"Die letzte Schlacht der Drakh" ("White Ranger" - Teil 2)
Fast Zwanzig Jahre später ...
Es war kurz vor Weihnachten, am Ende des Jahres 2280. Auf der Station freuten sich die
Menschen auf besinnliche Feiertage, denn schon nach den Feiertagen würde man mit der
Evakuierung beginnen.
Zu Glanzzeiten lebten auf B5 fast eine viertel Million Menschen. Zum heutigen Zeitpunkt
waren es weniger als 20 000 Menschen und Außerirdische. Viele Jahre war die Station eine
Anlaufstelle für Flüchtlinge, Schmuggler, Geschäftsleute, Diplomaten und andere Reisende
aus den verschiedensten Welten gewesen. Nach der Gründung der Interstellaren Allianz fiel
die Station an die Erde zurück. Nach und nach verlor Babylon 5 an Bedeutung. Immerhin
hatte die ISA viele Aufgaben der Station übernommen. Deshalb hatte die Erdregierung nun
beschlossen die Station zu räumen und zu sprengen.
Oben in der Kommandozentrale war es sehr ruhig. Man hätte eine Stecknadel zu Boden fallen
hören können, wäre eine da gewesen. Gelangweilt las ein Offizier in einer Zeitung. Es kam
vor, dass tagelang kein Schiff die Station anlief. Ein einziges Schiff hatte heute angedockt.
Ein alter Frachter, der nur ein Besatzungsmitglied hatte. Die kommende Nacht würde wieder
ruhig werden, so wie die letzten. Erst morgen früh kam ein Versorgungsschiff und würde für
Abwechslung sorgen.
Plötzlich sprang der junge Offizier auf und legte die Zeitung weg. Auf dem Gang hörte man
ein leises tack, tack. Der junge Mann wusste wer kam. Sein vorgesetzter Offizier. Nur
Sekunden später betrat ein vielleicht fünfzigjähriger Mann, in Uniform des Chiefs der
Sicherheitskräfte den Raum. Der Leutnant salutierte und meldete:
" Alles ruhig."
Der Chief winkte ab und ging zu dem großen Panoramafenster gegenüber des Eingangs.
Während sich der Jüngere wieder seiner Zeitung widmete, sah der Ältere hinaus in die Weite
des Alls. Dabei stützte er sich auf einen Stock. Eigentlich war es Zeit zu schlafen aber eine
innere Unruhe hatte den Mann hierher kommen lassen.
Während es hier oben über der Andockbucht ruhig war, hatte der ältere Mann in den letzten
Tagen viele Dinge zu tun gehabt. Commander Nils hatte ihn, Zack Allen, mit der Aufgabe
betraut, bis Ende des Jahres einen ausführlichen Evakuierungsplan vorzulegen. Der Chief
hatte diese Aufgabe vor wenigen Minuten beendet und wollte noch einmal in Erinnerungen
schwelgen, bevor er die Tatsache akzeptierte das die Station für immer aufgelöst würde.
Zack war vor einiger Zeit zur Erde zurückgekehrt, aber weil es ihm dort zu langweilig war
hatte er sich vor zwei Monaten zurückversetzten lassen. Leider nur um vom Ende der Station
zu erfahren. Hier auf B5 hatte Zack während vieler Jahre, glückliche und traurige Momente
erlebt. Als junger Securitymann hatte er erlebt wie die Station in Betrieb genommen wurde
und nun, nach 25 Jahren, würde er ' das Licht ausmachen'. So drückte er sich gelegentlich aus.
In den Erinnerungen des älteren Mannes tauchten Gesichter auf. Alles Freunde und Bekannte.
Sie hatten die Geschichte der Station geprägt.
Manche bekleideten inzwischen wichtige Positionen auf der Erde, innerhalb der Interstellaren
Allianz oder auf dem Mars. Von einigen Personen war ihm nichts bekannt. Was mochte wohl
aus Lyta, der Telepathin geworden sein. Oder aus Franziska Grasia. Ihr hatte Zack einmal
sehr nahe gestanden. Für einem Moment glaubte er die Stimme der weißen Rangerin zu hören
und ihre Anwesenheit zu spüren.
