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Rhiannons Geschichte:
15. Kapitel

(von Jennifer Fausek)

Rhiannon zappelte ungeduldig hin und her. Rakall untersuchte sie gerade, um so mehr über die menschliche Physiologie herauszufinden. Ria arbeitete sehr gerne mit der minbarischen Heilerin zusammen, aber sie mochte es nicht, wenn sie Versuchsobjekt und Studienobjekt spielen sollte.
"Würdest du bitte endlich still halten?" sagte Rakall leicht verärgert während sie Rhiannon mit einem medizinischen Scangerät über den Brustkorb fuhr.
"Seit einer halben Stunde untersuchst du mich jetzt schon", erwiderte Ria entnervt. "Hast du nicht langsam genug Daten?"
"Es kann gar nie genug Daten geben." Die Heilerin seufzte. "Wie soll ich dich denn im Ernstfall behandeln wenn ich nichts über deine Anatomie weiß? Selbst eine eher einfache Verletzung oder Krankheit könnte für dich tödlich sein, weil hier niemand Erfahrung in der Behandlung von Menschen hat."
Rhiannon schnaubte abfällig und versuchte ruhig zu bleiben. Nach weiteren zehn Minuten klopfte ihr Rakall ihr aufmunternd auf den Schenkel.
"Wir sind fertig für heute."
Sofort sprang Ria von der Untersuchungsliege. "Und?"
"Soweit ich sehe bist du vollkommen gesund" verkündete die Heilerin. "Zumindest nach den Unterlagen, die ich über den menschlichen Organismus gelesen habe. Aber ich muss zugeben, dass mich die Scanneranzeigen immer noch ein wenig verwirren."
Rhiannon lachte. "Ich weiß." Sie musterte Rakall. " Ich bin jetzt schon seit ein paar Monaten deine Assistentin. Wirst du mich zur vollständigen Heilerin ausbilden?"
Die minbarische Heilerin mied den Blick ihrer Assistentin. "Es tut mir leid, aber zu diesem Zeitpunkt geht das nicht."
"Wieso nicht?" fragte Ria. "Bin ich zu jung?"
Rakall neigte den Kopf leicht. "O nein. Aber du willst im Moment nur Heilerin werden, weil du nicht weißt was du sonst tun sollst. Wenn du eines Tages den Weg deines Herzens gefunden hast, und er sagt dir, du sollst Ärztin werden, werde ich dich ausbilden."
"Wie merke ich, dass ich den Weg meines Herzens gefunden habe?" wollte Ria wissen.
"Solange du das fragen musst, hast du ihn noch nicht gefunden", entgegnete Rakall.
"Was ist, wenn ich nie herausfinde, was der Weg meines Herzens ist?"
Die Heilerin musste lächeln. "Mach dir keine Sorgen, du wirst deinen Weg schon machen. Du musst nur Geduld haben und abwarten."
"Satai Jenimer hat mir einmal gesagt, dass nur wenigen Leuten vergönnt ist, dem Weg ihres Herzens zu folgen", sagte Rhiannon und runzelte die Stirn. "Ich denke, in der Beziehung hat er Recht."
"Du bist noch so jung", erwiderte Rakall. "Bestimmt hast du noch mehr als genug Zeit, um deinen Weg zu machen."
Ria brummte zustimmend. "Apropos, Satai Jenimer: wusstest du, dass er jetzt gerade bei uns im Tempel ist? Er studiert einige Schriften. Rathenn ist auch hier."
Die Heilerin nickte. "Ich habe die beiden heute morgen schon gesehen."
