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Rhiannons Geschichte (2. Band):
5. Kapitel

(von Jennifer Fausek)

William hätte es nie für möglich gehalten, aber mit der Zeit begann ihm das Leben mit Rhiannons Familie tatsächlich zu gefallen.
Er wollte es nicht wahrhaben. Er hatte den Halt und die Stabilität einer Familie tatsächlich sehr vermisst, seit er ständig auf Achse war.
Diese Erkenntnis erschreckte Will ein wenig und auch, dass Rhiannon, Nistel und selbst Zora ihn immer mehr wie ein Mitglied der Familie und nicht mehr wie einen geduldeten Besucher oder einen gern gesehenen Gast behandelten.
Es geschah alles ganz ungezwungen, und das gefiel ihm. Auch die Pflichten wurden nicht übertrieben ernst genommen. So musste er nie mehr tun oder mehr Verantwortung übernehmen, als er selbst wollte oder sich zutraute.
Er hatte sich ziemlich rasch daran gewöhnt, dass er nun ein kleines Kind um sich hatte, und es machte ihm sogar weniger aus, als er zunächst gedacht hatte. Er erklärte sich sogar ab und zu bereit, sich um Zora zu kümmern, wenn ein Babysitter gebraucht wurde. Aus irgendeinem für ihn unerfindlichen Grund schien das kleine Mädchen ihn zu mögen.
Aus Rhiannon wurde William manchmal nicht schlau. Die meiste Zeit über strahlte sie eine geradezu unbändige Lebenslust und Freude aus, ohne deswegen gleich leichtlebig oder gar leichtsinnig zu wirken.
Nur wenn es um ihre Arbeit ging, war sie seltsam zugeknöpft. Hin und wieder verschwand sie für kurze Zeit, einige Tage bis zwei Wochen, ohne jemals zu erzählen wohin sie ging oder warum. Gelegentlich kam sie mit einigen Schrammen oder blauen Flecken zurück.
Diese Verletzungen und das wenige, das Ria ab und zu doch erzählte machten Will klar, dass Rhiannon einen sehr gefährlichen Beruf hatte. Irgendetwas sagte ihm dass sie Tag für Tag während der Aufträge ihr Leben aufs Spiel setzte, um den Leuten zu helfen oder sie zu schützen.
William machte sich große Sorgen, wenn Rhiannon wieder einmal unterwegs war, und er war jedesmal heilfroh, wenn sie dann endlich gesund und munter zurückkam.
Ja, unmerklich hatte sich zwischen ihnen eine echte Freundschaft entwickelt. Soweit es Will betraf ging es sogar noch weiter.
Während seines unsoliden Lebens war er schon des öfteren verliebt gewesen oder hatte geglaubt, es zu sein. Aber keine Beziehung hatte länger als ein oder zwei Monate gehalten, meistens war es sogar schon nach einer Nacht wieder zu Ende gewesen.
Diesmal war alles ganz anders. Wenn William mit Rhiannon zusammenhockte und über alles mögliche mit ihr redete, etwas mit ihr unternahm oder einfach nur mit ihr meditierte, war eine beruhigende Vertrautheit da. Dann hatte er das Gefühl, sie schon immer gekannt zu haben und dass er ihr bedingungslos Vertrauen konnte, obwohl er nicht viel von ihr wusste.
Natürlich erzählte William Ria nichts von seinen Gefühlen. Nachdem er ihr am Anfang ein so eindeutiges Angebot für eine Affäre gemacht hatte, hatte er Angst, dass sie ihm nicht glauben oder ihn sogar hinauswerfen würde, wenn sie wütend war.
Aber Will hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, Rhiannon zu umarmen und ihr einen Kuss auf die Wange zu geben, wenn sie kam oder ging.
Erst hatte er befürchtet, dass Ria ihm das übel nahm und es nicht zulassen würde. Aber nichts dergleichen geschah. Im Gegenteil, sie schien seine Nähe sogar als angenehm zu empfinden, zeigte jedoch durch nichts, dass sie mehr wollte als freundschaftliche Umarmungen und einen Kuss auf die Wange, also beließ er es dabei.
An einem Abend - sie kannten sich nun schon ein paar Wochen - stand er auf dem großen Balkon im obersten Stock. Es war einer der letzten warmen Tage des Altweibersommers, kurz bevor der Herbst richtig begann.
Plötzlich hörte er, wie die Schiebetür geöffnet wurde, drehte sich aber nicht um. Er wusste auch so, wer da hinter ihm stand.
