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Rhiannons Geschichte:
6. Kapitel

(von Jennifer Fausek)

Nach der Beendigung des Krieges zwischen der Erde und Minbar war beschlossen worden, einen Ort zu schaffen, an dem sich alle Völker auf friedlicher Basis und auf neutralem Boden treffen konnten. So sollte verhindert werden, dass sich ein derart fatales Missverständnis wie das zwischen Menschen und Minbari noch einmal wiederholte.
Hauptinvestor in diese Idee waren die Menschen. Obwohl die Erde nach dem Krieg kaum Geld zur Verfügung hatte, trieb sie die Mittel für das sogenannte Babylon-Projekt auf. Eine große Raumstation namens Babylon sollte in einem neutralen Sektor des Weltalls erbaut werden. Allerdings waren die meisten Menschen nicht sehr begeistert von diesem Projekt. Sie fanden, dass das Geld besser den Flüchtlingen und Waisen zugute kommen sollte, die der Krieg hinterlassen hatte.
Dementsprechend war die Regierung der Erde natürlich unter Beschuss geraten, als die erste Babylon-Station zerstört worden war. Dabei war es keineswegs die Schuld der Arbeitskräfte gewesen, dass die Station explodiert war. Sie war sabotiert worden.
Trotz allen Widerstands hatte die Erde Geld für eine weitere Babylon-Station zur Verfügung gestellt - aber auch die hatte ihre Fertigstellung nicht erlebt. Es hatte wieder eine Explosion gegeben. Und auch diesmal war der Grund Sabotage gewesen.
Und jetzt wurde die dritte Station erbaut.
Mit ein wenig Unterstützung ihrer Verbündeten, der Centauri, war es der Erde gelungen, genügend Geld für ein weiteres Projekt aufzutreiben. Weitaus schwieriger war es da schon, passende Arbeitskräfte für den Bau zu finden. Es hieß, nur Verrückte seien dumm genug, sich für dieses wahnwitzige und außerdem sehr gefährliche Unternehmen engagieren zu lassen.
Jinxo war einer dieser ,Verrückten'. Er war schon beim Bau von Babylon 1 und 2 dabeigewesen. Für ihn war es eine willkommene Gelegenheit gewesen, um auf ehrliche Weise Geld zu verdienen. Sonst hatte er sich nämlich auf dem Mars als kleiner Dieb und Betrüger mehr schlecht als recht über Wasser gehalten.
Jinxo wusste nicht, ob er froh oder traurig darüber sein sollte, dass die Arbeit an der Station bald zu Ende gehen würde. Einerseits war er dann wieder arbeitslos, andererseits wollte er aber auch so schnell wie möglich weg von diesem verwunschenen Ort.
Und daran, dass dieser Ort verwunschen war, konnte überhaupt kein Zweifel bestehen. Immer wieder wurde von seltsamen Vorkommnissen berichtet, von Schiffen, die ganz in der Nähe verschwunden und nie mehr aufgetaucht waren und von merkwürdigen Raumanomalien.
Allerdings gab es für die Raumanomalien keine stichhaltigen Beweise. Und von den Schiffen hieß es, sie seien Raiders zum Opfer gefallen, Piraten, die wehrlose Frachtschiffe überfielen, die Ladung stahlen und diese dann auf dem Schwarzmarkt verkauften.
Jinxo packte seine wenigen Habseligkeiten zusammen, und sein Unbehagen verstärkte sich. Er hatte jetzt drei Wochen Urlaub, deshalb wollte er zurück zum Mars fliegen. Die Arbeitskräfte wurden erst bei vollständiger Inbetriebnahme der Station wieder gebraucht, um alles noch einmal zu überprüfen und eventuelle Störungen noch zu beheben.
Es ist wie die beiden letzten Male, dachte der junge Mann und zog eine Grimasse.
Tatsächlich kam es Jinxo so vor, als würde er ein Deja-vu erleben. Auch auf Babylon 1 und 2 hatte er seine Sachen gepackt und war weggeflogen - aber sein Schiff hatte das Hyperraumsprungtor noch nicht passiert gehabt, da war beide Male die Station explodiert.
Unwillig schüttelte Jinxo diesen Gedanken ab. Es war doch wirklich lächerlich! Babylon 3 würde schon nichts passieren, nur weil er seinen Urlaub antrat.
Jinxo packte seine Tasche und ging zu den Andockbuchten. In einer Stunde würde die Artemis, das Schiff zum Mars ablegen. Einige der Männer und Frauen, die hier auf der Station arbeiteten, verabschiedeten sich fröhlich von ihm. Auch sie würden demnächst nach Hause fliegen können. Dann würde nur noch das überwachende Personal, eine Crew von dreißig Leuten, auf Babylon 3 sein.
Niemand schien Jinxos gedrückte Stimmung zu bemerken. Der junge Mann folgte einigen seiner Kolleginnen und Kollegen auf die Artemis.
Jinxo brachte seine Sachen in eine der kleinen Kabinen und ging dann in den großen Aufenthaltsraum. Er wollte von dort den Blick aus dem Aussichtsfenster genießen. Er bemerkte, wie das Schiff ablegte und auf das nächstliegende Hyperraumsprungtor zusteuerte. Der junge Mann sah auf die Station zurück, die ruhig im All rotierte.
Es war also alles in Ordnung.
Jinxo wollte den Blick gerade abwenden, da gleißte ein gewaltiger Blitz. Aus einem Reflex heraus legte der junge Mann schützend die Arme über die Augen. Einige der anwesenden Leute schrien erschrocken auf.
"Um Himmels willen!" rief jemand.
Vorsichtig senkte Jinxo die Arme wieder und sah ins Weltall hinaus. Bei dem Anblick, der sich ihm bot, schnappte er keuchend nach Luft. Die Trümmer von Babylon 3 flogen in alle Richtungen davon. Einige der Teile glühten noch.
"O mein Gott!" Jinxo konnte sich einfach nicht von dem schrecklichen Anblick abwenden. "Wir müssen zurück und ihnen helfen!"
"Denen kann keiner mehr helfen", murmelte ein Mann.
Damit hatte er zweifellos recht. Keiner konnte diese Explosion überlebt haben.
Die Artemis machte trotzdem kehrt, um nach Überlebenden zu suchen. Allerdings nur, um festzustellen, dass es niemanden mehr gab, den sie retten konnten.

