlone!"
"Ein Vorlone?!" Netraan sprang vor Überraschung so schnell auf, daß er fast seine Schwester, die immer noch in der Hock vor ihm saß, umgeworfen hätte. "Was macht dich da so sicher? Noch keiner von uns hat einen Vorlonen je zu Gesicht bekommen. Wir wissen so gut wie gar nichts über sie, bis auf die Tatsache, daß sie sich nur Auserwählten in ihren Schutzanzügen zeigen! Und da glaubst Du, wenn ein Vorlone auf Minbar ist, wird er sich auch direkt in der Öffentlichkeit zeigen? Oder ... Schwester sag nicht, daß du wieder an der Tür der Oberen gehorcht hast!"
Seine Schwester druckste herum. "Vielleicht ..... etwas ....., aber gerade diese Informationen, die wir über die Vorlonen haben reichten. Er hatte einen Schutzanzug an, einen lilafarbenen Schutzanzug. Aber weshalb ich gekommen bin ... dein Name ist gefallen!"
"Mein Name, aber weshalb?" Netraan wurde unbehaglich zumute. "Ich weiß es nicht, aber es hieße sie suchen den Auserwählten und nur den wolle man haben."
Ohne auch nur ein weiteres Wort zu verlieren, lief Netraan durch den Park, über die Kieswege zurück in sein Quartier. Seine Schwester hatte noch nicht einmal die Zeit, ihm hinterherzulaufen. Er zog sich das feinste Gebetgewand an, was er in seinen Gemächern finden konnte und eilte zurück in die heiligen Hallen des Tempels. Es war ein merkwürdiges Gefühl, die Unbehaglichkeit war verschwunden und ein Glücksgefühl durchströmte ihn, vorausgesetzt seine Schwester hatte ihm die Wahrheit gesagt und nichts mißverstanden. Als er die Halle betrat, stand Sech Redaan vor einem kristallenen Fenster und war mit seinen Gedanken überall, nur nicht in dieser Halle. Netraan ging auf ihn zu, ohne auch nur ein Wort zu verlieren.
"Du weißt es also!" fragte der Sech in einem ruhigen Ton, als würde er noch nicht einmal eine Antwort auf seine eben gestellte Frage erwarten.
"Die Vorlonen sind hier! Sie wollten wissen, ob wir den Auserwählten gefunden haben. Den oder die großen Krieger, die uns gegen die Finsternis führen werden! Sie wollen dich prüfen, ich war dagegen!" Sprachlos - in diesem Moment fehlten Netraan wirklich die Worte und er versuchte seine Wut auszudrücken ohne den Sech dabei zu beleidigen.
"Aber wie können sie diese Entscheidung für mich treffen? Ohne mich zu fragen, ohne auch nur ein Wort ...?"
"Schweig, du weißt gar nicht, was auf dem Spiel steht, sonst hättest du es schon längst verstanden. Hast du meinen Worten nicht zugehört? Die Vorlonen wollen dich prüfen. Ich kenne die Vorlonen nicht sehr gut, keiner kennt sie überhaupt auch nur annähernd, aber du hast noch nicht einmal einen gesehen. Aber die Legenden berichten sehr deutlich über ihren Eigenwillen. Woher willst du dann wissen, daß ich die falsche Entscheidung für dich getroffen habe?"
Netraan versuchte sich zu beruhigen, ohne daß sein Meister es bemerkte, offene Wut war oft eine Schwäche. "Sech ... ich verstehe ihre Bedenken und ich bin auch mit Freude erfüllt zu sehen, welche Sorgen sie sich um mich machen!"
Er mußte nun nur diplomatisch sein, dann würde er sein Ziel schon erreichen; er war nun zu nah dran, und er würde die Vorlonen garantiert nicht enttäuschen. Er war in Mathematik genauso gut, wie in Rhetorik oder in der religiösen Geschichte der Minbari. Worin sollten sie ihn sonst prüfen, vielleicht noch im Zweikampf mit dem Den'Sha, aber das würde er auch noch schaffen, er glaubte doch an sich und an die Aufgabe.
"... Dennoch, ich denke ich habe die Kraft und den Willen dazu diese Prüfung mitzumachen und zu bestehen!"
Der Sech schaute ihn nicht an, seine Augen strahlten einen komischen Ausdruck aus, als hätte er mit sich selbst zu kämpfen, eine schwere innere Entscheidung zu treffen. "Ja, vielleicht würdest du die Prüfung bestehen, aber wenn nicht ... ich werde die Vorlonen kontaktieren und dir Bescheid geben, wenn die Zeit gekommen ist! Geh jetzt, geh und meditiere und bereite dich jede freie Minute auf das vor, was kommen wird!"
"Danke Sech Redaan, haben Sie vielen Dank. Dies werde ich Ihnen nie vergessen!" Während er, sich immer wieder verbeugend, aus der Halle eilte, schaute er ihm hinterher.
"Danke mir nicht, möge Valen Deiner Seele gnädig sein und dich beschützen!" Er schaute wieder aus dem Kristallfenster.