Plötzlich wurde der Chief aus seinen Gedanken gerissen. Zwei Dinge spielten sich fast
gleichzeitig ab.
Einer seiner Sicherheitsleute brachte eine jungen Frau in die Zentrale. Die Rangerin wünschte
Zack zu sprechen. Im nächsten Moment erfassten die Scanner ein Schiff. Fast gleichzeitig
wurde ein Raumfenster geöffnet und das Schiff, unbekannten Typs sprang aus dem
Hyperraum. Etwa in Sichthöhe der Brücke verharrte das Schiff, als würde es auf irgend etwas
warten.
Zack wollte Alarm auslösen aber die Stimme der jungen Frau hielt ihn davon ab. Die
Rangerin sagte:
" Ich komme zu spät. Da ist sie schon."
Erstaunt drehte der Chief sich um und fragte: " Wer?"
Die junge Frau lächelte, antwortete aber nicht auf die Frage. Stattdessen sagte sie nur: " Sie
war doch schneller als ich es berechnet hatte. Das darf mir nicht noch einmal passieren."
Dann besann sie sich und sagte etwas lauter zu dem älteren Mann gewandt:
"Verzeihen sie. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Sarah Ann und dort,"
dabei zeigte die junge Frau auf das noch immer unbekannte Schiff, " ist meine Mutter. Ich
sollte den Kommandostab von der Ankunft des Schiffes informieren. Bitte lassen sie Ranger
Eins auf die Station."
Zack schüttelte den Kopf, übermittelte aber auf der üblichen Frequenz die Andocksequenz.
Ohne zu bestätigen dockte das Schiff an.
Weder der junge Offizier, noch der Chief hatte das Schiff aus den Augen gelassen. Nun
wandte sich Zack an die Rangerin. Diese war aber schon an der Tür. Sarah hörte noch die
Frage.
" Wer ist diese Frau?"
Wieder lächelte Sarah und antwortete ausweichend: " Sie werden überrascht sein." Dann hatte
sie den Raum auch schon verlassen.
Zack übergab das Kommando wieder an den jungen Leutnant und eilte der Rangerin so
schnell er mit seinem Bein konnte nach. Diese war inzwischen in der tiefergelegenen Ebene
angekommen und begrüßte ihre Mutter.
Bevor die beiden einige Worte wechseln konnten ertönte im Gang ein Geräusch. Es klang wie
tack, tack.
Mit schnellen Schritten und auf seinen Stock gestützt, eilte der Securitychief heran. Dabei
verursachte sein Stock das Geräusch auf dem Metallboden. Noch eine Biegung und Zack
hatte sein Ziel erreicht. Die Szene die er nun erblickte überraschte ihn.
Er sah die beiden Frauen. Sarah Ann und neben ihr eine etwa vierzigjährige Frau in der
weisen Kleidung der White Ranger.
Die ältere Frau strich eine widerspenstige Strähne ihres schwarzen langen Haares zurück und
eilte dem Chief entgegen. Beide hatten sich sofort erkannt.
" Franziska. Das ist unmöglich." entfuhr es Zack Allen.
Die Rangerin lächelte und umarmte den Freund.
" Ich bin es tatsächlich."
Bevor der verwirrte Freund eine Antwort geben konnte, fuhr Franziska fort:
" Leider haben wir nicht viel Zeit. Deshalb müssen wir die Wiedersehensfreude für später
aufheben. Ich komme mit schlechten Nachrichten. Doch genaueres später. Erst einmal muss
ich mit dem Commander sprechen und die Station muss in höchste Alarmbereitschaft versetzt
werden."
Ohne weitere Fragen zu stellen handelte Zack Allen. Er wusste das Franziska so etwas nie
ohne Grund sagen würde und deshalb zögerte er nicht. Noch auf dem Rückweg zur
Kommandokuppel gab der Chief erste Anweisung über seinen Handkommunikator. Da hörte
er die Frage der hinter ihm gehenden Sarah Ann:
" Die Berichte wurden also bestätigt? Das Ziel der Drakh ist Babylon 5."
Ein Einfaches: " Ja", war Franziskas Antwort.
