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Rhiannons Geschichte:
24. Kapitel

(von Jennifer Fausek)

Selten war eine Wahl so knapp ausgegangen. Insgesamt waren vier Leute nominiert worden. Als nach dem ersten Wahlgang niemand mehr als fünfzig Prozent der Stimmen bekommen hatte, mussten sich Louis Sandiago und Mary Cox, die beiden Leute mit den meisten Stimmen, noch einmal zur Wahl stellen.
Im zweiten Wahlgang stimmten dann etwa zweiundfünfzig Prozent für Sandiago, und Mary Cox musste sich mit achtundvierzig Prozent der Stimmen geschlagen geben.
Eigentlich hätte Senator Clark mit dem Wahlergebnis zufrieden sein können - wenn er jetzt der Präsident der Erde gewesen wäre. Es ärgerte ihn maßlos, dass er nur die unbedeutende Zweitbesetzung sein durfte. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund hatte Morden das so gewollt.
Dabei war Clark davon überzeugt, dass er die Wahl auch ohne Sandiago im Vordergrund hätte gewinnen können, wenn er nur die Chance dazu bekommen hätte.
Verstimmt ging der zukünftige Vizepräsident der Erde in seinem Büro auf und ab. Der Raum wirkte seltsam leer, die Sachen waren alle in Kartons verpackt. Clark würde demnächst ein anderes Büro beziehen.
Clark wartete auf Morden, deswegen hatte er seinem Sekretär auch frei gegeben - um ungestört zu sein.
"Sie wollten mich sprechen, Senator?" Morden schien praktisch aus dem Nichts aufgetaucht zu sein.
"Ja, allerdings."
"Ich gratuliere Ihnen übrigens zu ihrem Wahlerfolg."
"Das könnten Sie, wenn ich jetzt Präsident der Erde und nicht nur der Vizepräsident wäre", knurrte Clark und sah sein Gegenüber verärgert an. "Sie haben mir versprochen, dass ich der Präsident der Erde und nicht nur sein Stellvertreter werde. Sie wollten die Minbari leiden lassen. Bisher haben Sie und Ihre Leute aber noch überhaupt nichts getan, sondern immer nur genommen und jede Menge Forderungen gestellt."
Mordens Lächeln milderte sich nur wenig. "Es tut mir leid, aber wir sind noch nicht bereit loszuschlagen. Meine Partner müssen erst ihre Kräfte sammeln. Wenn wir beginnen, bevor wir bereit sind, werden wir verlieren."
"Und wann wird es endlich soweit sein?" brummte Clark.
"Sie sollten lernen, sich in Geduld zu üben", sagte Morden gelassen. "Ich versichere Ihnen, wir werden soweit sein, bevor die nächste Präsidentschaftswahl stattfindet. Und sobald wir bereit sind loszuschlagen werden Sie Präsident der Erde sein und die Minbari ihren Preis zahlen."
"Das ist völlig unmöglich. Ich kann frühestens in sechs Jahren Präsident der Erde werden, es sei denn..." Clark kniff die Augen zusammen. "Wollen Sie Präsident Sandiago etwa töten?"
Morden zuckte die Achseln. "Wir tun, was wir tun müssen. Für uns ist er entbehrlich, aber wir tun ihm nichts, wenn es nicht sein muss. Hätten Sie ein Problem damit, Sandiagos Platz einzunehmen?"
Senator Clark schüttelte den Kopf. "Ganz bestimmt nicht, aber ich will für seinen Tod nicht verantwortlich sein, falls es dazu kommt. Immerhin ist Sandiago eine bedeutende Persönlichkeit, er gilt als die Hoffnung der Menschen auf eine sichere Zukunft."
Oh, es wird dazu kommen. Sobald Sandiago seinen Nutzen für uns verloren hat, wird er sterben. So war es von Anfang an geplant, dachte Morden. In seinen Mundwinkeln zuckte es. "Ich halte es für maßlos übertrieben, Sandiago wird überschätzt. Aber keine Bange, falls der Präsident stirbt, werden Sie über jeden Verdacht erhaben sein, das versichere ich Ihnen."
"Gut."
Morden lächelte dünn. "Dann wäre dieser Punkt ja geklärt."
Clark nickte. "Bei einem Problem werden Sie mir allerdings helfen müssen", erwiderte er. "Meine Leute haben Schwierigkeiten mit der Analyse der Schiffe. Ihre Partner müssen uns dabei wohl oder übel zur Hand gehen, sonst kommen wir nicht weiter. Wir wissen nicht einmal, wie die Schiffe gesteuert werden."
Plötzlich wurde Morden seltsam ernst. "Na schön, ich werde mich darum kümmern. Ich fürchte, um diese Schiffe zu fliegen brauchen wir Telepathen. Ich werde mit unseren Verbündeten im Psi-Corps darüber reden, damit sie uns geeignete Versuchspersonen zur Verfügung stellen."
"Verbündete im Psi-Corps?" Clark war alarmiert. "Sie sollten dem Corps auf keinen Fall vertrauen, ganz besonders nicht Al Bester."
"Glauben Sie mir, meine Partner und ich sind sehr vorsichtig. Wir wissen, was wir tun."
"Ich schätze, in diesem Punkt werde ich Ihnen einfach vertrauen müssen."
"Genau wie ich Ihnen, vergessen Sie das nicht", sagte Morden gelassen. "Haben Ihre Leute von NightWatch etwas Interessantes herausgefunden?"
Clark schüttelte den Kopf. "Nicht dass ich wüsste. Momentan gibt es offenbar keine interessanten Neuigkeiten. In letzter Zeit habe ich nur die üblichen Berichte über Verbrechen bekommen, nichts Weltbewegendes, und über ein paar Überfälle der Raiders." Er griff in seine Hosentasche, holte einen Datenkristall hervor und warf ihn seinem Gegenüber zu. "Hier sind die letzten Berichte."
Morden fing den Kristall auf und steckte ihn in seine Jacke. "Ich danke Ihnen. Wenn es sonst nichts weiter zu besprechen gibt, werde ich jetzt gehen."
"Wie Sie wollen."
Schon war Morden durch die Tür gegangen und ebenso plötzlich verschwunden wie er im Büro aufgetaucht war.

