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Rhiannons Geschichte:
21. Kapitel

(von Jennifer Fausek)

Rhiannon hatte einige Bücher zum Thema 'Geburt' und ,Geburtsvorbereitung' besorgt, um sich über alles zu informieren. Sie hatte mit Rakall ausgemacht, dass sie ihr Kind im warmen Wasser zur Welt bringen würde, wenn es keine Komplikationen gab. Soweit Ria wusste war das bei Menschen die sanfteste Art der Geburt. Von ihrer Mutter wusste Ria, dass sie auch im Wasser geboren worden war.
Ria musste lächeln, als sie an Delenns erste Reaktion dachte, als sie ihr davon erzählt hatte.
"Du willst dein Kind wirklich im Wasser bekommen?" hatte Delenn erstaunt und ein wenig erschreckt gefragt. "So etwas habe ich ja noch nie gehört."
Ria hatte ihr geduldig erklärt, dass die meisten Menschen Wasser sehr liebten und auch gerne schwammen. O ja, seit Rhiannon aufgehört hatte mit Duhrans Klasse zu trainieren sehnte sie sich danach, wenigstens schwimmen gehen zu können.
Dummerweise gab es auf Minbar keine Schwimmbecken, ja es gab kaum Minbari, die überhaupt schwimmen konnten. Und das Wasser in den Meeren und Seen in der Nähe war in der Jahreszeit viel zu kalt, um dort schwimmen zu können.
Ria seufzte nur. Weniger als vier Wochen würde es dauern, bis ihr Kind endlich geboren wurde. Und je näher der Geburtstermin rückte, desto länger schien es sich hinzuziehen.
In der letzten Zeit war Rhiannon fast ständig müde und machte - ganz entgegen ihrer Gewohnheiten - sogar während des Tages Nickerchen, fühlte sich aber trotzdem immer erschöpft. Ihre Füße und ihr Rücken schmerzten oft, weswegen sie schlecht gelaunt war. Sie ging trotzdem so oft wie möglich spazieren, um ein wenig Bewegung zu bekommen, obgleich sie es kaum mehr schaffte, sich die Schuhe selbst zuzubinden.
"Ria? Du bist ja gar nicht bei der Sache."
Rhiannon zuckte leicht zusammen, als Delenns Stimme sie aus ihren Gedanken riss. "Tut mir leid."
"Sollen wir den Unterricht ein andermal fortsetzen?" fragte Delenn.
"Nein, nein." Ria schüttelte den Kopf. "Machen wir weiter."
Sie fuhren mit der Lektion in menschlicher Schrift fort. Delenn lernte dank ihres phänomenalen Gedächtnis sehr leicht, und sie legte einen Fleiß an den Tag, der Rhiannon immer wieder erstaunte.
Ria vermutete, dass Delenn binnen sechs Monaten die menschliche Schrift lesen und schreiben können würde, vielleicht sogar schon früher. Dann würde sie nur noch Übung brauchen, um das Gelernte nicht gleich wieder zu vergessen.
Rhiannon begutachtete Delenns Schreibübungen und nickte anerkennend. Die Minbari hatte wirklich eine hübsche Handschrift.