"Hallo Ria."
"Hier bist du also", sagte sie. William konnte ihre Schritte nicht hören. Er fühlte erst einen leichten Hauch, als sie direkt neben ihm stehen blieb. Wie selbstverständlich legte sie ihm den Arm um die Hüfte und schmiegte sich ein wenig an ihn.
Aus einem Reflex heraus tat Will das gleiche und spürte Rhiannons kräftigen durchtrainierten Körper. "Ich sehe mir gerne den Sternenhimmel an", erklärte William.
"Das tue ich auch gerne", meinte Ria.
Sie drehte sich leicht zu ihm, und ohne genau zu wissen was er da tat, beugte sich Will zu Rhiannon und küsste sie auf den Mund. Im ersten Moment glaubte er, sie würde ihm vielleicht gleich eine kräftige Ohrfeige verpassen, doch das geschah nicht. Statt dessen schlang sie die Arme um ihn und erwiderte den Kuss leidenschaftlich.
Verlegen lösten sie sich dann voneinander. Sie wagten nicht einmal, einander jetzt anzusehen.
"Tut mir Leid..." begann William
"Schon gut", unterbrach Ria ihn. "Es ist ja nichts weiter passiert."
Hastig verließ sie den Balkon. Will sah ihr hinterher, und ihre Blicke trafen sich kurz, als sie die Schiebetür hinter sich zuzog. Und da wusste er, dass sie auch etwas für ihn empfand.

Die nächsten Tage tat Rhiannon so, als hätte es diesen Kuss nie gegeben. Sie wich allen Gesprächen mit Will aus.
Ria war völlig verwirrt. Sie wusste einfach nicht, ob sie nun echte Gefühle für William hatte, die über die Freundschaft hinausgingen oder ob sie einfach nur als Frau auf einen attraktiven Mann reagiert hatte.
Rhiannon musste zugeben, dass Will wirklich nicht schlecht aussah. Mit dem braunen, halblangen Haar, den ebenfalls braunen, lebendigen Augen und dem knochigen Körper war er ein ganz anderer Typ wie Alexander.
Auch vom Wesen her hatten sie kaum etwas gemeinsam. Während Alex gerne auf Nummer Sicher gegangen war und immer hielt, was er versprochen hatte, war Will meistens unbekümmert und vertraute hin und wieder auch ein bisschen zu sehr auf sein Glück. Er dachte auch nie an die Zukunft und plante deshalb nicht gerne langfristig.
Obwohl dieses allzu sorglose Verhalten Rhiannon ganz und gar nicht gefiel, konnte sie William nicht richtig böse sein, schließlich bemühte er sich wirklich zu helfen wo er konnte.
Bevor sie William kennengelernt hatte, war Ria davon überzeugt gewesen, dass sie sich nach der Sache mit Alex nie mehr verlieben würde. Und jetzt war sie auf dem besten Wege sich doch neu zu verlieben.
Nistel blieb nicht verborgen, dass sich Rhiannon und William so weit wie möglich aus dem Weg gingen, und er bemerkte auch die seltsamen Blicke, mit denen sie einander ansahen, wenn sie sich doch begegneten.
Nach einer Woche wurde es Nistel zu bunt, und er nahm Ria beiseite, um vertraulich mit ihr zu reden. "Sag mal, was ist eigentlich mit William und dir los?"
Rhiannons Augen bekamen plötzlich einen wachsamen Ausdruck. "Gar nichts. Was soll denn mit uns schon los sein?"
"Das frage ich ja gerade dich." Nistel musterte sie besorgt. "Ihr geht euch aus dem Weg und sprecht kaum mehr miteinander. Habt ihr euch etwa gestritten?"
"Nein, haben wir nicht. Es ist nur..." Ria stockte. Sie wich seinem Blick aus und biss sich auf die Lippe.
"Was?" fragte Nistel erwartungsvoll.
"Nichts."
Rhiannon eilte davon. Nistel blickte ihr nach, seufzte und schüttelte den Kopf. Menschen konnten manchmal ganz schön seltsam sein.

Ria war klar, dass sie William nicht für immer aus dem Weg gehen konnte, zumal sie sich nicht einmal sicher war, ob sie wirklich etwas für ihn empfand.
Schließlich erinnerte sie sich an ein minbarisches Ritual, mit dem eine Minbari-Frau feststellen konnte, ob sie einen möglichen Lebenspartner, den sie sich ausgesucht hatte, wirklich liebte.