Der Verlust von Babylon 3 hatte die Erde tief getroffen. Fast fünfhundert Männer und Frauen waren bei der Katastrophe ums Leben gekommen.
Die Stimmung in Genf, der Hauptstadt der Erde, war dementsprechend schlecht. Die Untersuchungen des Vorfalls hatten ergeben, dass Babylon 3 sabotiert worden war, genau wie die beiden anderen Stationen auch. Und wieder gab es nicht den geringsten Hinweis darauf, wer hinter diesem Anschlag steckte.
Aber als der erste Schock über die Katastrophe überwunden war, brachen im EarthDome, dem Sitz der Regierung der Erde, heftige Diskussionen darüber aus, ob nun ein vierter Versuch gestartet werden sollte oder ob sie das Babylon-Projekt nun endgültig auf Eis legen sollten.
Mehr gelangweilt als interessiert hörte Senator Eugene Clark der Debatte im Parlament zu. Er hatte das ganze Babylon-Projekt schon von Anfang an abgelehnt und das auch sehr deutlich gesagt.
Clark fand, dass gab es wichtigere Probleme gab, die die Regierung zuerst in Angriff nehmen sollte, wie zum Beispiel die wachsende Unzufriedenheit in den Kolonien, die zunehmende Arbeitslosigkeit oder auch die ständigen Überfälle der Raiders in vielen Sektoren der Erdallianz, die niemand genau vorhersagen, geschweige denn stoppen konnte.
Aber viele andere Mitglieder des Senats schienen fest entschlossen zu sein, das Babylon-Projekt erfolgreich zum Abschluss zu bringen, koste es, was es wolle.
Für Clark war das reine Idiotie. Die ersten drei Babylon-Stationen hatten ihre Fertigstellung schon nicht erlebt, warum, um alles in der Welt, sollte es Babylon 4 dann also besser gehen? Außerdem: Wozu sollte ein Treffpunkt aller Völker gut sein, außer um Schwierigkeiten zu machen? Und die gäbe es mit hundertprozentiger Sicherheit, niemand konnte das abstreiten.
Sobald sich eine Gelegenheit dazu ergab, kehrte Clark zu seinem Büro zurück. Zu seinem Erstaunen bemerkte er, dass sein Sekretär nicht wie üblich im Vorzimmer saß. Der Senator runzelte die Stirn und öffnete die Tür zu seinem Arbeitszimmer.
"Guten Tag, Senator Clark", sagte eine Stimme, und der große Schreibtischstuhl wurde herumgedreht. Darin saß ein kleiner, alterslos wirkender, aber nicht mehr ganz junger Mann, der die Uniform der Psi-Polizei trug.
"Bester", entfuhr es Clark überrascht. "Ich dachte, Sie sind noch in der Außenwelt."
Das hättest du wohl gerne, dachte der Psi-Polizist. "Ich bin eben erst zurückgekehrt."
"Wo ist mein Sekretär?" fragte Clark. "Und was führt Sie zu mir?"
Bester stand von dem Stuhl auf und überließ ihn dem Senator, während er sich in einen Sessel vor den Schreibtisch setzte. "Ich habe ihn weggeschickt", erklärte Bester und deutete ein Lächeln an. "Damit wir uns ungestört unterhalten können."
Clark fühlte sich zunehmend unwohler in seiner Haut. "Und worüber?"
"Babylon 4, zum Beispiel", erwiderte der Psi-Polizist. "Ich weiß, Sie sind gegen den Bau einer weiteren Station."
"Allerdings", gab Senator Clark zu. Es war sinnlos, einen Telepathen belügen zu wollen. "Ich halte das ganze Projekt für Zeit- und Geldverschwendung."
"Darüber lässt sich streiten", meinte Bester. "Vielleicht sollten Sie Ihre Meinung noch einmal überdenken. Eine Station, auf der alle Völker präsent sind, könnte für unsere Sache von großem Nutzen sein."
"Und Sie selbst oder jemand aus dem Psi-Corps würde die Station leiten?"
"Oh nein." Der Psi-Polizist lächelte. "Das Corps zieht es vor, keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Das wäre zu riskant. Ich denke, es reicht, wenn wir die Fäden ab und zu aus dem Hintergrund ziehen."