Mit einem Mal fühlte Ria einen stechenden Schmerz im Rücken und verkrampfte sich. "Delenn, bitte hilf mir aufzustehen."
"Natürlich", entgegnete sie und half der Schwangeren hoch.
Eine Hand in den Rücken gestützt ging Rhiannon ein paar Schritte, bis ihr Rücken sich wieder entkrampfte und der Schmerz endlich nachließ.
"Tritt dein Baby wieder?" fragte Delenn.
"Das auch", brummte Ria. "Vor allem aber tut mir der Rücken weh, ich bin zu lange gesessen."
"Hast du eigentlich schon alle Dinge, die du für dein Kind brauchen wirst? Immerhin dauert es ja nicht mehr lange, bis dein Baby kommt."
"Ja, ich denke, ich habe alles", antwortete Rhiannon, während sie zum Fenster ging und hinaus sah. Es tobte ein schlimmer Schneesturm, der Wind fegte heulend durch die Straßen. Ria schlang die Arme um ihren Oberkörper, denn sie fror ein wenig, obwohl sie warm angezogen war. Sie hoffte, dass dieser verflixte Sturm bald vorbei sein würde und dass es der letzte in diesem Winter war, denn es sollte sich eigentlich schon der Frühling ankündigen. "Ich habe besorgt, was ich brauche: Kleidung, Fläschchen, Nuckel, Kinderwagen, einen Stubenwagen, verschiedenes Spielzeug, einen Beißring, Windeln... Selbst die Tasche für den Tempel ist schon gepackt."
"Gut." Delenn musterte sie aufmerksam. "Hast du Angst vor der Geburt?"
Ria wandte den Blick vom Schneetreiben ab und drehte sich um, runzelte die Stirn. "Nein, eigentlich nicht. Ich frage mich, wie es wohl sein wird, wenn das Kind erst einmal da ist. Ich meine, ob ich eine gute Mutter sein werde und ob ich in der Lage bin, das Kind richtig zu erziehen."
"Ich bin sicher, dem Kind wird es an nichts fehlen", erwiderte Delenn zuversichtlich. "Ich denke, du wirst ein gute Mutter sein."
"Danke." Rhiannon lächelte, wurde dann aber wieder ernst und seufzte. "Ich wünschte nur, Alex würde endlich Kontakt mit mir aufnehmen - des Kindes wegen."
"Hast du versucht, mit ihm Kontakt aufzunehmen?"
Ria nickte. "Ich habe ihm zwei Mal eine Nachricht geschickt, aber offenbar haben sie ihn nicht erreicht oder er will mir nicht antworten. Wenn er etwas von dem Kind wissen will, meldet er sich ja vielleicht doch noch bei mir."
"Wie wäre es, wenn du einen Boten zu Alexander senden würdest?"
"Ich bezweifle, dass Alex begeistert wäre, wenn plötzlich ein Minbari in seinem Haus stehen und ihm eine Nachricht von mir überbringen würde."
"Möglicherweise hast du Recht", erwiderte Delenn. "Aber ich würde es mir überlegen."
"Das werde ich", versprach Ria.

