"Rache der Drakh" ("Galaxis in Flammen" - Teil 1)
(von Holger Fausek)
Diese Story beginnt mit einer anderen Version der Schlacht um die Erde
im 4. Film "Waffenbrüder" (bei "Star Trek" würde man sagen: in einem
Paralleluniversum, wo alles anders ist).
Galen konnte Sheridan und die anderen nie auf den Plan der Drakh hinweisen,
wodurch die Verteidigungsflotte nicht rechtzeitig mobilisiert werden konnte.
Commander Alaine Jarvis schaute auf den Sichtschirm, der die rotglühenden
unendlichen Wogen des Hyperraumes zeigte. Hinter ihr stand der erste Offizier
des Erdallianz-Zerstörers Anopheles, Lieutenant-Commander Roger Wilson, und
blickte sie fragend an. Die Blicke der restlichen Brückencrew reichte von
Entsetzen bis zu Ungläubigkeit.
Die Statusanzeigen und Displays zeigten, daß sich das Schiff in taktischer
Gefechtsbereitschaft befand. Entsprechend den Anzeigen der Kommunikationsstation
war vor wenigen Augenblicken eine Tachionen-Verbindung beim Sender
zusammengebrochen.
Nach scheinbar ewig dauernden Sekunden, in denen sich niemand rührte und nur
die Geräusche der Maschinen und technischen Anlagen die unheimliche Stille
durchbrachen, holte Commander Jarvis tief Luft und drehte sich langsam zu ihrer
Mannschaft um.
Ihr Gesicht zeigte eine Mischung aus einem Schock und tiefer Betroffenheit.
Schließlich rang sie sich zu einer Frage durch: "Gibt es weitere Signale ?"
Es dauerte einen Moment, bis der Kommunikationsoffizier bemerkte, daß er
gemeint war. Er riß sich aus seiner Starre und betätigte einige Kontrollelemente
an seiner Station.
Kurz darauf blickte er enttäuscht auf und brachte die Antwort nur flüsternd
hervor: "Ich kann nichts empfangen, weder ein Signal von der Erde noch von
der Verteidigungsflotte."
Die Blicke der Meisten wandten sich zu Commander Jarvis, auf weitere Reaktionen
und Befehle wartend.
Sie schaute auf und blickte sich in ihrer Brückenmannschaft um. Als sie sich
gesammelt hatte, gab sie mit lautem aber zitternden Tonfall ihren Befehl:
"Berechnen sie einen Höchstgeschwindigkeitskurs zur Erde !"
Der junge Ensign an der Navigationsstation straffte seine Schultern und bestätigte
den befehl: "Ay, Ma'am !" Anschließend setzte er den Kurs und die
EAS Anopheles beschleunigte in Richtung des neuen Ziels.
Einige Stunden später saßen Commander Jarvis und ihr erster Offizier in der
Offiziersmesse. Beide hatten seit mindestens 30 Stunden nicht geschlafen.
Trotz ihrer Müdigkeit war jedoch die Sorge und Betroffenheit deutlich in
ihren Gesichtern zu sehen.
Sie sahen niedergeschlagen auf die beige-braune Fläche des Tisches, an dem
sie saßen, während der extrastarke Kaffee in den Tassen vor ihnen schon längst
kalt geworden war.
Leise sprach Alaine Jarvis, mehr zu sich selbst: "Ich hätte nie gedacht, daß sowas
passieren könnte. Damals, als vor 4 Jahren eine Konferenz über den
Krieg zwischen Vorlonen, der Liga und den Schatten stattfand, habe ich alles
für völlig übertrieben gehalten. Auch die ganzen Berichte über angeblich
existierende Dienervölker wie die Drakh habe ich für Märchen oder
allenfalls Gerüchte gehalten. Aber jetzt ..."
Auf einmal verließ sie die Sprache. Wilson beugte sich vor und sprach leise aber
eindringlich zu ihr: "Auch mir ging es nicht anders. Doch deswegen dürfen wir nicht
uns die Schuld an den Geschehnissen anlasten." Bei diesen Worten brach
es mit einer wütenden Stimme aus ihr hervor: "Warum nicht ? Hätten wir und
alle anderen daran geglaubt, hätten wir nach den Drakh gesucht und sie an
einem Angriff auf die Erde gehindert. Dann wäre das alles nicht passiert."
"Commander ..." versuchte Wilson einen weiteren Beruhigungsversuch, kam aber gar
nicht so weit: "Verstehen sie nicht ?" Wir hätten es wirklich verhindern können ..."
Wilson fiel nichts ein, was er ihr hätte erwidern können. In Wirklichkeit plagten
ihn die gleichen Zweifel und Schuldgefühle und er hatte Schwierigkeiten
sich zu beherrschen.
Er wollte irgend etwas erwidern, jedoch piegte in diesem Augenblick das
Sprechgerät auf der Oberseite ihrer linken Hand. Sie tippte mit dem Finger drauf
und es meldete sich der taktische Offizier, Lieutenant-Commander Na'Vok.