Sie mussten ihr Gespräch unterbrechen, da einige kleinere Verletzungen behandelt werden mussten, wie zum Beispiel Schürfwunden, Prellungen und auch zwei oder drei Knochenbrüche.
Zufrieden sah Rakall dabei zu, wie Rhiannon eine tiefe Schnittwunde bei einem Mitglied der Arbeiterkaste behandelte. Dank der fortgeschrittenen minbarischen Medizin würde innerhalb weniger Tage nichts mehr von der Verletzung zu sehen sein.
"Das machst du wirklich sehr gut", meinte Rakall später. "Ich würde mich wirklich aufrichtig freuen, wenn Medizin genau das richtige für dich wäre."
Ria lächelte und errötete leicht. "Danke, ich habe eben eine gute Lehrerin."
Die Heilerin wollte gerade etwas erwidern, da kam Satai Rathenn zu ihnen geeilt. In seinem Gesicht spiegelte sich ernsthafte Besorgnis wieder.
"Bitte kommt schnell!" sagte er ohne Einleitung. "Dem Gewählten geht es sehr schlecht!"
Ohne weiter zu fragen, folgten Rakall und Rhiannon ihm zu einem nebenan liegenden Behandlungsraum. Satai Jenimer lag auf einem Untersuchungstisch, zwei Sanitäter waren bei ihm. Er war zwar bei Bewusstsein, aber er war blaß und atmete schwer.
"Was ist passiert?" fragte Rakall so sachlich wie möglich.
"Der Gewählte klagte über Schmerzen im Brustbereich", entgegnete Rathenn schnell.
Rakall fuhr mit dem Scangerät über Jenimers Brust. "Hatte Sie schon einmal so einen Anfall?" Die Heilerin klang noch immer ruhig.
"Nein", antwortete Rathenn statt dem Patienten.
"Doch", korrigierte Jenimer mit schmerzverzerrter Stimme. "Auf dem Schiff des Grauen Rates. Es war nur nicht so schlimm wie dieses Mal."
Rakall gab ihm etwas zur Beruhigung, gegen die Schmerzen und zur Stabilisierung des Kreislaufs, bevor sie ihn weiter untersuchte. Die Heilerin runzelte die Stirn als sie die Scanneranzeigen ablas.
"Würden Sie bitte alle den Raum verlassen? Ich möchte allein mit dem Gewählten sprechen." Als Ria ebenfalls das Zimmer verlassen wollte, schüttelte Rakall energisch den Kopf "Du nicht, Rhiannon, du kannst hier bleiben." Rakall wandte sich an ihren Patienten. "Gewählter, Sie haben einen leichten Herzinfarkt. Da es nur einen sehr geringen Teil Ihres Herzens betrifft, kann es medikamentös behandelt werden. Allerdings ist Ihr Herz ohnehin schon geschwächt..."
Jenimer nickte. "Ich weiß. Wegen einer Virusinfektion, die ich vor fünfzehn Jahren hatte. Aber ich dachte, es war so einigermaßen unter Kontrolle gebracht worden."
"Bisher mag das ja der Fall gewesen sein. Aber in Zukunft werden Sie viel besser auf sich aufpassen und Ihre Medikamente nehmen müssen. Sonst wird Ihr Zustand bedrohlich."
"Ich verstehe."
"Gut. Ich würde Sie gerne für einige Tage hier behalten", sagte Rakall. "Zur Beobachtung und Behandlung."
"Ich bin einverstanden", entgegnete Satai Jenimer.
Die Heilerin lächelte zufrieden. "Gut. Soll ich Ihren persönlichen Arzt benachrichtigen?"
Der Gewählte schüttelte den Kopf. "Das ist nicht nötig. Ich denke, ich bin hier in guten Händen."