Später an diesem Nachmittag kam Nistel zu Besuch. Rhiannon sah ihn nur selten, was sie sehr bedauerte, denn sie hatten normalerweise viel zu tun.
Delenn ließ die zwei alleine, und Ria bot ihrem Gast der Höflichkeit entsprechend etwas zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen an.
"Wie geht es euch beiden denn?" fragte er, als sie sich bei einer Tasse Tee gegenüber saßen.
Ria seufzte und lächelte etwas gequält. "Mein Kind wird von Tag zu Tag lebhafter. Manchmal habe ich das Gefühl, es will sich den Weg durch die Bauchdecke bahnen."
Nistel erwiderte das Lächeln amüsiert. "Es ist also alles in Ordnung."
"Ja." Ria lachte und wurde wieder ernst. "Und wie geht es dir?"
"Oh, mir geht es gut. Ich war ja einen ganzen Monat auf der Erde und bin erst vor vier Tagen zurückgekommen", erwiderte er.
"O ja, du hast mir ja erzählt, dass du zur Erde fliegen wolltest."
Er nickte. "Sie ist ein sehr... hektischer Planet, nichts für schon ältere Leute wie mich."
Ria sah ihn verwundert an. "So alt bist du jetzt wohl auch wieder nicht. Du bist doch bestimmt nicht einmal fünfzig Jahre alt."
"Fünfundfünfzig", korrigierte Nistel, sehr zu Rhiannons Überraschung. Wegen seiner Vitalität und seiner lebendig wirkenden dunklen Augen hatte sie ihn immer um zehn Jahre jünger geschätzt. Abgesehen davon war fünfundfünfzig auch noch nicht alt. "Aber lassen wir das. Sag mir, geht es in Sachen Politik auf der Erde immer so... laut und undiszipliniert zu?"
"Das weiß ich nicht genau." Rhiannon zuckte die Schultern. "Ich war schon seit vierzehn Jahren nicht mehr auf der Erde."
"Tut mir leid, das habe ich völlig vergessen."
"Schon gut", brummte Ria. "Aber nach dem zu urteilen, was ich so gehört habe, geht es im EarthDome momentan wirklich heiß her. Kein Wunder, es stehen ja auch Wahlen an, und zwar schon in wenigen Wochen."
"Das erklärt natürlich so manches", erwiderte Nistel.
"Was meinst du damit?"
Er schüttelte den Kopf leicht. "Die ganzen Reden und die Plakate überall, die... lautstarken Debatten in den öffentlichen Nachrichtenkanälen im Kom-Netz."
Rhiannon lachte. "Das nennen wir Wahlkampf. Ich weiß, so etwas ist gewöhnungsbedürftig. Aber irgendwie müssen sich ja die Leute und die Parteien, die sich zur Wahl stellen, präsentieren."
Nistel runzelte die Stirn. "Aber einige Gruppierungen haben recht... beunruhigende Ideen. Vor allem die Home Guard ist so verbohrt und fanatisch. Ich verstehe einfach nicht, warum sie alles, was nicht aus menschlicher Hand stammt so radikal verdammen."
"Die Home Guard ist keine Partei", erwiderte Ria fest. "Diese Gruppe ist verboten, weil ihre Ideen die Demokratie und die Freiheit des Einzelnen bedroht und auch - was noch viel schlimmer ist - weil sie gewalttätig sind."
"Oh, ich verstehe."
"Ich hoffe doch, sie haben dir nichts getan", sagte Rhiannon besorgt.
"Nein, nein", entgegnete Nistel. "Ich hatte keine nennenswerten Probleme auf der Erde."
"Gut." Sie strich sich über ihren Bauch. "Dann bin ich ja beruhigt. Die Erde ist nicht unbedingt ein sehr freundlicher Planet."
"Das kommt auf den jeweiligen Standpunkt an", meinte Nistel. "Mir hat es auf der Erde sehr gut gefallen. Manche der Städte sind wirklich beeindruckend. Vor allem sind sie zum Teil grundlegend verschieden, so, als gehörten sie überhaupt nicht auf den selben Planeten. So etwas gibt es nicht auf vielen Welten."
"Ich weiß." Ria lächelte dünn. "Im Laufe unserer Geschichte haben wir Menschen sehr gegensätzliche Kulturkreise entwickelt. Wir waren nie ein geeintes Volk."
"Dann wundert es mich, dass ihr Menschen trotzdem so gut miteinander auskommt, obwohl ihr euch derart voneinander unterscheidet."
"Wie kommst du darauf, dass es so ist?" Ria seufzte und ließ Nistel erst gar nicht antworten. "Menschen bekämpfen sich nach wie vor gegenseitig, und daran wird sich vermutlich auch in absehbarer Zeit nichts ändern. Und dieser Schwachsinn, den die Home Guard da von sich gibt, hat sich früher gegen Menschen gerichtet und Millionen von Leben gefordert. Und die Auswirkungen der Greultaten in unserer Geschichte sind in manchen Fällen bis heute nicht verarbeitet worden."
"Oh." Nistel sah sie betroffen an. "Das wusste ich nicht."
"Schon gut."
"Auch wir Minbari haben uns vor etwa tausend Jahren noch erbittert bekämpft", erzählte er ihr, was sie schon längst wusste. "Aber Valen brachte uns Frieden."
Rhiannon lächelte ironisch. "Leute, die das bei uns Menschen versucht haben, gab es zur Genüge. Aber wir haben sie entweder ignoriert oder sie umgebracht."
Eine ganze Weile unterhielten sie sich noch über dies und jenes, bis Nistel schließlich gehen wollte, weil es schon spät wurde.