Wenn eine Minbari heiraten wollte, verbrachte sie drei Nächte an der Seite ihres Auserwählten und beobachtete ihn während er schlief, um sein wahres Gesicht zu erkennen. Gefiel ihr, was sie sah, blieb sie alle drei Nächte, stellte sie fest, dass sie ihn nicht liebte, verließ sie ihn einfach in der zweiten oder dritten Nacht.
Natürlich konnte der Abgewiesene um eine zweite Chance bitten, aber wenn die Frau ihm keine gewähren wollte, konnte er nichts machen.
Ja, dieser Brauch ihre Gefühle zu erforschen schien genau das Richtige zu sein. Vor allem war es unauffällig genug, so dass sie keine unangenehmen Fragen zu beantworten brauchte, und William würde nichts von der Bedeutung des Rituals wissen.
Will hatte sich gerade erst für die Nachtruhe in sein Zimmer zurückgezogen. Rhiannon hielt es für den günstigsten Zeitpunkt zu ihm zu gehen, um mit ihm zu reden.
William war gelinde gesagt etwas überrascht, als Ria in sein Zimmer kam, nachdem sie ihm in letzter Zeit so weit wie möglich aus dem Weg gegangen war.
"Nanu, was tust du denn hier?" fragte er perplex.
"Ich möchte die Nacht hier bei dir verbringen", erklärte Rhiannon und lächelte amüsiert, als sie Wills ungläubigen Gesichtsausdruck sah. "Nicht so wie du denkst", versicherte sie. "Ich würde nur gerne bei dir bleiben und dich beobachten, während du schläfst."
William runzelte verwundert die Stirn. "Warum willst du sehen, wie ich schlafe?"
"Einfach nur so", entgegnete Ria ein wenig zu hastig. "Kein besonderer Grund."
"Na meinetwegen." Er schüttelte ein wenig ironisch den Kopf. "Wenn dir so viel daran liegt, dann bleibe eben hier. Aber ich denke, du bist ein wenig verrückt."
Rhiannon grinste leicht. "Das musst du gerade sagen."
Sie setzte sich in einen bequemen Sessel im Halbdunkel von Wills Zimmer. Sie betrachtete William, der langsam einschlief.
Sie lauschte seinen Atemzügen, die tiefer und regelmäßiger wurden, ein Zeichen dafür, dass er sich im Schlaf entspannte.
Rhiannon betrachtete Wills Gesicht, das gleichzeitig friedlich und ernsthaft wirkte. Sie konnte sich ein Lächeln nicht ganz verkneifen. Im Schlaf wirkte William wirklich so ganz anders als wenn er wach war.
Und ob sie wollte oder nicht, ihr gefiel sein ,wahres Gesicht', wie die Minbari diese gelöste Phase im Tiefschlaf nannten.
Ein paar Mal stand Ria von ihrem Platz auf und ging zu William, um ihn genauer zu betrachten. Sie achtete darauf, ihn dabei nicht aufzuwecken.
Ganz vorsichtig strich sie ihm eine Strähne aus dem Gesicht, die wirr über seinem Gesicht lag. Er bewegte sich leicht, erwachte aber nicht.
Früh am Morgen begann die Dämmerung einzusetzen. Rhiannon wurde müde, und sie legte sich zu Will ins Bett. Eine wohlige Schläfrigkeit hüllte sie ein. Sie war sich inzwischen ziemlich sicher, dass sie ihn liebte. Und dem Kuss nach zu urteilen liebte er sie auch.
Schließlich ging die Sonne auf und stieg immer höher, bis sie direkt ins Zimmer schien und sie beide blendete.
William erwachte und setzte sich mit vollkommen zerzausten Haar und verschlafenen Augen auf. Er schmunzelte, als er Ria neben sich liegen sah, die zufrieden schlief.
Was immer sie sehen wollte, sie hat es offenbar gesehen, dachte er amüsiert und gab ihr einen Kuss auf die Schläfe um sie zu wecken.
"Guten Morgen", sagte William gutgelaunt, als sie müde die Augen aufschlug.
"Morgen", brummte Rhiannon benommen und rieb die Augen.
Will sprang vom Bett und kratzte sich ausgiebig am Hinterkopf.
"Wann hast du dich hingelegt?" fragte er mit noch vom Schlaf ganz rauhen Stimme.
"Noch nicht lange", murmelte Ria faul.
"Du warst also die ganze Nacht hier?" fragte er.