Mit ausdruckslosem Gesicht sah Rhiannon zu Satai Jenimer. Er schlief immer noch, und das stetig monotone Piepsen des Überwachungsgeräts zeigte seinen Herzschlag an. Der Puls war nach wie vor erhöht, trotz der medikamentösen Therapie, die Rakall ihm verordnet hatte. Nun, wenigstens schien er keine Schmerzen mehr zu haben, und das Atmen fiel ihm mit Hilfe des Sauerstoffs, der ihm per Sauerstoffbrille verabreicht wurde, leichter.
Ria seufzte und streckte sich. Den ganzen Nachmittag war sie hier gewesen um bei Jenimer zu wachen. Jetzt war es bald Zeit für das Abendessen, aber Rhiannon verspürte nicht den geringsten Hunger, auch keinen Appetit.
Ganz vage erinnerte sich Ria an den Tod ihres Vaters. In den Tagen vor seinem Tod war er auch an Überwachungsgeräten gehangen, bis ein grässlicher, schriller Ton verkündet hatte, dass es keinen Herzschlag mehr gab.
Verärgert über sich selber schob Rhiannon diese Reminiszene beiseite, konnte aber nichts gegen das Gefühl der Beklemmung tun, das die Erinnerung hinterlassen hatte.
Jenimer öffnete die Augen und lächelte als er Ria sah. "Hallo! Warst du etwa die ganze Zeit über hier?"
Sie sprang von ihrem Stuhl auf. "Ja. Wie geht es Ihnen?" fragte sie besorgt.
"Besser", antwortete der Gewählte.
Offenbar war Rhiannon die Erleichterung deutlich anzumerken, denn Satai Jenimer warf ihr einen amüsierten Blick zu. "Wie spät ist es?" wollte er wissen.
"Es gibt bald Abendessen", erwiderte Rhiannon.
"Ich habe keinen Hunger", sagte Jenimer.
"Sie müssen aber etwas essen." Sie versuchte ihre Unruhe zu verbergen, indem sie jenen festen Tonfall in die Stimme legte, den sie schon öfters bei Rakall gehört hatte, wenn sie es mit schwierigen Patienten zu tun hatte. "Sonst werden Sie nicht wieder zu Kräften kommen. Ich werde nicht zulassen, dass Sie sich aufgeben."
Der Gewählte lachte leise, und nahm Rhiannons Hände in seine. Ria war erschrocken darüber, wie eiskalt seine Finger waren. "Mach dir um mich keine Sorgen. So leicht sterben wir nicht. Das Leben erhält sich selbst."
"Und ich werde darauf achten, dass Sie das nicht vergessen."
"Ist das eine Art mit dem Oberhaupt des Grauen Rates zu sprechen?" fragte Jenimer und hob gespielt tadelnd die Augenbrauen.
In Rhiannons Augen blitzte es schelmisch. "Nein, aber eine Art, einen unvernünftigen Patienten zur Räson zu bringen."
Zwei junge Minbari, die etwa in Rias Alter waren, kamen mit dem Abendessen. Sie brachten auch Rhiannon eine Portion mit reisähnlichen Körnern und verschiedenen Arten von Gemüsen. Obwohl Ria keinen Hunger hatte, zwang sie sich alles aufzuessen, schon allein, um ihrem Patienten ein Vorbild zu sein. Jenimer aß zwar trotzdem nur wenig, aber sie war schon froh, dass er das Essen überhaupt anrührte.
Eigentlich hatte Rhiannon vorgehabt, die ganze Nacht im Tempel zu bleiben, allerdings machte ihr Jenimer da einen Strich durch die Rechnung.
"Du bringst sehr viel Freude und Hoffnung in das Leben eines alten Mannes, mein Kind", sagte er. "Aber ich möchte, dass du jetzt nach Hause gehst, bevor es spät wird und Delenn sich Sorgen um dich macht. Außerdem möchte ich nicht, dass du wegen mir Schlaf versäumst."
Erst wollte Ria widersprechen, doch dann nickte sie gehorsam. "Gut, ich gehe."
Zu Hause wurde sie schon von einer aufgeregten Delenn erwartet. Sie hatte natürlich bereits von Jenimers Krankheit gehört und war deshalb besorgt.
"Wie geht es dem Gewählten? Es heißt, er ist sehr krank."
"Den Umständen entsprechend gut." Rhiannon seufzte müde. "Ich denke, er ist auf dem Weg der Besserung. Zum Glück wird er sich wieder erholen. Allerdings wird er noch für ein paar Tage im Tempel bleiben müssen, zur Behandlung."
"Er wurde nicht in den Palast gebracht?" fragte Delenn ein wenig erstaunt.
Der sogenannte Palast war die traditionelle Residenz des oder der Gewählten, außerhalb von Yedor, wo er beziehungsweise sie sich auf Minbar aufhielt. Der Palast war sehr abgeschieden und - abgesehen von besonderen Anlässen - normalerweise nur dem Personal, den Familienangehörigen und dem Grauen Rat zugänglich und den Personen, die eine private Audienz bei dem Gewählten hatten.
"Nein, er wollte das nicht", antwortete Ria. "Er fühlte sich im Tempel wohler."
"Falls du Hunger hast...", sagte Delenn. "Ich habe Nalae gebeten, dir etwas vom Abendessen warmzuhalten."
Rhiannon machte eine abwehrende Geste. "Danke, ich habe bereits gegessen."
Delenn merkte, wie nachdenklich ihre Pflegetochter war. Das Mädchen setzte sich mit einem Glas Fruchtsaft auf das Fensterbrett und wirkte geistesabwesend.
"Was ist los?"
Zögernd drehte Ria den Kopf zu Delenn. "Es ist nichts. Nur... den Gewählten so krank zu sehen hat mich sehr mitgenommen. Er wirkte so... gebrechlich."
"Vergiss nicht, er ist eben schon alt."
Ria seufzte. "Aber wenn er sich schonen würde, könnte er sicher noch zehn Jahre leben. Nur glaube ich nicht, dass er auf sich aufpassen wird. Er ist sturer als ein Mensch."
Delenn lächelte. "Du musst es ja wissen."
Rhiannon trank ihren Fruchtsaft, um die Antwort hinauszuzögern. "Eben.", sagte sie dann. "Jetzt tut er was die Ärzte ihm sagen, aber das wird sich ändern, sobald er entlassen wird. Bitte sorge dafür, dass er es nicht übertreibt, wenn er wieder beim Grauen Rat ist."
"Ich werde es versuchen."

