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Rhiannons Geschichte:
25. Kapitel

(von Jennifer Fausek)

Rhiannon hatte bereits wieder damit begonnen, nach ihrer Pause ihre Pflichten im Tempel und als Delenns Assistentin wahrzunehmen.
Allerdings hatte Ria ihre Prioritäten dabei ein wenig geändert, da sie jetzt ja auch ein kleines Baby zu versorgen hatte.
Sie begleitete Delenn nicht mehr so oft zum Ratsschiff sondern nur noch, wenn es unbedingt sein musste, weil sie Zora unnötige Flüge ersparen wollte.
Rhiannon hatte Delenn - so sehr sie sie auch mochte - schon mehr als einmal darum gebeten, sie solle sich doch eine andere Assistentin suchen, eine die sie auch zur Satai ausbilden konnte, damit die Nachfolge geregelt war. Ria hatte sich dabei auch immer wieder beschwert, dass sie sich beim Grauen Rat nutzlos fühlte.
Delenn hatte nur darüber gelacht und gemeint, es gäbe genügend Leute, die zu Satais ausgebildet wurden, sie müsse nur einen bestimmen, der die Lücke füllte, die sie eines Tages hinterlassen würde. Und sie, Ria, solle aus der Nutzlosigkeit eine Lehre ziehen.
Rhiannon verstand das nicht ganz. Was sollte Nutzlosigkeit sie schon lehren? Aber Ria wusste, worauf es hinausging: sie würde - jedenfalls vorerst - weiterhin Delenns Assistentin sein, wenigstens hin und wieder.
Doch das würde sich ändern, wenn ihre Ausbildung zur Heilerin beginnen würde. Rhiannon studierte schon jetzt alles, was sie über Anatomie, Diagnose und allgemeine Medizin finden konnte und natürlich auch weiterhin die Gelehrtensprache.
Rakall duldete sie allerdings immer noch nur als außerordentliche Schülerin. Sie wollte, dass sie sich noch ein Jahr Bedenkzeit nahm, bevor sie sich endgültig entschied.
Rhiannon hörte auf diesen Rat. Sie war sich längst nicht mehr sicher, ob sie wirklich als Ärztin im Tempel bleiben wollte. Sicher, sie half den Kranken und Verletzten sehr gerne. Aber irgendwie hatte sie das unbestimmte Gefühl, dass Heilerin zu sein nicht ihre wahre Berufung war.
Du bist nicht für ein Leben im Tempel geschaffen. Ich habe viel eher den Eindruck, dass du eine Kriegerin bist... Duhrans Worte gingen Ria nicht aus dem Kopf. Sie wusste, dass es praktisch unmöglich war, dass aus ihr eine Kriegerin wurde, die Kriegerkaste würde sie niemals in ihren Reihen dulden.
Aber Rhiannon hatte momentan meistens so viel zu tun, dass sie ohnehin keine Zeit hatte, um gründlich nachzudenken, deshalb schob sie die störenden Gedanken beiseite.
Ria gefiel ihre neue Rolle als Mutter. Zwei Monate alt war ihre Tochter Zora jetzt. Rhiannon war froh, dass die Kleine inzwischen damit begonnen hatte, die Nächte durchzuschlafen, das hieß zumindest meistens.
Rhiannons minbarische Freunde hatten dem Baby schon einen Spitznamen gegeben. Sie nannten das Kind 'Zorann', was auf Erdstandard so viel wie 'Die Glückliche' oder etwas in der Art bedeutete und ein eher seltener minbarischer Name war.
Ria fand, dass der Name zu ihr passte. Zora war meistens zufrieden, wenn sie nicht gerade hungrig war oder volle Windeln hatte. Ihr Haar war heller geworden als kurz nach der Geburt und würde höchstwahrscheinlich einmal rot werden wie Alexanders Haar.
Im Tempel hatte es besonders viel zu tun gegeben, deshalb war es später als üblich, als Rhiannon nach Hause kam, die Zeit fürs Abendessen war schon vorbei.
Delenn erwartete sie bereits. "Es tut mir leid, aber ich werde dich in den nächsten Tagen wohl als Assistentin brauchen."