"Ja, sicher, so war es auch gedacht." Sie streckte sich genüsslich. "Du hast dem ja zugestimmt." Sie zeigte ihr verführerisches Lächeln, das ihm so gut gefiel. "Sehen wir uns heute Abend?"
"Äh... ja." William fiel das Denken so kurz nach dem Aufstehen noch schwer. "Kommst du nicht mit mir in den Tempel?"
Rhiannon hüllte sich in die Laken und war froh, dass sie ihren Schlafanzug angezogen hatte, bevor sie zu Will gekommen war. "Nein, ich möchte schlafen, und später habe ich noch ein paar Dinge zu erledigen."
Will brummte eine unverständliche Antwort und ging.
Als Ria gegen Mittag Williams Zimmer verließ, kam Nistel gerade vorbei. Er bemerkte ihr breites Lächeln als sie ohne ein Wort an ihm vorbei ging und sah ihr mit einem verwunderten Stirnrunzeln hinterher.

Da Rhiannon keine Zeit oder auch Lust gehabt hatte ihn zu begleiten, lernte William mit Tennan, der ihm des öfteren half.
Nach dem Mittagessen traf Will Hadenn und Draal, zwei weitere Bekannte von Ria im Tempel. Die drei Männer setzten sich zusammen, um die neuesten Nachrichten auszutauschen und auch sonst über alles mögliche zu sprechen
"Warum ist Ria heute nicht mit in den Tempel gekommen? So weit ich weiß hat sie im Moment keinen Auftrag", sagte Hadenn. Er war ein Kollege von Rhiannon und außerdem einer ihrer besten Freunde. Er hatte eine Zeitlang in den Kolonien gelebt und war erst vor einigen Wochen wieder nach Minbar gezogen.
"Sie ist zu Hause und schläft sich aus", entgegnete William. "Sie war in der letzten Nacht bei mir und hat sich reichlich merkwürdig benommen."
"Inwiefern ,merkwürdig'?" fragte Draal, einer von Rias früheren Lehrern.
"Na ja..." Will druckste herum. "Als ich gestern zu Bett gegangen bin, ist Ria zu mir gekommen. Sie wollte die Nacht bei mir verbringen und mich beobachten, während ich schlafe. Und jetzt sagt mir: Ist das nicht komisch?"
Er bemerkte Hadenns ungläubigen, ja geradezu entsetzten Gesichtsausdruck. Mit einem Mal wurde William das dumme Gefühl nicht los, dass er etwas Wichtiges übersehen hatte.
Er kniff misstrauisch die Augen zusammen. "Was ist los?" wollte er von Hadenn wissen.
"Gar nichts", entgegnete der junge Minbari nicht sehr überzeugend. Es war ganz offensichtlich, dass ihn etwas zutiefst verletzt hatte.
"Oh, so komisch war Rianns Verhalten gar nicht", fiel Draal ein wenig zu gut gelaunt ein und rettete Hadenn damit aus seiner Verlegenheit. "Im Gegenteil."
Nun begriff Will gar nichts mehr. "Das müsst ihr mir jetzt aber erklären." Er sah zwischen dem grinsenden Draal und dem niedergeschlagenen Hadenn hin und her. "Was hat das alles zu bedeuten? Ihr wisst doch, was da vor sich geht."
"Oh ja", entgegnete Draal lachend. "Ich weiß, warum sie die letzte Nacht bei dir war."
William wirkte schon fast so verzweifelt wie Hadenn. "Bitte helft mir auf die Sprünge, damit ich nicht ganz dumm sterbe."
Hadenn sah auf. "Das musst du schon selbst herausfinden. Wenn du es nicht begreifst, sollte sich Ria ihre Entscheidung noch einmal überdenken."
Damit stand er abrupt auf und ging. Will starrte ihm verwirrt hinterher. Auch Draal schien überrascht zu sein.
Langsam begann es William zu dämmern, was Rhiannon ihm mit ihrem Verhalten sagen wollte. Jedenfalls hoffte er, dass er mit seinem Gefühl nicht total daneben lag.
Als er sich am späten Nachmittag auf den Heimweg machte, kaufte Will eine tiefrote Blume für Ria. Es waren die letzten dieses Herbstes. Sicher, es gab originellere und romantischere Liebesbezeugungen, aber für den Anfang musste es genügen.
Es begann zu regnen, als William gerade die Hälfte des Heimweges geschafft hatte. Aus dem leichten Nieselregen wurde unvermittelt ein heftiger Platzregen. Will rannte los, wurde aber trotzdem komplett durchnässt.