Das eben gehörte beflügelte die Schritte des Chiefs.
Mehrere Offiziere und der Commander warteten schon. Zack stellte nur den Commander Nils
vor. Dieser war ein schmächtiger, im Dienst ergrauter Mann, dem man diesen Posten
eigentlich nicht zugetraut hätte.
Nils wartete auf eine Erklärung.
Zack ließ sich auf einen Stuhl fallen und wollte beginnen. Franziska war neben dem Freund
stehen geblieben und legte nun beruhigend ihre Hand auf die Schulter des Chiefs. Franziska
spürte den Schmerz des Freundes und gab ihm telepathisch zu verstehen, dass sie nun das
weitere übernehmen würde.
Zack war ihr sehr dankbar.
Franziska atmete tief ein und musterte die Anwesenden. Dann begann sie mit leiser, im
ganzen Raum verständlicher Stimme:
"Ich bin Franziska. Man nennt mich auch Ranger Eins. Obwohl wir in den letzten Jahren
außer im Telepathenkrieg kaum in Erscheinung getreten sind, so ist unsere Existenz trotzdem
jedem bekannt. Mein jetziges Hiersein hat einen bestimmten Grund."
Die ältere Frau machte eine kurze Pause um die nächsten Worte mit Bedacht zu wählen.
Dann fuhr sie fort: "Ich möchte keine Panik auslösen, deshalb bitte ich alle Anwesenden die
Angelegenheit zunächst geheim zu halten.
Vor circa fünfzehn Jahren wurden die Drakh im erdnahen Sektor mit großen Verlusten
zurückgeschlagen. Nach und nach wurden sie immer mehr an den Rand der Galaxie gedrängt.
Leider hat niemand es bis heute geschafft die Drakh endgültig zu besiegen. Obwohl sie
schwere Verluste erlitten haben, sind sie immer noch stark genug um mit einem
Überraschungsangriff die fast wehrlose Station Babylon 5 zu vernichten. Obwohl in einigen
Tagen mehrere Kampfschiffe der White Ranger hier eintreffen werden um die Station zu
verteidigen, fürchte ich jedoch das die Zeit sehr knapp wird. Die meisten Schiffe haben eine
sehr große Distanz zurückzulegen. Anderseits werden die Drakh damit rechen, entdeckt zu
werden, deshalb ist es möglich das sie zuschlagen, bevor alle ihre Schiffe eingetroffen sind.
Das heißt in zwei Tagen."
Nachdem Franziska geendet hatte blieb es ruhig. Die Rangerin sah in erstaunte und verwirrte
Gesichter. Sie spürte die aufkommende Angst der Menschen. Jeder fürchtete die Drakh. In
jedem steckte noch die Erinnerung an die Geschehnisse vor fünfzehn Jahren, als die Drakh
bei ihrem Rückzug von der Erde eine tödliche, unbekannte Seuche freisetzten. Fast drei Jahre
stand die Erde unter Quarantäne und die Menschen sahen nur noch den drohenden Tod.
Damals kämpften Ärzte und Wissenschaftler lange vergebens um ein Gegenmittel. Doch am
Ende konnte die Erde doch noch gerettet werden.
Sollte Babylon 5 das gleiche Schicksal erleiden? Nein.
In der Stille sagte eine müde Stimme: "Solange ich lebe, werde ich alles in meiner Macht
stehende tun, um die Drakh aufzuhalten."
Alle blickten auf den Sprecher. Es war Zack.
Nun packte auch die anderen Entschlossenheit. Franziska war sich nun sicher, jeder würde
dazu beitragen die Vernichtung der Station zu verhindern.
Von nun an war jeder auf der Station in Bereitschaft. Man schickte eine Patrouille in den
Hyperraum.
Während alle zurück auf ihren Posten gingen, hatte Commander Nils noch Fragen. Die Frauen
beantworteten sie ihm gern.
Durch die Überanstrengung seines Beines hatte Zack starke Schmerzen. Ein Arzt gab ihm ein
Beruhigungsmittel. Als er einige Stunden später in seinem Quartier erwachte, saß Franziska
neben seinem Bett. Besorgt hatte sie über den Schlaf des Chiefs gewacht. Nun lächelte die
Rangerin erleichtert. Zack fragte: "Erzählst du mir nun die ganze Geschichte?"