Ria runzelte gestresst die Stirn und seufzte. "Was ist denn jetzt schon wieder los?" fragte sie, während sie das Tragetuch abnahm und Zora Inesval gab, damit er sich um sie kümmerte.
"Es geht wieder um Babylon 5. In einigen Tagen sind weitere Treffen mit menschlichen Gesandten, um Details für den Bau der Station zu besprechen. Zuvor werden wir allerdings mit den Vorlonen reden."
Rhiannon horchte auf. "Den Vorlonen?"
Sie hatte schon von diesem Volk gehört, wusste aber eigentlich nicht mehr über sie, als dass sie wahrscheinlich sehr hoch entwickelt waren, sogar noch höher als die Minbari.
Delenn nickte. "Ich möchte, dass du bei den Besprechungen mit den Vorlonen und den Menschen dabei bist."
"Na gut, wenn du das willst werde ich dich begleiten", erwiderte Ria.
"Ich danke dir."
Das Treffen am nächsten Morgen fand - wie üblich - im Regierungsgebäude von Yedor statt. Zu der Besprechung kamen außer einem Vorlonen auch noch drei Mitglieder des Grauen Rates, nämlich Satai Jenimer, Satai Delenn und Satai Rathenn, und dann auch noch Rhiannon.
Ria hatte natürlich noch nie in ihrem Leben einen Vorlonen zu Gesicht bekommen und fragte sich, wie sie wohl aussahen. Delenn hatte dazu nichts gesagt, sondern ihr zur Information nur mitgeteilt, dass der Vorlone, mit dem sie sich treffen würden, Ulkesh genannt wurde. Er war der Botschafter der Vorlonen bei den Minbari.
Ulkesh war bereits anwesend, als Rhiannon zusammen mit ihrem Baby und den Satais Jenimer, Delenn und Rathenn den Sitzungssaal betrat. Ria musterte den Fremden und fühlte sofort eine heftige Abneigung, obwohl sie ihn gar nicht kannte.
Der Vorlone selbst war nicht zu sehen, er trug einen beinahe zwei Meter hohen und dazu sehr breiten, klobig wirkenden Schutzanzug. Dieser Anzug bestand aus einem undefinierbaren starren schwarz und violett gefärbten Material und einer Art Schleppe oder Umhang, der aus einem dunklen, mit silbernen Fäden durchsetzten Stoff gemacht worden war.
Es gab ein Kopfteil, das verhältnismäßig klein wirkte im Vergleich zum Rest des Anzugs, und das aus dem selben starren Material gemacht worden war. Der 'Kopf' ließ sich offenbar bewegen, es gab kein Gesicht zu erkennen.
Nein, der Vorlone schien absolut nichts mit einem Menschen oder mit einem anderen menschenähnlichen Volk gemein zu haben. Um genau zu sein ließ sich eigentlich überhaupt nicht sagen, was für ein Wesen sich da in diesem Schutzanzug befand.
Doch das war nicht wirklich der Grund dafür, warum Rhiannon Ulkesh so abstoßend fand. Sie konnte es nicht genau erklären. Es schien eine Art... Dunkelheit von ihm auszugehen, ein sehr dürftiges Bild, aber anders konnte sie es nicht ausdrücken. Sie wusste nur, er war mit Sicherheit gefährlich.
Ria fragte sich, wie die Vorlonen wohl kommunizierten. Ob sie vielleicht sogar ausgeprägte telepathische Fähigkeiten hatten?
Ja. Diese Stimme war nicht etwa in ihrem Kopf sondern akustisch erklungen (oder beides? Sie war sich nicht sicher), und ein merkwürdiges dissonantes Summen folgte dieser Antwort.
Rhiannon blinzelte verblüfft. Die Stimme hatte einen eigenartigen synthetischen Klang gehabt - und hatte ganz offenbar ihre nur gedachte Frage beantwortet.
Das Unbehagen, das Ria schon von Anfang an verspürt hatte, verstärkte sich zusehends. Die drei Satais sahen sie aufmerksam an.