Der Halb-Narn meldete, daß sich das Schiff kurz vor dem Durchbruch in den
Normalraum befand.
Die beiden Offiziere rafften sich auf und begaben sich auf die Brücke.
Wenige Minuten später flog die Anopheles durch das Sprungtor in der Nähe des
Jupiter-Mondes Io.
Jarvis befahl einen sofortigen Sensor-Scan. Als der junge Offiziersanwärter
an der wissenschaftlichen Station nach wenigen Sekunden die ersten
Ergebnisse erhielt, stockte sein Atem. Erst nach einer Weile drehte
er sich langsam um und machte mit dünner Stimme seine Meldung: "Wie es
scheint, ist die Erde nicht mehr da."
"Was ?" Dieser Ausruf kam von Lt.-Cmd. Wilson, der mit schnellen Schritten
zur wissenschaftlichen Station ging, hastig ein paar Kontrollelemente
betätigte und tief Luft holte, als die gleichen Ergebnisse erneut auf dem
Display auftauchten.
"Er hat Recht. Laut den Sensoren ist die Erde weg, jedoch scheint sich an
ihrer Position ein riesiges Trümmerfeld zu befinden. Selbst die größten
Teile scheinen nur wenige Meter groß zu sein."
Jarvis' letzter Hoffnungsfunken drückte sich in einer Frage aus: "Und die
Flotte ?"
Nach wenigen Sekunden kam auch hierauf die niederschmetternde Antwort: "Keine
Spur, jedoch empfange ich aus dem Trümmerfeld schwache Signale, die von
Logbuchrekordern stammen könnten."
Langsam sank Commander Jarvis in ihren Stuhl. Dann faßte sie sich wieder,
drehte sich zu Na'Vok und befahl: "Scannen sie sofort nach allen Spuren der
Drakh oder anderer Angreifer !"
Nach 2 Minuten stand das Ergebnis fest und so verkündete Na'Vok: "In
Reichweite kann ich keine Drakh-Schiffe orten." Lieutenant Pears, der
Kommunikationsoffizier, fügte hinzu: "Ich empfange auch keine Signale von
den Drakh."
Es bestand also wenigstens keine direkte Bedrohung für die Anopheles. Während
alle an die Erde dachten, keimte im Navigationsoffizier Roval Endrish
ein Verdacht auf, den er jetzt aussdrückte: "Und was ist mit dem Mars ?"
Jetzt bemerkten alle, daß sie die ganze Zeit nicht an den Mars gedacht hatten.
Fragend blickte sich fast die gesamte Brücken-Crew zur taktischen und zur
wissenschaftlichen Station um.
Beide Offiziere arbeiteten sich an ihren Stationen durch zahlreiche taktische
Displays und Sensoranalysen. Dann erschienen bei Na'Vok als erstes einige
Ergebnisse: "Commander, ich habe den Mars geortet. Er befindet sich jedoch etwa 0,3
Millionen Kilometer außerhalb seiner Bahn. Und auf der Oberfläche gibt
es starke Stürme, wodurch weitere Scans aus dieser Entfernung nicht möglich sind."
Kurz darauf kam die Bestätigung von der wissenschaftlichen Station: "Laut den Daten
scheint die Druckwelle bei der Zerstörung der Erde den Mars von seiner Bahn abgebracht
und einige größere Umweltprobleme verursacht zu haben. Aufgrund einer Analyse der
gravimetrischen Felder haben sich offenbar von allen Objekten im Sonnensystem die
Bahnen geändert."
Pears entfuhr etwas, was die anderen nur zu denken wagten: "Mein Gott !"
Es war jedoch schnelles Handeln notwendig und so gab Jarvis den Befehl: "Fliegen
sie uns zum Mars, Ensign !"
Das Schiff ließ die Jupiter-Monde hinter sich, die Unsicherheit über das Schicksal
des Mars flog aber mit. Die Zerstörung der Erde war ein Schock für sie alle. Viele
von ihnen kannten aber auch Personen auf dem Mars und einige hatten ihre Familie dort.
Sie alle bangten bei dieser Ungewißheit, aber die meisten hatten noch die Hoffnung,
daß es den Leuten auf dem Mars einigermaßen gut ging.
Knapp 20 Minuten später hatte die Anopheles den inneren Asteroidengürtel durchquert
und näherte sich dem Mars, den der Sichtschirm zeigte. Doch die Oberfläche sah völlig
anders aus als vorher. Der angenehme rötliche Braunton des Bodens und der Atmosphäre
war verschwunden. Es bot sich der Anblick einer schwarzbraunen stürmischen Atmosphäre,
die Oberfläche war durch die dichten Schichten nicht zu sehen.
Ensign Lempel an der wissenschaftlichen Station begann sofort mit umfangreichen Scans
des Planeten und und Lieutenant Pears begann mit Sendeversuchen auf allen
Erdallianz-Frequenzen.