"Sicher. Wie du weißt haben wir die Drakh immer beobachtet. In den letzten Jahren ist uns
keiner ihrer Untaten entgangen. Doch leider hatten wir durch den lächerlichen
Friedensvertrag mit den Drakh keine Möglichkeiten den Krieg zu verhindern.
Als nun die Drakh vor einigen Wochen aus ihren Löchern krochen waren die White Rangers
zur Stelle. Weil wir ihren Funkverkehr abhörten, erfuhren wir das Ziel. Man hatte erfahren
das Babylon 5 ein leichtes Ziel sein würde. Für die Drakh gab es nur noch eins, Rache oder
Untergang.
Sobald ich erfuhr was die Drakh vorhaben, habe ich sämtliche mir zu Verfügung stehenden
Schiffe hierher beordert."
Zack unterbrach die Freundin: "Wieviel sind es?"
"Eine kleine Armee. Die fünf Schiffe des Typs Messias. Vier Schiffe des Typs PSI Omega,
einige alte Kriegsschiffe, sowie mehrere umgebaute Transporter."
Nach einer kurzen Pause und Franziskas unwiderstehlichen Lächeln fuhr sie fort.
"Dann wäre da noch unser großer Trumpf. Über zehn Schiffe des gleichen Typs wie das
Schiff unten in der Andockbucht 13. Wir nennen die Schiffe Starlight."
Zack nickte und sagte nun seinerseits: "Rechnen wir das Alphageschwader und die
Verteidigungsanlage der Station, sowie den Überraschungsmoment müssten wir es schaffen.
Was ist mit der ISA."
Franziska verstand die Frage. Sie ging im Zimmer hin und her, bevor sie antwortete.
" Ich habe die Allianz noch nicht informiert. Soviel ich weiß haben sie genug mit sich selbst
zu tun. Irgend eine große Feierlichkeit steht an und da werden wohl die meisten der Ranger
gebraucht.
Aber keine Sorge es gibt einige White-Star Schiffe die informiert wurden. Unter anderem die
White Star 27 unter dem Kommando meines Bruders Enrique Montoya. Sie werden
rechtzeitig hier sein."
Es blieb eine Weile still im Raum. Es war die Zeit, in der jeder seinen eigenen Gedanken
nachhing.
Franziska dachte an die Präsidentin der ISA, Delenn als sie den Blick von Zack spürte. Er
verbarg seine Gedanken nicht. Franziska nahm sehr deutlich die Liebe wahr, die der Freund
für sie empfand. Eigentlich hatte er nie versucht seine Gefühle oder die Liebe für Franziska zu
verbergen. Seine Gedanken waren immer offen und ehrlich. So auch jetzt. Gleichzeitig spürte
Franziska wieder die nie ausgesprochene Frage. Mit einem tiefen Seufzer stand die Rangerin
auf und begab sich zur Tür. Während diese sich öffnete, sagte die Freundin zu dem immer
noch im Bett sitzenden Chief:
"Ich habe mir vor langer Zeit geschworen, nichts mehr zu beginnen, was ich nicht beenden
kann."
Dann war die Rangerin auch schon draußen auf dem Gang verschwunden und die Tür schloss
sich automatisch.
Für jeden Außenstehenden mochten diese Worte unverständlich sein, doch Zack wusste
genau, das Franziska auch diesmal nicht für immer bleiben würde. Eines Tages würde sie
wieder Lebewohl sagen. Möglicherweise für immer. Der Chief stieß einen ähnlichen Seufzer
aus wie Franziska vorhin. Dann verließ er das Bett um eine kalte Dusche zu nehmen. Die
brauchte er jetzt. Kurze Zeit später hatte er sich in seine Arbeit gestürzt. Er hatte nicht einmal
gemerkt das die Schmerzen in seinem Bein fast weg waren.
Franziska war nach dem Gespräch in ihr Quartier gegangen. Sie verdrängte die Gedanken an
den Freund und konzentrierte sich auf das Wichtigste. Sarah Ann begrüßte die übernächtigte
Frau, sagte aber keinen Ton deswegen. Sie fragte nur was als nächstes anstand.
