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Rhiannons Geschichte:
41. Kapitel

(von Jennifer Fausek)

Commander Jeffrey Sinclair warf einen letzten Blick auf die rote Kugel des Mars. Es war für unbestimmte Zeit das letzte Mal, dass er diesen Anblick genießen konnte, denn er war versetzt worden.
Ein Raumschiff der EarthForce brachte ihn nach Babylon 5, wo er der Kommandant sein würde. Die Station war vor ein paar Tagen vollständig in Betrieb genommen worden, ein Großteil des Offiziersstabs und der Besatzung war längst dort.
Eigentlich hatte Sinclair diesen Posten nicht gewollt, es war niemand so dumm gewesen, sich freiwillig für diesen Job zu melden, aber aus irgendeinem unerfindlichen Grund hatten die Minbari darauf bestanden, dass er das Kommando über Babylon 5 übernehmen sollte.
Wie sind die bloß auf mich gekommen? fragte sich der Commander unbehaglich.
Im Endeffekt spielte es keine Rolle. Wenn die Minbari etwas von ihm wollten, würde er es bestimmt noch früh genug erfahren.
Sinclair hatte diesen Posten nur unter einer Bedingung angenommen, nämlich dass sein Freund Michael Garibaldi als Chef der Sicherheit auf der Station eingesetzt werden würde.
Dieser Wunsch war Sinclair - wenn auch etwas widerstrebend - erfüllt worden. Garibaldi hatte sich ohnehin bei allen Vorgesetzten im Militär so unbeliebt gemacht, dass ihm sowieso keiner mehr einen Posten angeboten oder ihn gar auf irgendeine Weise gefördert hätte. Und alle waren froh, dass die einen Störenfried auf diese Art beiseite geräumt hatten.
Ja, dass er Garibaldi so helfen konnte, war bei der ganzen Sache noch das einzige Gute daran, fand Sinclair. Nach dem Rausschmiss aus der Einheit auf dem Mars war Garibaldi wieder einmal böse abgestürzt, wobei er zeitweise aber zu betrunken gewesen war, um es zu merken. Inzwischen hatte er sich aber zum Glück wieder gefangen und war trocken.
Etwa vier Tage dauerte der Flug nach Babylon 5. Sinclair nutzte die Zeit um die Pläne der Station zu studieren und einige Berichte zu lesen.
Als Sinclair Babylon 5 beim Anflug zum ersten Mal in Echt sah, hätte er fast eine Grimasse gezogen. In Natura wirkte alles noch viel schlimmer als auf den Bildern. Die Station war ein gigantischer, metallener, sich drehender Zylinder, und nirgends waren irgendwelche Fenster zu sehen. Dieser Ort schien geeignet zu sein, um Klaustrophobie zu entwickeln.
Commander Sinclair betrat Babylon 5 mit gemischten Gefühlen. Er sah sich um, und die Station erschien im seltsam leer, denn es waren keine Leute zu sehen. Aber im Laufe der nächsten Wochen und Monate würde sich das wohl oder übel ändern.
Niemand war hier um ihn zu begrüßen. Ein sehr junger, gelangweilt dreinschauender Mann, der noch ziemlich unerfahren zu sein schien, schob am Zoll Wache. Als er Sinclairs Identicard sah, nahm er sofort unbeholfen Haltung an.
"Oh, Commander, wir haben Sie schon vor zehn Tagen erwartet. Dummerweise haben die Leute aus dem Kommandostab alle sehr viel zu tun..."
Sinclair winkte ab und nahm seinen Ausweis wieder an sich. "Schon gut, mir ist es sowieso lieber, wenn ich den Stab in ungezwungener Atmosphäre begrüßen kann. Sagen Sie Ihnen bitte, sie sollen alle in zwei Stunden in den Besprechungsraum in Sektor Blau 3 kommen."
"Ja, Sir", entgegnete der junge Mann etwas zu übereifrig. "In Ihrem Quartier liegen übrigens ein Comlink und sonstige Dinge, die Sie hier brauchen werden."
"Gut." Sinclair nickte automatisch. "Dann werde ich jetzt in mein Quartier gehen."
"Soll ich Sie begleiten, Sir? Oder Ihnen mit dem Gepäck helfen?"
"Danke sehr, aber das ist nicht nötig", erwiderte der Commander. "Ich finde den Weg schon, ich habe mir die Pläne der Station angesehen. Und mein Gepäck kann ich auch selber tragen." Es bestand ja ohnehin nur aus einer großen Reisetasche.
"Wie Sie wünschen."
Pünktlich zwei Stunden später betrat Sinclair frisch geduscht und in neuer Uniform das Besprechungszimmer. Seine Leute waren bereits vollständig anwesend, insgesamt drei Führungsoffiziere.
Seiner Stellvertreterin Lieutenant Commander Laurel Takashima war es offenbar höchst unangenehm, dass sie den Kommandanten nicht wie es sich gehörte, am Zoll begrüßt hatte. "Sir, es tut mir wirklich leid, wir wussten nicht genau, wann und mit welchem Schiff Sie kommen würden..."
Sinclair lächelte dünn. "Machen Sie sich keine Gedanken. Eigentlich wollte ich ja schon bei Inbetriebnahme der Station hier sein, aber mir ist etwas dazwischengekommen, deshalb komme ich erst jetzt." Er wandte sich seinem alten Freund zu. "Hallo Michael."