Im EarthDome gingen die Diskussionen über den Bau von Babylon 5 inzwischen weiter. Außer den Minbari hatten nun auch die Centauri, die Narn, die Drazi und die Pak'ma'ra ihre Unterstützung schon fest zugesagt.
Die Völker der Liga der blockfreien Welten waren zuerst sehr zurückhaltend gewesen und hatten sich aus der Sache heraushalten wollen. Aber als immer mehr Zusagen kamen, hatten auch sie zugestimmt mitzumachen, damit sie nicht die einzigen sein würden, die von allem ausgeschlossen waren .
Auf der Erde waren die Leute, was das Projekt betraf, immer noch sehr skeptisch. Nachdem die ersten vier Babylon-Stationen schon keinen Bestand gehabt hatten, glaubte niemand so recht daran, dass es Babylon 5 besser ergehen würde als den Stationen zuvor.
Ein weiterer Fehlschlag wäre eine Katastrophe, alle wussten das. Die Erde war auch so schon am Ende. Fast neunzig Prozent aller Ressourcen und Nahrungsmittel mussten importiert werden, von den Koloniewelten oder verbündeten Völkern.
Und dass die Kolonien, allen voran der Mars immer verbissener um ihre Unabhängigkeit kämpften, machte es auch nicht gerade leichter. Die Koloniewelten hatten es schon lange satt, dass sie einen Großteil der wertvollen Materialien und der reichen Ernteerträge zu Schleuderpreisen an die Erde verkaufen mussten, statt dass sie die dringend benötigten Vorräte selbst nutzen konnten.
Auch wenn die Bevölkerung der Erde nicht sehr begeistert vom Babylon-Projekt waren, bekam der frisch gewählte Präsident der Erde, Louis Sandiago, viel Unterstützung von den Mitgliedern des Senats.
Dafür gab es einen einfachen Grund: Wenn die Regierung der Erde nämlich vor etwas noch mehr Angst hatte als vor einem möglichen Fehlschlag, dann war es ein neuerlicher Krieg.
Allen war klar, dass ein weiterer Krieg die Erde endgültig ruinieren würde, auch wenn die Streitkräfte zum Großteil schon wieder aufgebaut und voll einsatzbereit waren.
Diese Ängste macht Sandiago sich bei der Argumentation zunutze, als er vor dem gesamten Senat und vor der Presse eine Erklärung abgab. Es war das erste Mal, dass er als Präsident der Erde offiziell zu etwas Stellung nahm, es war also sozusagen eine Feuerprobe.
"Babylon 5 wird eine große Chance für uns alle sein", sagte er vor der Versammlung. "Der gemeinsame Bau der Station könnte ein entscheidender, ja ich behaupte sogar ein äußerst wichtiger Schritt in Richtung Partnerschaft für den Frieden sein. In der uns bekannten Geschichte hat es noch nie zuvor ein Projekt gegeben, das so viele Völker miteinander vereint hat. Vielleicht werden wir durch diese Zusammenarbeit lernen, einander besser zu verstehen."
"Was macht Sie so sicher, dass Babylon 5 nicht wie die vorherigen Stationen ein Misserfolg wird?" fragte jemand aus der Menge.
"Eine Garantie gibt es natürlich nicht", erwiderte Sandiago. "Aber ich bin zuversichtlich, dass wir es schaffen werden, wenn alle Völker zusammenhalten. Und ich bin mir sicher, Sie werden mir zustimmen, wenn ich sage, dass es besser ist, Geld, Arbeit und Mühe in Babylon 5 zu investieren statt in einen weiteren Krieg, und den wird es früher oder später geben, wenn wir nicht alle Völker an einen Tisch bringen. Und Babylon 5 kann dieser Tisch sein..."
Dem Präsidenten war klar, dass wohl noch unzählige Diskussionen folgen würden, selbst wenn Babylon 5 tatsächlich gelingen sollte. Wenn es das nicht tat, würde es keinen weiteren Versuch geben.
Sicher, er hatte die Station als die beste und auch letzte Hoffnung auf dauerhaften Frieden zwischen den Völkern angepriesen, aber Sandiago wusste, er hatte nur die halbe Wahrheit dargelegt.