Die Rangerin bat: "Stell mir bitte eine Verbindung zur Interstellaren Allianz her. Wen es
möglich ist möchte ich mit der Präsidentin Delenn sprechen. Sage bitte, es geht um Babylon
5."
Während das junge Mädchen vergebens versuchte eine Verbindung zu bekommen hatte sich
Franziska auf ihr Bett sinken lassen. Eine Weile hörte sie noch die Worte von Sarah und
jemanden der versuchte die junge Frau zu vertrösten, doch dann überkam tiefer Schlaf die
Rangerin. Eine Viertelstunde später wollte Sarah ihrer Mutter die vergeblichen Versuche
mitteilen aber sie fand die ältere Frau tief schlafend vor. Es war ja auch kein Wunder,
Franziska hatte sich in den letzten Tagen kaum Ruhe gegönnt.
Einige Stunden später betrat Sarah die Offiziersmesse. Zack saß gerade beim Mittagessen.
Als er die junge Frau sah, bat er Sarah neben ihm Platz zu nehmen. Die White Rangerin nahm
gern an.
Nachdem beide zu Ende gegessen hatten, sah die Rangerin Zack an und sagte plötzlich
grundlos:
"Also sie sind der Mann der meine Mutter so beeindruckt hatte."
Der Chief machte ein erstauntes Gesicht. Die Worte überraschten ihn. Sarah fuhr schon fort:
"Nicht wie sie denken. Aber jedes Mal, wenn Franziska von B 5 erzählt, erwähnt sie
gleichzeitig Ihren Namen. Was verbindet sie mit der Station?"
Zack dachte an die langen Jahre die er hier verbracht hat. Dann sagte er mit Humor: "Das
stimmt wohl. Ich bin das Fossil der Station."
Die junge Frau kam nicht mehr zu einer Antwort. Ein Sicherheitsmann näherte sich ihrem
Tisch, deshalb stand Sarah auf und verabschiedete sich mit einem Kopfnicken. Nicht lange
danach eilte der Chief zurück an die Arbeit. In einem Sektor gab es Unruhen.
Franziska hörte keine Geräusche aus dem anderen Raum. Sie musste kurz eingenickt sein. Als
sie nach der Zeit sah, wurde ihr klar, dass sie vier Stunden geschlafen hatte. Sie kleidete sich
an und verließ das Schlafzimmer. Im anderen Raum befand sich niemand. Sarah musste
jedoch bevor sie gegangen war etwas zu essen hingestellt haben. Es war frisches Obst und
Brot. Es war sehr schwer in den heutigen Zeiten frische Nahrung zu bekommen. Es gab fast
nur noch Synthetische Nahrung. Franziska vertrug diese aber nicht.
Während die Rangerin eine Banane aß, summte neben ihr der Kommunikator. Eine Stimme
sagte:
"Sie haben ein Gespräch."
Franziska ließ es durchstellen. Kurze Zeit später erschien das bekannte Gesicht von Delenn
auf dem Bildschirm. Im ersten Moment war die White Rangerin erstaunt, doch dann erinnerte
sie sich. Auf diese Verbindung hatte sie vier Stunden gewartet.
Die Minbari entschuldigte sich, das man sie gerade erst informiert hatte. Franziska winkte
jedoch ab und informierte dann die Präsidentin von der nahenden Bedrohung durch die
Drakh. Das Gespräch wurde nur einmal gestört, als ein älterer, etwa sechzigjähriger Mann
Delenns Arbeitszimmer betrat. Es war John Sheridan, Delenns Mann und der Anführer der
Anla'Shok. John war vor zwanzig Jahren Captain und Leiter von B5. Später wurde er der 1.
Präsident der ISA.
Nachdem Franziska geendet hatte, sagte John: "Wann rechnest Du mit einem Angriff."
Die White Rangerin antwortete: "In etwa 24 bis 30 Stunden, oder auch früher. Bis zum
jetzigen Zeitpunkt haben sie ihren Sammelpunkt noch nicht verlassen."