In dem Moment, als Will die drei Stufen zur Haustür hochlief, wurde die Tür auch schon geöffnet. Rhiannon kam ihm entgegen, und sofort machte der Regen auch sie tropfnass.
William hielt ihr die Blume entgegen. Ria schob die Blüte beiseite und küsste ihn stürmisch. Im ersten Moment war er ein wenig überrascht, erwiderte den Kuss dann aber zärtlich.
"Glaubst du, das war eine gute Idee?" fragte Will, als sie aneinander gekuschelt und wieder aufgewärmt auf Rhiannons breitem Bett lagen, das sie in waagrechte Position gebracht hatten. "Wieso?" wollte sie wissen. "Bereust du, was wir getan haben?"
William dachte kurz nach. "Um ehrlich zu sagen, nein. Du etwa?"
Ria schüttelte den Kopf. "Nein, ich auch nicht."
"Dann ist's gut." William fuhr mit einem Finger die etwa zehn Zentimeter lange Narbe auf ihrem Oberschenkel entlang. Sie hatte das Bein unbedeckt gelassen, weil ihr heiß war. "Woher hast du die?" Er rechnete schon mit einer schroffen Antwort, aber Rhiannon lächelte dünn, als sie sich erinnerte. "Es ist im Training passiert, während meiner Ausbildung zum... Ranger. Ich habe einen Moment lang nicht aufgepasst, und meine Partnerin hat das sofort ausgenutzt und mir eins ausgewischt."
"Aha."
Ria schwieg eine Weile lang und musterte ihn ernst. "Hör zu", sagte sie schließlich. "Auch jetzt erwarte ich nicht von dir, dass du bei mir bleibst oder gar Zoras Vater wirst. Ich weiß, du liebst deine Freiheit und möchtest keine Bindung und erst recht kein Kind."
"Wer sagt denn, dass ich nicht bei dir bleiben will?" Will sah sie irritiert an. "Ich weiß, ich wollte eigentlich nur ein paar Monate hier bleiben, aber meine Prioritäten haben sich geändert. Ich liebe dich, falls du das immer noch nicht begriffen haben solltest. Und was Zora angeht... Wir beide haben uns inzwischen arrangiert. Ich würde mich sehr freuen, wenn dieser kleine Fratz meine Tochter sein würde."
Rhiannon gab ihm dafür einen langen Kuss. "Ich liebe dich auch, Will. Nur sollte dir klar sein, dass das alles nicht so einfach ist. Du wolltest nie Verantwortung außer für dich selbst tragen, und jetzt hast du gleich eine ganze Familie am Hals."
"Ich weiß. Ich denke, du bist mir das wert." Will strich ihr eine lange feuchte Strähne aus dem Gesicht. "Aber eines verstehe ich immer noch nicht: Warum hast du mich letzte Nacht beobachtet, während ich geschlafen habe?"
"Das ist ein minbarischer Brauch", erklärte Ria. "Wenn sich eine Minbari-Frau einen Partner erwählt, verbringt sie drei Nächte mit ihm, um sein wahres Gesicht zu erkennen."
"Hmm", machte Will. "Darf ich dich noch etwas fragen?"
"Natürlich."
"Was ist aus Zoras leiblichem Vater geworden?"
"Willst du das wirklich wissen?" Als er nickte, erzählte Rhiannon: "Er heißt Alexander O?Connor. Ich hatte damals den Auftrag dabei zu helfen, den Bautrupp, der Babylon 4 bauen sollte, zu betreuen. Die Arbeitercrew war auf Cha?dar, einer minbarischen Kolonie stationiert. Alex? Eltern waren die leitenden Architekten. So habe ich ihn kennengelernt. Als ich merkte, dass ich schwanger bin und es Alex sagte, wollte er, dass ich mit ihm zur Erde komme. Da ich aber lieber hier auf Minbar bleiben wollte, haben wir uns furchtbar gestritten. Ich habe ihn einfach stehen lassen. Ich wollte mich am nächsten Tag mir ihm aussprechen, aber da war er schon weg. Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört."
"Das war ziemliches Pech", sagte Will, als sie geendet hatte.
Ria nickte. "Ja, ist es. Das Kapitel ist längst abgeschlossen, und ich will nicht mehr daran denken."
Er lächelte. "Ich hoffe, wir haben mehr Glück gemeinsam."
"Ich auch."


Fortsetzung: Kapitel 6


Jennifer Fausek
30.10.2002
Website von Jennifer Fausek

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