"Es tut mir leid, ich wusste nicht, dass wir es hier mit einem Telepathen zu tun haben", sagte Rhiannon kühl, ohne den Blick von Ulkesh abzuwenden und wiegte Zora, die durch die plötzliche feindselige Stimmung ihrer Mutter unruhig geworden war, sanft im Tragetuch.
"Lassen Sie uns jetzt mit der Besprechung beginnen", erwiderte Satai Jenimer, das gewählte Oberhaupt des Grauen Rates.
Ria hielt sich während des gesamten Meetings so weit wie möglich im Hintergrund. Von dem, was der Vorlone und die Minbari da besprachen, verstand sie praktisch kein Wort, was nicht etwa daran lag, dass sie die Sprache, die sie benutzten nicht verstand. Es waren viel mehr die seltsamen Bemerkungen, die Ulkesh machte, und die für Ria nicht die geringste Bedeutung hatten.
Ein wenig gelangweilt hörte die junge Frau der Debatte zu. Es dauerte jedoch nicht lange, und es fiel ihr schwer, sich auf das - für sie - sinnlose Gespräch zu konzentrieren.
Rhiannon sah überrascht auf, als Ulkesh plötzlich zu ihr kam.
Gehen Sie jetzt, sagte er zu ihr.
Ria sah zu Delenn, die leicht nickte. Rhiannon deutete daraufhin eine Verbeugung an und verließ den Konferenzsaal ohne ein Wort.
Sie ist bereit, fuhr Ulkesh fort, kaum hatte sich die Tür hinter Ria geschlossen.
"Nein", widersprach Delenn heftig. "Sie ist erst achtzehn Jahre alt, und sie hat ein kleines Kind um das sie sich kümmern muss. Es ist noch zu früh."
Sie vergaß dabei absichtlich, dass sie selbst nicht älter als Rhiannon gewesen war, als sie Mitglied des Grauen Rates geworden war und dass minbarische Eltern sechs Wochen nach der Geburt ihrer Kinder wieder ihren Pflichten nachgingen, sogar in den Krieg zogen, wenn es sein musste.
Wir werden noch warten, sagte die synthetische Stimme. Aber nicht mehr lange.
Delenn nickte bedächtig. "Danke."
Damit war vorerst einmal alles gesagt, und sie, Jenimer und Rathenn verließen den Konferenzraum nun ebenfalls.
Ria und Delenn nutzten die Pause, um im Regierungsviertel von Yedor ein wenig spazieren zu gehen. Eine Weile lang schwiegen sie beide, doch dann stellte Rhiannon die Frage, die ihr schon die ganze Zeit durch den Kopf ging.
"Warum musste ich bei diesem Treffen unbedingt dabei sein?" Sie musterte ihre Pflegemutter von der Seite.
"Die Vorlonen wollten dich sehen."
"Und weswegen?"
Delenn zögerte. "Ich kann es dir nicht sagen."
Sie blieben stehen, und Ria sah ihr direkt in die Augen. "Kannst du, darfst du oder willst du es mir nicht sagen?"
"Bitte belasse es jetzt dabei", sagte Delenn. "Es ist weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt, um mit dir darüber zu reden." Den wird es auch nie geben, fügte sie in Gedanken hinzu. Wie soll ich dir nur je alles erklären, ohne dass du mich danach hasst?
Ria seufzte resigniert. Es war völlig sinnlos, einen Minbari unter Druck setzen zu wollen. Delenn würde ihr auf jeden Fall erst dann erzählen, was los war, wenn sie es wollte, konnte oder durfte - oder wenn es gar nicht mehr anders ging und sie es sagen musste.
"Gut wie du willst", entgegnete Ria und bedachte ihre Pflegemutter mit einem Blick, der bedeutete: aber eines Tages werde ich es so oder so erfahren.
Aber nicht hier und nicht jetzt, teilte Delenn ihr ebenso stumm mit.
Rhiannon zuckte die Achseln und sie gingen weiter.

Viel nervtötender als das Treffen mit Ulkesh fand Rhiannon die Verhandlungen mit den Delegierten von der Erde, noch mehr als das letzte Mal.
Fast einen Monat lang musste sie sich wieder neugierige Fragen gefallen lassen - vor allem von den Leuten aus der diplomatischen Gruppe, die sie nicht kannten - warum sie auf Minbar lebte und welche Aufgaben sie normalerweise hatte oder ähnliches.