"Die Zeit ist viel zu knapp um der Station Hilfe zuschicken. Es dauert Tage, bis die White
Star Schiffe mit den Rangern bei Euch eintreffen."
Mit einem vielsagenden Lächeln antwortete Franziska: "Vor zwanzig Jahren habt ihr beide
mir einige Befugnisse gegeben was die White Star Schiffe betrifft. Euer beider Einverständnis
vorausgesetzt habe ich einige Schiffe informiert. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich die
White Star 13, 7, 3,9 und die Maria, auch als White Star 27 bekannt, auf dem Weg hierher.
Ich vermute das sich noch einige Schiffe, die abkömmlich waren, den anderen angeschlossen
haben."
Erleichtert sahen sich Delenn und John an. Da Franziska in ihrem vorhergehenden Bericht
erwähnt hatte das die White Rangers inzwischen über eine ansehnliche Flotte verfügten,
hofften das Ehepaar auf einen guten Ausgang des Kampfes. Man bat noch Franziska die ISA
auf dem laufenden zu halten und danach wurde die Verbindung getrennt.
Sarah war zurückgekommen, da ihre Mutter aber nicht fragte, wo sie gewesen ist, erzählte die
junge Frau auch nichts von ihrer Begegnung mit Zack.
Der Kommandostab hatte inzwischen die einzelnen Botschafter informiert. Einige Schiffe der
Welten würden sich am Kampf gegen die Drakh beteiligen. Leider kamen gerade einmal fünf
kleinere Kriegsschiffe zusammen.
Viel früher als erwartet, passierte der Angriff. Am Abend des 20. Dezember also 24 Stunden
nachdem Franziska B5 betreten hatte, verlas Commander Nils eine Erklärung. Man
informierte die Bevölkerung von B5 über die bevorstehende Bedrohung. Gleichzeitig bat er,
dass sich alle nicht beteiligten Personen in ihre Quartiere begeben und Ruhe bewahren sollen.
Der Kommandostab, die Sicherheitsleute und Franziska hatten Panik und Aufruhr erwartet.
Als die Rangerin zwei Stunden später den Gang zur ihrem Quartier entlang schritt, begegnete
sie dem Chief und Sarah. Alle drei hatte die Stille auf der Station bemerkt. Zack sagte: "Es ist
irgendwie unheimlich, wenn man etwas erwartet und es nicht eintrifft."
Beide Frauen wussten was er meinte. Es herrschte überall auf der Station Stille.
Sarah bemerkte: "Totenstille."
Franziska war in ihren Gedanken schon viel weiter und deshalb lautete ihre Antwort: "Es ist
die Ruhe vor dem Sturm."
Gleich darauf teilte auch dieser Gang das Schicksal der gesamten Station. Nur auf der
Kommandobrücke ging der Leutnant aufgeregt hin und her. Ab und zu wechselte er ein paar
Worte mit den Starfurypiloten die im All rings um die Station patrouillierten. Für den jungen
Mann war es die erste große Schlacht.
Franziska spazierte im Traum über eine grasähnliche Ebene des Weißen Planeten. Avalon wie
Franziska den Heimatort der White Ranger immer liebevoll nannte. Plötzlich tauchte vor ihr
ein großer Drakh auf. Der Außerirdische wurde immer größer und gigantischer. Gleichzeitig
hörte die Rangerin ein hartnäckiges Summen. Schweißgebadet weckte Franziska auf und sah
auf ihren alten digitalen Wecker. Es war 6.14 Erd-Standart-Zeit. Der Traum war vorbei. Aber
das Summen war immer noch da. Die Rangerin eilte in den angrenzenden Raum. Auf dem
Babcom war eine Nachricht eingegangen, deshalb das Geräusch. Franziska wollte die
Nachricht abspielen lassen, da wollte schon wieder jemand eine Verbindung herstellen.
Auf dem Schirm erschien das besorgte Gesicht eines anderen Rangers. Er sagte:
"Endlich. Ihr habt nicht mehr viel Zeit. Sie werden in etwa zwei Stunden bei euch sein und es
sind viel mehr als wir angenommen haben."