Es war soweit. Durch einen Boten des Tempels hatte er erfahren, daß er sich zu einem abgelegen Komplex in den Vororten Jedors begeben sollte. Seine Schwester hatte ihn bei seiner Abreise umarmt und ihm anvertraut welche Bedenken sie bei der Sache hätte, aber er war zuversichtlich, fest im Glauben an sich und sein Können. Er hatte ihr, als ein Zeichen, daß sie ihm vertrauen könne, einen Kuß auf die Stirn gegeben und sie einmal kräftig umarmt.

Nun stand er vor dem alten Komplex. Ein altes Gebäude, dessen Kristallformen schon fast gar nicht mehr zu erkennen waren und die das Licht nur noch schwach brachen. Er ging hinein und fand sich in einem großen Saal wieder. Der Saal hatte keine Fenster, kein Licht fiel von draußen in den Raum, nur einige kleine Lampen erhellten den Saal und tauchten ihn in ein dunkles Grau. Die Türen schlossen sich hinter ihm. Das Dröhnen hallte durch das Gemäuer. Niemand war zu sehen. In der Mitte des Raumes lagen zwei metallene Ringe.
"Anziehen!" dröhnte plötzlich eine Stimmte, deren Ursprung er nicht fand. Er zog sie über seine Arme. Da war ein anderes Geräusch, ein Hallen, eine Art Klopfen. Es kam näher, eine Gestalt kam aus der Dunkelheit auf ihn zu. Er hatte so einen Außerirdischen noch nie gesehen. Es war eine hagere, humanoide Gestalt, größer als er, aber genauso blaß. Sie trug eine Art Hut und ein Gewand, welches er auch noch nie in seinem Leben gesehen hatte. Das Geräusch, daß er gehört hatte, kam von einem Holzstock, den die Gestalt trug, und mit jedem Schritt, den sie tat, laut auf den Boden aufknallen ließ. Die Gestalt blieb stehen.
"Sind sie ... sind sie ein Vorlone?" fragte Netraan mit zitternder Stimme.
Die Gestalt fing an zu lachen. Ein unsympathisches Lachen, bei der sie ihr knochiges Gesicht auf schlimmste Weise verzog. Das Lachen hallte, begleitet durch ein nur langsam abklingendes Echo durch die große Halle.
"Junger Minbari, ich stelle hier die Fragen, denn schließlich willst du doch die Bestätigung, daß du etwas besonderes bist!"
"Ja, aber .....!"
"Schweig! Wer bist Du?"
Netraan war leicht erstaunt. "Hat man das Ihnen nicht gesagt?"
Die Gestalt ging um ihn herum und als sie ihren Stock wieder auf den Boden aufschlagen ließ, durchlief ein elektrischer Schlag den Prüfling. Netraan war benommen und suchte nach dem Ursprung des Schmerzens. Die Armbänder.
"Unzureichende Antwort!" brüllte die hagere Person. "Wer bist du?"
"Ich bin Netraan, Mitglied der reli...!"
Wieder das Hallen des Stockes, gefolgt von dem Schmerz in seinen Armen, der sich wie Wellen über seinen ganzen Körper verteilte.
"Unzureichende Antwort! du willst etwas besonderes sein und kannst noch nicht einmal die einfachste Frage der ganzen Prozedur richtig und zureichend beantworten. Ich glaube mein kleiner Freund, wir beide werden schneller fertig sein, als es dir lieb ist."
Verdammt, mit so etwas hatte Netraan wirklich nicht gerechnet, was wollte dieser Kerl von ihm denn hören?
"Ja, ich bin etwas besonderes. Jedes Lebewesen ist etwas besonderes!"
"Ach ja, und wer sagt das? Du, Dein Sech, oder der große Valen. Jeder ist etwas besonderes, lernt ihr Minbari nichts Gescheites mehr im Tempel. Frag mal die Kriegerkaste, ist für die auch jedes Lebewesen etwas besonderes? Oder wie wäre es in einem heiligen Krieg, wäre der Gegner etwas besonderes?"