Rhiannon wälzte sich im Schlaf unruhig auf ihrem Bett hin und her, konnte aber keine bequeme Position finden und erwachte, als ihr Baby sie zu treten begann.
Noch halb schlafend richtete sich Ria ein wenig auf und strich sich eine lose Strähne aus dem Gesicht. Sie gähnte und spürte, wie sich ihr Kind bewegte. Müde ließ sie sich wieder zurücksinken und wollte weiter schlafen, aber das Kind hielt sie wach.
Die junge Frau seufzte und stand schließlich auf. Sie ging leise in die Küche hinunter, um ein Glas Fruchtsaft zu trinken. Das Kind schien trotzdem nicht zur Ruhe kommen zu wollen, und Rhiannon redete sanft auf das Kleine ein.
"Du bist ja ganz schön lebhaft", brummte sie, während sie behutsam ihren Bauch streichelte. "Du hast doch nicht etwa schlechte Träume. Oder habe etwa ich..."
"Ria?" hörte sie plötzlich Delenns verschlafen klingende Stimme. "Bist du das?"
Rhiannon erschrak, denn sie hatte überhaupt nicht gehört, wie die Minbari die Küche betreten hatte. "Ja, ich bin's"
Delenn kam näher. "Warum schleichst du mitten in der Nacht durch das Haus wie... wie..."
"Wie ein Geist?" schlug Ria vor.
"Ein Geist?" wiederholte Delenn und runzelte verwirrt die Stirn. "Was ist das?"
"Eine alte menschliche Legende, die erzählt wird, um kleinen Kindern Angst einzujagen", erklärte Rhiannon und gähnte. "Zumeist sollen das Wesen sein, die aus irgendeinem Grund nach dem Tod des Körpers keine Ruhe finden können und deshalb körperlos und in den meisten Fällen durchscheinend zu den Lebenden zurückkehren, um sich für etwas zu rächen, jemanden zu schützen oder um eine wichtige Sache noch zu Ende zu bringen. In einigen Fällen müssen sie auch von den Lebenden auf die eine oder andere Art erlöst werden. Es gibt viele Varianten."
"Oh", machte Delenn. "Aber wie auch immer: was tust du hier um diese Zeit?"
In Rias Augen blitzte es amüsiert. "Ich warte die Geisterstunde ab, und die beginnt genau..." Sie wartete die wenigen Sekunden, bis das Chronometer in der Küche Mitternacht anzeigte. "...jetzt. Und sie geht genau eine Stunde lang."
"Was?"
Rhiannon lachte, als sie Delenns ungläubigen Gesichtsausdruck sah. "Mein Baby hat mich aufgeweckt, und ich konnte nicht mehr einschlafen. Also bin ich herunter gekommen und habe ein Glas Fruchtsaft getrunken."
"Und mit wem hast du vorhin geredet?"
"Na mit meinem Kind", entgegnete Rhiannon. "Es ist zwar noch nicht geboren, aber es kann sehr wohl schon hören, was wir sagen."
"Ich verstehe."
Ria nickte knapp. "Und jetzt sollten wir wieder zu Bett gehen."
"Gut", sagte Delenn und fragte sich kurz, ob Rhiannon mit ,wir' sie beide oder sich und das Kind meinte. Auf dem Weg nach oben fügte Delenn hinzu: "Die Legende von den Geistern finde ich bizarr. Gibt es tatsächlich Menschen, die daran glauben?"
Ria zuckte die Achseln. "Keine Ahnung. Ich nehme es an. Ich habe mir ehrlich gesagt nie große Gedanken darüber gemacht. Ich habe jedenfalls noch nie einen Geist gesehen oder jemanden getroffen, der das hat."
"Ach so", meinte Delenn nur, sie schien keine weiteren Erklärungen zu verlangen.
"Fein. Tut mir übrigens leid, dass ich dich geweckt habe." Rhiannon gähnte. "Das wollte ich nicht. Ich dachte, ich bin leise genug."
"Schon gut, macht ja nichts."
"Gute Nacht, schlaf gut"
"Du auch", erwiderte Delenn und verschwand in ihrem Zimmer, das neben Rias lag.
Rhiannon war inzwischen viel zu munter um gleich wieder schlafen zu können. Um sich zu entspannen beschloss sie, ein Bad zu nehmen, obwohl es mitten in der Nacht war.
Geschickt steckte die junge Frau den Zopf, den sie zum Schlafen immer trug hoch und ging dann ins Badezimmer. Das warme Wasser war wirklich sehr angenehm, und Ria stellte sich vor, sie wäre im Hallenbad und würde schwimmen.
Es wirkte, das Baby kam wieder zur Ruhe. Nach dem Bad war Rhiannon selbst auch müde, sie schlief ein, kaum dass sie auf ihrem Bett lag.


Fortsetzung: Kapitel 22


Jennifer Fausek
17.09.2002
Website von Jennifer Fausek

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