Ohne eine Antwort trennte Franziska die Verbindung und zog sich an. Dann eilte sie zur
Kommandozentrale und ließ Alarm geben.
Unterwegs weckte sie Zack und Sarah telepathisch. Die beiden würden sicher verdammt
sauer sein über die Art und Weise des Wecken, aber Franziska würde es später
wiedergutmachen.
Gegen acht Uhr war die Starlight 1 startklar und die Drakh konnten kommen. Franziska und
Sarah hofften nur das die anderen White Ranger rechtzeitig eintreffen würden. Als die
Langstreckensensoren die Drakh meldeten, verließ die Starlight 1 die Andockbucht 13 und
postierte sich gegenüber dem Hyperraumsprungtor. Die Alphastaffel würde erst im letzten
Moment zu dem Schiff stoßen.
Die Verteidigungsanlage der Raumstation war zwar in Bereitschaft aber noch nicht aktiviert.
Man wollte die Drakh überraschen.
Inzwischen war es schon 8.30 Uhr, da öffnete sich vor der Starlight das Sprungtor. Unzählige
Schiffe kamen aus der Tiefe des Alls.
Die Drakh wollten sofort mit ihrem Angriff beginnen, aber das einzelne Schiff sendete
augenblicklich folgende Botschaft.
"Hier spricht die Starlight 1 der White Ranger. Sie befinden sich auf Neutralem Sektor.
Sollten sie nicht augenblicklich diesen Sektor verlassen, werden wir das Feuer eröffnen."
Auf Franziskas Bildschirm, sowie auf dem der Station erschien das Gesicht eines Drakh. Es
war lächerlich. Ein einziges Schiff wollte die ganze Station verteidigen.
Die Stimme des Drakh erklang aus dem Lautsprecher: "Noch habt ihr die Chance euch
zurückzuziehen und uns die Station zu überlassen. Ihr White Ranger dürft euch nicht
einmischen. So lautet der Friedensvertrag."
Die ganze Zeit hatten Franziska und Sarah ängstlich auf die Scanner ihres Schiffes geachtet.
Aber sie zeigten nichts an. Nun lächelte die Anführerin der White Ranger. Sie hatte
Gewissheit. Die Schiffe waren da. Zum Feind gewandt antwortete die Starlightpilotin: "Ihr
vergesst nur eins. Der Friedensvertrag lief vor genau 36 Stunden ab. Wir haben nun keine
Veranlassung mehr uns daran zu halten." Dann fügte sie noch etwas lauter im Befehlston
hinzu: "Sprung!"
Genau in dem Moment als der Drakh seinen Leuten den Feuerbefehl gab, öffnete sich hinter
Franziska, auf der anderen Seite der Station Babylon 5 unzählige Hyperraumfenster und die
Flotte der White Ranger tauchte auf. Gleichzeitig startete die Alphastaffel und die Station
begann zu feuern.
In nur wenigen Sekunden hatte sich der friedliche Raum um B5 in ein Schlachtfeld
verwandelt.
Durch den Überraschungsmoment von Seiten der Ranger erlitten die Drakh schwere Verluste.
Vernichtend geschlagen zogen sich die Feinde alsbald zurück.
Als die Drakh abrückten brach auf der Station unglaublicher Jubel aus. Fremde lagen sich in
den Armen und weinten vor Freude.
Aber nicht nur die Drakh waren überrascht gewesen. Franziska konnte kaum glauben wie
viele Schiffe tatsächlich außer den Erwarteten gekommen waren. Obwohl man den
Funkverkehr nur auf die wichtigsten Nachrichten beschränkt und gleichzeitig nur
verschlüsselt gesendet hatte, musste etwas nach Omega 7 durchgesickert sein. Die dortigen
Telepathen und Freunde der White Ranger hatten ebenfalls mehrere Schiffe geschickt.
Franziska lief langsam die Andockbucht 13 an. Sie war müde und der Kampf hatte sie
sichtlich mitgenommen. Als Sarah und sie das Schiff verließen, wartete Zack Allen bereits
auf die Frauen. Er war erleichtert das ihnen nichts zugestoßen war. Zuerst umarmte er die
junge Frau und während sich Sarah aus dem Staub machte, nahm Zack Franziska fest in die
Arme. Die Rangerin ließ es geschehen, nicht weil sie müde war, sondern weil Franziska die
Gefühle des Freundes erwiderte.