Richtig schlimm wurde es, als Dr. Sarah Cox sie nach ihrem Kind fragte. Ria hatte Zora absichtlich nicht zu den ersten Treffen mitgenommen, damit sie sich wenigstens in diesem Punkt keine Ratschläge und dumme Kommentare anhören musste.
Da es jetzt ohnehin bekannt war, nahm Rhiannon ihr Kind von nun an mit zu den Besprechungen und stellte sich taub, wenn jemand sie nach dem Vater fragte oder ihr Tipps aufdrängte.
Wie beim letzten Mal verbrachte Ria außerhalb der Meetings so wenig Zeit wie möglich mit den menschlichen Gesandten. Sie spielte nur hin und wieder die Fremdenführerin.
Rhiannon war heilfroh, als die Verhandlungen endlich vorbei waren und die Delegierten von der Erde Minbar wieder verließen und alles seinen gewohnten Gang gehen konnte.
Es schien dem Baubeginn nichts mehr im Weg zu stehen. Alles war fertig geplant, es musste nur noch koordiniert werden.
Babylon 5 sollte sogar noch größer werden als die vorherigen Stationen, nämlich fast dreizehn Kilometer lang und acht Kilometer im Durchmesser, eben eine richtige kleine Stadt mitten im All. Nur dass diese 'Stadt' von außen wie ein sich drehender Zylinder aus grauem und blauem Metall aussah. Der Bau würde gut eineinhalb Jahre dauern und Ende Dezember 2256/Anfang Jänner 2257 fertiggestellt sein.
Jedes Volk war berechtigt, einen Botschafter oder eine Botschafterin auf die Station zu schicken, wenn es das wünschte. Die Menschen bildeten dabei die einzigen Ausnahme, denn sie würden die Station ja verwalten und für die Sicherheit aller beteiligten Parteien sorgen.
Aber auch wenn Babylon 5 offiziell unter der Verwaltung der Erde stand, also in gewisser Weise zur Erdallianz gehörte, würde die Station als strickt neutraler Ort gelten, wo alle Welt sich treffen konnte, ganz gleich, zu welchem Volk sie auch gehörten.
Doch im Moment war die Station noch reine Zukunftsmusik. Obwohl bisher alles so glatt gegangen war, glaubten noch immer nur sehr wenige daran, dass Babylon 5 jemals fertig gebaut werden würde.
Daran änderte auch die Sicherheitstruppe nichts, die von den verschiedenen Völker unterstützt wurde und die verschiedenen Teams, die das All um sie herum ständig nach Raumanomalien oder nach sonstigen gefährlichen Unregelmäßigkeiten absuchten.
Aber außer einem einzelnen Planeten, der das nächstgelegene Sonnensystem umkreiste und der dazu noch unbewohnt zu sein schien, fanden die Teams nichts von Bedeutung. Die Menschen hatten diesen einsamen Planeten kurzerhand Epsilon III genannt.
Babylon 5 sollte Epsilon III in einer sehr hohen Umlaufbahn umkreisen, so hatte die Station einen festen Bezugspunkt und konnte nicht versehentlich durch das All treiben.
Trotz aller Befürchtungen gingen die Vorbereitungen für den Bau von Babylon 5 sehr zügig und ohne größere Probleme voran. Material, Werkzeug, Verpflegung für die Arbeitskräfte und was sonst noch gebraucht wurde, würde rechtzeitig zur Verfügung stehen.
Es fehlten nur noch genügend Leute, die bei der Konstruktion der Station mithelfen würden. Tausend Arbeitskräfte sollten beschäftigt werden, bisher hatten sich erst sechshundertfünfzig Personen gefunden, die mitmachen wollten. Es waren hauptsächlich Menschen, einige Drazi und ein paar Narn.
Mit einigem Widerwillen stellten die Minbari und die Centauri den Rest der Leute, und dem Beginn des Baus stand nun nichts mehr im Weg.


Fortsetzung: Kapitel 26


Jennifer Fausek
17.09.2002
Website von Jennifer Fausek

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