In den nächsten Tagen erholte sich Satai Jenimer langsam wieder. Wenn er nicht gerade Besuch von seiner Familie hatte, kam Rhiannon oft zu ihm, um ein bisschen Zeit mit ihm zu verbringen und um ihn auf den kurzen Spaziergängen durch den Tempelpark zu begleiten die ebenso zur Therapie gehörten wie die Medikamente.
"Bist du gerne hier auf Minbar?" fragte Jenimer Ria plötzlich, als sie sich wieder einmal bei ihm untergehakt hatte und mit ihm durch den Park schlenderte.
Sie runzelte die Stirn, verblüfft über diese Frage. "Nun, es wäre mir natürlich lieber wenn meine Eltern noch leben und ich mit ihnen irgendwo in der Erdallianz leben könnte. Aber ich hatte viel Glück im Unglück. Ich habe hier eine zweite Chance bekommen, deshalb bin ich sehr gerne hier, ja."
",Glück im Unglück'" wiederholte der Gewählte nachdenklich. "Ist das eine menschliche Redewendung?" Als Rhiannon nickte fuhr er fort. "So wie du es gesagt hast, klingt das aber sehr zwiespältig."
"Es ist nicht leicht, sich mit zwei Welten zu arrangieren", erwiderte sie. "Aber es gefällt mir hier, und ich bin glücklich darüber, dass ich hier Freunde und eine Familie habe."
"Das freut mich." Jenimer blieb stehen und musterte seine Begleiterin ernst. "Und du wirst hier für immer eine Heimat haben, das darfst du nie vergessen. Aber solltest du jemals zu deinem eigenen Volk zurückkehren wollen, zögere nicht es zu tun."
"Warum sollte ich das wollen?" fragte Ria verwundert. " Ich bin glücklich hier. Hier kann ich lernen und in Frieden leben."
"Ja, sicher", sagte Jenimer. "Aber tu bitte nichts, nur weil du dich verpflichtet fühlst, es zu tun. Und triff auch niemals eine Entscheidung im Zorn. Dadurch entsteht nur Unglück. Versprichst du mir das?"
"Ich verspreche es."
"Gut." Der Gewählte lächelte, und sie gingen weiter. "Du musst Dinge tun, weil du denkst, dass es richtig ist, nicht weil du dir Ruhm erwartest oder denkst, es sei deine Pflicht. Es ist sehr wichtig, dass du das weißt."
"Sie sprechen vom Weg des Herzens.", erkannte Rhiannon intuitiv. Es war offenbar ein wichtiger Teil der minbarischen Kultur.
Jenimer sah sie erstaunt an. "Richtig."
"Warum bringen Sie dieses Thema gerade jetzt zur Sprache?"
"Es wird nicht mehr lange dauern, und du giltst als Erwachsene." Der Gewählte seufzte. "Wer weiß? Vielleicht wirst du früher Entscheidungen treffen müssen als du glaubst."
Was Jenimer gesagt hatte, gab Ria viel zu denken. Es wurde allmählich Zeit, dass sie herausfand, was ihre wahre Berufung war. Das Problem war nur: wo sollte sie mit der Suche beginnen? Es konnte natürlich auch sein, dass sie ihre Berufung schon längst gefunden hatte und es nur noch nicht wusste.
Delenn schien sich darüber weitaus weniger Sorgen zu machen. Sie meinte nur, es wäre noch genügend Zeit, um das herauszufinden. Ria versuchte, auf ihre Pflegemutter zu hören und schob ihre Sorgen beiseite. Es bestand wirklich kein Grund für eilfertige Entschlüsse.
Rhiannon kümmerte sich also weiter um Satai Jenimer und ihre anderen Patienten und bereitete sich wann immer sie konnte auf eine mögliche Ausbildung zur Ärztin vor.
Medizin hatte sie schon immer interessiert. Ria las viel über die Anatomie der verschiedenen Völker, um im Notfall besser helfen zu können, über Diagnosetechniken, diverse Krankheiten und allgemeine Medizin. Rakall sah das Engagement des Mädchens mit Wohlwollen und ermutigte sie, ihre Kenntnisse zu erweitern.
Rakalls Anerkennung ließ Ria ihre Bedenken vollendens vergessen. Es machte ihr nicht mehr so viel aus, dass sie weiterhin nur Assistentin sein würde (wenigstens vorläufig) und dass die Arbeit anstrengend war. Sie freute sich darüber, wenn sie Patienten helfen konnte.


Fortsetzung: Kapitel 16


Jennifer Fausek
17.09.2002
Website von Jennifer Fausek

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