Ein Treffpunkt aller Völker, eine neutrale Station, auch wenn sie unter der Verwaltung der Erdregierung stehen würde, brachte natürlich nicht nur Vorteile mit sich, sondern unglücklicherweise auch mindestens ebenso viele Nachteile.
Ein solcher Ort wäre nicht nur ideal für das Pflegen von diplomatischen Beziehungen, es wäre perfekt für Schmuggler jeder Art, für menschliche Wilde Telepathen oder sonstige Leute, die vor dem Gesetz auf der Flucht waren und nicht zu letzt für Spione.
Auf einer Station wie Babylon 5, wo schließlich ungefähr zweihundertfünfzigtausend Personen leben würden, würde es mehr als einfach nur schwer sein, die Sicherheit aufrecht zu erhalten und die Störenfriede ausfindig zu machen. An einem solchen Ort fielen ein paar Leute mehr oder weniger nicht weiter auf, und es war ein leichtes, dort schnell unterzutauchen.
Nach der öffentlichen Stellungname setzte sich Präsident Sandiago mit seinem Stellvertreter Eugene Clark in seinem Arbeitszimmer zu einer Besprechung zusammen. Sie wollten über ihre gemeinsame Politik sprechen.
"Ihre Rede heute hat mir sehr gut gefallen", meinte Clark am Ende des Treffens.
"Ich danke Ihnen." Sandiago lehnte sich mit seiner beachtlichen Leibesfülle nachdenklich ein wenig nach vorne und stützte dabei eine Hand auf den Schreibtisch, hinter dem er saß. "Aber etwas würde mich interessieren: Sie waren früher ein Gegner des Babylon-Projekts. Was hat Sie bewogen, Ihre Meinung zu ändern?"
Clark wich dem Blick des Präsidenten ein wenig verlegen aus. "Sagen wir es so: Jemand hat mich über den Nutzen einer neutralen Raumstation aufgeklärt."
"So", brummte Sandiago nur. "Ich bin froh, dass Sie das Projekt jetzt unterstützen. Vielleicht hilft Babylon 5 ja wirklich dabei, den Frieden zu wahren."
Ja, aber zu welchem Preis? Es wird ein sehr fauler Friede sein, wenn wir auf Gedeih und Verderb von den Aliens abhängig sind, dachte Clark. Er lächelte dünn und murmelte etwas, das eine Zustimmung sein sollte.
"Apropos: die Verhandlungen mit den Minbari sollen bald weiter gehen", fuhr Sandiago fort. "Ich möchte diesmal nicht nur die Fachleute, sondern auch ein kleines diplomatisches Corps entsenden, um die aufkeimende freundschaftliche Beziehung zwischen ihnen und uns zu fördern."
Wie immer, wenn er an das Volk der Minbari dachte, befiel den Stellvertreter des Präsidenten Unbehagen. Sie konnten die Menschen vernichten, wenn sie es wollten. Und Clark hasste das Gefühl, irgend jemandem oder irgend etwas so vollkommen machtlos gegenüberzustehen.
Allein der zweifelhaften Gnade der Minbari war es zu verdanken, dass die Erde überhaupt noch existierte. Nur der Himmel wusste, warum sie sich damals einfach zurückgezogen hatten. Minbari waren die unberechenbarsten Personen, die Clark kannte.
"Ich weiß nicht, ob es so klug ist, ein diplomatisches Corps mit den Delegierten nach Minbar zu schicken. Wir haben dort nicht einmal eine Botschaft. Außerdem sind die Verhandlungen auch so schon gut angelaufen..."
"Das stimmt schon", erwiderte Präsident Sandiago. "Aber das reicht nicht. Wir müssen unseren guten Willen beweisen und den ersten Schritt tun. Vielleicht können wir endlich eine stabile diplomatische Beziehung zwischen uns und den Minbari aufbauen, womöglich sogar Botschafter austauschen. Bei den anderen Völkern haben wir das ja auch geschafft."
Clark hob abwehrend die Hände. "Wenn Sie unbedingt Diplomaten in die Höhle des Löwen schicken wollen. Bitte, tun Sie das von mir aus. Aber ich werde sie auf keinen Fall begleiten."
"Das hat ja auch keiner von Ihnen verlangt, oder?"


Fortsetzung: Kapitel 25


Jennifer Fausek
17.09.2002
Website von Jennifer Fausek

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