Der Kampf war vorbei, doch nun begann die eigentliche Arbeit. Draußen mussten Trümmer
und Wrackteile geborgen werden, damit die Außenhülle der Station durch die
umherfliegenden Teile nicht beschädigt würden.
Auch Zack und Franziska hatten noch eine Menge zu tun. Wenn Franziska an das vor ihr
liegende dachte, wurde sie ganz traurig. Sie fragte sich wie viele ihrer Freunde und Bekannten
wohl getötet worden sind. Die White Rangerin sah wieder die Bilder der explodierenden
Messias 4 vor sich. Der Captain war mit dem schwerbeschädigten Schiff auf Kollisionskurs
gegangen als er bemerkte das Franziska in Gefahr war. Während sich Franziska gleichzeitig
gegen zwei Drakhschiffe zu Wehr setzte, hatte sich ein drittes von hinten genähert. Captain
Mendez sah die bedrohliche Situation und hatte gehandelt. Er hatte nur diese Möglichkeit
gehabt Ranger Eins zu helfen. Sein Schiff war schwer getroffen und die Mannschaft befand
sich schon in den Rettungskapseln. In dem Moment als er die Brücke seines Schiffes
verlassen wollte , bemerkte Mendez das Drakhschiff. Der Rangercaptain wollte Franziska
helfen aber seine Waffensysteme und die automatische Steuerung reagierten nicht mehr. Er
hatte nur noch eine Wahl. Er brachte das Schiff per Hand neben das Schiff des Feindes und
rammte es. Durch den Aufprall explodierten beide Schiffe.
Captain Mendez war ein Freund aus alten Tagen. Er hatte vor zwanzig Jahren als Leutnant auf
der Messias 4 begonnen und hatte drei Jahre später den Posten als Captain übernommen. Nun
fürchtete Franziska sich davor zu erfahren wer noch unter den Opfern war.
Alles zögern half nichts. Irgendwann musste sich die Rangerin der Realität stellen. Nun
verließen Zack und Franziska das Dock und begaben sich in die ehemaligen Räume der White
Ranger. Unterwegs nahm Franziska Zacks Hand. Der Chief war etwas erstaunt, spürte aber
gleichzeitig, das die Freundin gerade jetzt Geborgenheit brauchte und er war bereit sie ihr zu
geben. Im alten Konferenzraum der Ranger wurde Franziska schon erwartet. Ein älterer, an
die sechzig Jahre zählender Mann und eine wesentliche jünger Frau erwarteten Ranger Eins.
Franziska umarmte ihren Bruder Enrique Montoya und ihre jüngere Schwester Samantha.
Doch sie hatten nicht viel Zeit Worte zu wechseln. Nach und nach trafen die Captains der
einzelnen Schiffe ein. Nun konnte man auch Bilanz ziehen.
Von den Drakhschiffen konnte gerade einmal ein Zehntel entkommen. Alle anderen Schiffe
sind zerstört worden. Die Station Babylon 5 hatte einige Schäden. Diese konnte man leicht
reparieren.
Von den Rangern wurde die White Star 15 zerstört und die White Star 7 schwer beschädigt.
Das Alphageschwader der Station hatte große Verluste erlitten. Zwar wurden nur zwei
Schiffe zerstört aber sieben stark beschädigt. Die meisten der Piloten schwebten in
Lebensgefahr.
Bei den White Rangers gab es zahlreiche Tote und Verletzte. Viele der umgebauten
Transportschiffe, die Messias 4 und die PSI Omega 2 sind zerstört wurden.
Leider gab es noch mehr Verluste. Ein Schiff der auf Omega 7 lebenden Telepathen wurde
ebenfalls zerstört. So traurig es auch klingen mag. So waren es doch wenig Opfer im
Vergleich zu den 20 000 Bewohnern von Babylon 5.
... FORTSETZUNG FOLGT ...
Franziska (Chris Bräuer)
08.04.2001
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