Eine Diskussion, daß war gut, in Rhetorik war er ausgebildet, so sah er seine Chance gekommen: "Wir sind alle das manifestierte Universum, wir alle sind Teil des großen Alls und somit doch auch etwas besonderes!" blickte er den dürren Mann leicht triumphierend an.
Er blieb stehen und schaute ihn mit seinen zurückliegenden Augen durchdringend an. Dann lächelte er: "Unzureichende Antwort!" Vor Schmerz wurde Netraan zu Boden geworfen. "Auserwählt? Ja, was hast du denn Großartiges geleistet? Was ist dein Werk, was ist dein Erbe an die Nachwelt? Wenn du heute hier sterben solltest, würde sich die Nachwelt an dich erinnern? Würde sie deinen Name preisen, deine Gestalt loben?"
Unter Tränen drückte er sich eine Antwort heraus: "Ich weiß es nicht, ich weiß nicht, ob die Nachwelt sich an mich erinnern wird. Ich habe gedacht, mit dem was ich nach der Prüfung erreichen werde, werde ich in Erinnerung bleiben!"
"Du hast gedacht? Das ich nicht lache, denken? Wann haben die Minbari denn damit angefangen? Das ist nichts für Euch, seid lieber weiterhin die kleinen lieben Minbari, die immer nett sind und dem gehorchen, was die Prophezeiungen sagen. Und wenn du auserwählt bist, wer macht dich zu einem Auserwählten?"
Netraan stand wieder auf. "Ich spüre es!"
"Ach ja, und wenn Dein Gefühl dich täuscht? Wenn es ein anderes Gefühl ist, daß sich da bemerkbar machen will? Hast du darüber schon einmal nachgedacht? Die Vorlonen erscheinen doch nur Auserwählten, und wieso prüft dich dann keiner von ihnen, wenn du in Deinen Augen auserwählt bist? Ist das nicht ein Widerspruch in sich?"
"Ich weiß es nicht!"
"Ja, darauf will ich wetten! Du weißt es nicht. Du weißt weder, wer du bist, noch warum du bist, und da willst du auserwählt sein?"
Netraan stellte sich gerade hin, hob sein Kinn leicht an und sagte fest entschlossen, mit einer Stimme die zeigen sollte, daß er im Recht war, daß er Widerstand leisten konnte: "Und? Wir alle werden lernen, oder. Selbst Sie, hatten Sie nie das Gefühl auserwählt zu sein, daß Sie ein Gefühl durchströmt das Ihnen sagt, daß Sie dem Ruf ihres Herzens folgen müssen?!"
Die Gestalt trat etwas zurück und lächelte leise. "Doch, ich kenne dieses Gefühl, darum bin ich hier. Aber du bist alles andere als auserwählt, du bist ein Wichtigtuer, jemand der gerne im Mittelpunkt stehen würde und sich ein eigenes Denkmal setzen würde, wenn er die Mittel dazu hätte. Diese Prüfung ist beendet!"
Er ließ seinen Stock mit einer nie dagewesenen Wucht auf den Boden knallen, daß Netraan bewußt wurde, daß er die Armreifen ganz und gar vergessen hatte. Die Elektroschocks wurden unerträglich, Blitze schossen aus den Reifen, hüllten ihn in gelbes Licht und binnen Sekunden war Netraan zu Asche niedergebrannt. Er hatte nicht einmal Zeit zum Schreien gehabt. Sebastian bückte sich, um die Reifen aufzuheben und verließ danach das Gebäude; mit jedem Schritt klopfte der Stock gegen den von Staub bedeckten Boden der Halle.

Während er sah, wie das gelbe Vorlonenschiff zur Landung ansetzte, um ihn wieder mit zu nehmen und in Stasischlaf zu versetzen, bis er wieder gebraucht würde, dachte er an sein Schicksal und seine Mundwinkel verzogen sich wieder zu einem eisigen Lächeln: "Auserwählt? Ja, auserwählt sind wir alle ... irgendwie!"


Tobias Haupts
10. Februar 2005

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