Außer Rauschen war von der Kommunikationsstation nichts zu hören. Dafür ließen
einige Laute von Ensign Lempel darauf schließen, daß er merkwürdige Werte
empfing. Als die ersten Analysen komplett waren, erschien eine Darstellung der
Daten auf dem Sichtschirm. Und diese war erschütternd ...
Die Temperatur war auf -180 Grad Celsius gesunken, riesige Staubstürme
verwüsteten die Atmosphäre unbd sogar metergroße Felsbrocken flogen durch die
Luft. Viele Berge und Vulkankrater wiesen Spuren von Felseinschlägen auf.
Ebenso waren fast alle oberirdischen Bauten der Ebene von Syria Planum
zerstört. Es schien, als ob niemand dies hätte überleben können.
Erschüttert blickte die Brückencrew auf den Sichtschirm. Viele fragten sich, ob
es nach den unzähligen niederschmetternden Nachrichten und Entdeckungen der
letzten Tage überhaupt noch ein Fünkchen Hoffnung gab.
Da war im Rauschen der Kommunikationsfrequenzen eine Art Geräusch hörbar.
Lieutenant Pears machte sich sofort an die Arbeit und versuchte, das Signal zu
verstärken und zu isolieren. Nach einigen Sekunden erstattete er Bericht: "Ich
kann den Empfang nicht verbessern, aber das Signal scheint von einem Ort etwa
3 Meilen unterhalb von Syria Planum zu kommen." Wenige Sekunden später
wechselte der Sichtschirm auf Anordnung von Commander Jarvis zu einer
taktischen Projektion der Ebene und es erschien ein rotes Kreuz als
angenommener Ursprungspunkt des Signals. Dann drehte sich die dreidimensionale
Anzeige und bot einen Blick der Tiefenlage.
Lieutenant-Commander Wilson schritt zu Commander Harvis und sprach leise zu
ihr, so daß nur sie es hören konnte: "Wir müssen etwas unternehmen, wir müssen
da runterfliegen." Sie erwiderte ebenso leise: "Ich stimme dem zu, aber wie ?
Jedes unserer Shuttles würde von den Stürmen und fliegenden Felsen innerhalb
von Sekunden zerstört werden."
Die beiden sahen sich hilflos an und begriffen, daß ihnen wirklich keine
Handlungsmöglichkeiten blieben. Die anderen Offiziere schienen ihre Gedanken zu
lesen, denn auch sie ließen unmerklich ihre Schultern hängen.
Der einzige Befehl, der Jarvis einfiel, ließ nicht lange auf sich warten: "Alle
Stationen sollen die Stürme und den Planeten untersuchen. Versuchen sie die
Kommunikationssignale zu verstärken, suchen sie nach einer Möglichkeit, die
Stürme zu durchfliegen, modifizieren sie notfalls die Shuttles."
Auch wenn die wenigsten an eine Möglichkeit glaubten, auf den Planeten zu
gelangen, so antworteten sie doch mit einem zustimmenden "Ay !"
Dann machten sie sich an ihre Arbeit.
In den darauffolgenden 40 Minuten versuchten alle ihr bestes, hatten jedoch
keinen Erfolg.
Plötzlich leuchtete an der wissenschaftlichen Station eine rote Warnanzeige auf
und gab ein beunruhigendes Piepsen von sich. Der Ensign an der Station sah auf
die Displays und rief hastig seine Statusmeldung: "Es öffnet sich ein Sprungtor
- nein - zwei. Etwa 1200 Kilometer steuerbord voraus. Und sie sind groß, sehr
groß !"
Alle anderen wandten ihre Blicke dem Sichtschirm zu, der gerade auf den
betroffenen Raumbereich schaltete. Dort war zu sehen, wie sich die gelbroten
Wirbel als Verbindung zum Hyperraum bildeten und zwei Schiffe herauskamen. Die
Schiffe waren riesig und schienen keiner bekannten Rasse zu gehören.
Während die Brückenmannschaft mit gemischten Gefühlen von diesem Anblick
gefangen zu sein schien, gab Jarvis den Befehl zum Scannen der Schiffe. Bevor
Ergebnisse eintrafen, wurde die Anopheles auf einer Erdstreitkräfte-Frequenz
von dem ersten fremden Schiff gerufen und Commander Jarvis ließ den
Kommunikationskanal öffnen.
Einen Augenblick später erschien eine Person auf dem Sichtschirm, die der
Mannschaft bekannt war. Der sich offenbar auf der Brücke des einen Schiffes
befindliche Mann von etwa 50 Jahren begann zu sprechen: "Hier ist Präsident
John Sheridan an Bord des IA-Zerstörer 'Excalibur'. Mit wem spreche ich ?"
Fortsetzung: "Das Schicksal des Mars"
Holger Sauer
15.05.2000
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