"Und was ist, wenn die Leute auf der Station uns Schwierigkeiten machen?" brummte Clark. "Babylon 4 wäre neutral. Wir hätten deshalb keine große Kontrolle."
"Das halte ich für ausgeschlossen", entgegnete Bester. "Dafür sind die Völker untereinander viel zu zerstritten. Denken Sie nur einmal an die Centauri und die Narn. Sie würden einander am liebsten gegenseitig umbringen. Und die Drazi und die Pak´ma´ra werden auch genügend Probleme schaffen, von den Minbari ganz zu schweigen."
"Die Minbari", wiederholte Clark düster. "Sie sind die Schlimmsten von allen - und die Gefährlichsten. Sie könnten unsere Pläne durchkreuzen."
"Möglich", räumte Bester ein. "Wir müssen sie eben im Auge behalten." Er wechselte das Thema. "Haben Sie etwas Neues über diese Alien-Schiffe herausfinden können?"
Senator Clark schüttelte den Kopf. "Bisher nicht. Es wurden keine weiteren Schiffe entdeckt, seit das archäologische Team vor zwei Jahren die beiden Dinger auf dem Mars ausgegraben hat."
"Und diese Schiffe... Wo sind sie jetzt?"
Clark zuckte die Achseln. "Wir wissen es nicht ganz genau. Aber es soll weitere archäologische Expeditionen geben."
"Gut." Bester nickte zufrieden. "Sobald Sie auf die Spur der Schiffe stoßen, benachrichtigen Sie mich bitte. Wir müssen unbedingt herausfinden, was es mit ihnen nun auf sich hat. Unser aller Überleben hängt vielleicht davon ab. Es muss uns gelingen, wenigstens eines dieser Schiffe zu bergen und zu untersuchen."
"Dem stimme ich zu."
"Das freut mich", entgegnete Bester kühl. "Und was die Station betrifft..."
"Wenn Sie meinen, es diene unserer Sache, werde ich mich dafür einsetzen, dass sie gebaut wird" sagte Clark. "Aber es könnte sein, dass wir uns da ein faules Ei ins Nest legen."
"Dieses Risiko müssen wir eingehen", sagte der Psi-Polizist. "Nur so können wir unauffällig herausfinden, was die anderen Völker vorhaben."
Senator Clark brummte kurz. "Um das Risiko zu minimieren schlage ich vor, dass einer unserer Leute das Kommando über Babylon 4 übernimmt, falls es überhaupt gebaut werden sollte."
"Es wäre schon von Vorteil, wenn ein Freund die Station leiten würde", erwiderte Bester. "Aber ich mische mich da nicht ein. Mir ist es egal, wer das Kommando führt, solange er oder sie uns nicht in die Quere kommt."
"Sie sind ein Narr, wenn sie eine derart wichtige Entscheidung einfach dem Zufall überlassen."
Bester sah ihn kalt an. "Und Sie sind ein Narr, wenn Sie versuchen, die Dinge zu sehr zu beeinflussen. Damit lenken Sie nur Aufmerksamkeit auf sich."
Clark seufzte. "Ich fürchte, Sie haben Recht. Wie sollen wir weiter vorgehen?"
"Bei was vorgehen?" fragte der Psi-Polizist.
Der Senator stutzte. "Ich meine: Wie treiben wir die Dinge weiter voran?"
"Warum sollten wir irgend etwas vorantreiben wollen?" fragte Bester. "Soweit es mich betrifft, ziehe ich es vor, erst einmal abzuwarten und zu sehen, wie sich alles entwickelt."
"Das ist Ihre Entscheidung."
"In der Tat." Bester lächelte dünn. Er stand von seinem Sessel auf. "Ich werde jetzt gehen. Ich habe nämlich noch einiges zu erledigen."
Clark nickte. "Ach, bevor ich vergesse: Platzen Sie in Zukunft bitte nicht mehr einfach so in mein Büro."
"Auf Wiedersehen, Senator", sagte Bester und ging.


Fortsetzung: Kapitel 7


Jennifer Fausek
14.10.2002
Website von Jennifer Fausek

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