Garibaldi sah wirklich schon bedeutend besser aus als noch vor ein paar Monaten. Er erwiderte das Lächeln mit einem breiten Grinsen. "Hi, Jeff. Oh, eigentlich muss ich ja jetzt sagen: Commander Sinclair."
"Sag was du willst." In Sinclairs Augen glitzerte es immer noch amüsiert, als er sich dem schon etwas älteren dunkelhäutigen Mann zuwandte, der bis jetzt still daneben gestanden war und die ganze Szene zurückhaltend beobachtet hatte. "Lieutenant Takashima und Chief Garibaldi kenne ich bereits von meiner Zeit auf dem Mars. Aber Ihnen bin ich zu meinem Bedauern noch nicht begegnet."
"Ich bin Dr. Benjamin Kyle", stellte er sich vor und streckte ihm die Hand entgegen. "Ich bin der leitende Offizier der gesamten Krankenabteilung, des Med-Labs."
"Sehr erfreut." Sinclair ergriff die dargebotene Hand und schüttelte sie. "Wie Sie vermutlich schon von den anderen gehört haben, bin ich Commander Jeffrey Sinclair. Ich soll die Station leiten. Ich hoffe, wir werden gut zusammenarbeiten."
"Ich ebenfalls", sagte der Arzt freundlich.
"So, und jetzt würde ich gerne hören, was passiert ist, seit Sie hier an Bord der Station sind", sagte Sinclair, während sie sich alle an den Konferenztisch setzten.
Viel zu berichten gab es natürlich noch nicht, außer dass ein paar Lieferungen später eintrafen als erwartet, und dass alle Güter auf der Station immer noch sehr knapp waren, weil ja bisher keine Handelsleute her kamen und der Nachschub brachten. Versorgungsgüter kamen im Moment noch ausschließlich mit Militärtransporten.
"Wann treffen die Abgesandten der Völker ein?" wollte der Commander wissen.
"Botschafter Londo Mollari von den Centauri und Botschafter G'Kar von den Narn treffen in sechs Tagen hier ein", antwortete Lt. Commander Takashima.
Commander Sinclair seufzte. "Auch das noch. Dass die Abgesandten der Centauri und der Narn ausgerechnet am selben Tag hier eintreffen müssen."
"Keine Sorge, Jeff." Garibaldi grinste. "Meine Leute und ich werden schon darauf achten, dass sie sich nicht gegenseitig die Köpfe einschlagen."
"Hoffen wir, dass sonst nichts schiefgeht", murmelte Takashima, allerdings so leise, dass niemand darauf reagieren musste. Lauter fuhr sie fort: "Möglicherweise wird sie das überraschen, aber sogar die Vorlonen werden jemanden hier her schicken, einen Botschafter Kosh."
"Das ist wirklich eine Überraschung", entgegnete Sinclair.
"Allerdings will er erst in zwei oder drei Wochen kommen", sagte Takashima. "Die restlichen Abgesandten haben sich alle für innerhalb der nächsten zehn bis zwanzig Tage angekündigt."
"Ich möchte genau wissen, wann die Abgesandten jeweils hier eintreffen. Ich will sie alle persönlich begrüßen können", erwiderte Sinclair. Besonders die Botschafterin der Minbari. Ich bin gespannt, wie sie ist. Wer weiß, vielleicht kann sie einige meiner Fragen beantworten. Fast hätte er gelächelt. O ja, können möglicherweise schon, aber ob sie es auch tun wird...
"Aye, Sir", hörte er Takashimas Stimme, die seinen Befehl bestätigte.
Commander Sinclair erklärte das Treffen damit für beendet, und die Leute gingen wieder zurück an ihre Arbeit. Nur seine Stellvertreterin blieb noch zurück, um mit ihm zu reden.
"Halten Sie das eigentlich für eine gute Idee?" fragte sie.
"Was denn?"
"Ich meine, Garibaldi als Chef der Sicherheit einzusetzen", antwortete Takashima. "Nach dem Mist, den er in den letzten Jahren gebaut hat."
"Ich finde, jeder sollte eine zweite Chance im Leben bekommen." Sinclair sah sie fest an. "Ich bin sicher, Garibaldi wird gute Arbeit leisten." Er zeigte wieder sein dünnes Lächeln. "Babylon 5 ist als Chance für uns alle gebaut worden, Lieutenant. Das sollten sie nie vergessen."
"Ja, Sir. Hoffen wir, dass Sie recht behalten", brummte Takashima. "Ich habe nämlich das Gefühl, dass diese Station uns alle noch in Teufels Küche bringen wird."

Auf der Erde sahen die Leute Babylon 5 immer noch mit großer Skepsis. Entgegen aller düsteren Vorhersagen war die Station nicht in die Luft gesprengt worden oder irgendwelchen unberechenbaren kosmischen Phänomenen zum Opfer gefallen. Jedenfalls bisher nicht.
Babylon 5 war heil geblieben, aber es gab kaum jemanden auf der Erde, der ernsthaft glaubte, dass die Raumstation länger als sechs Monate durchhalten würde. Überall wurden Wetten abgeschlossen, wie lange es wohl dauerte, bis die Station ebenfalls wie die anderen zerstört wurde.
Vizepräsident Clark saß in seinem Büro und sah den dunkel gekleideten Mann vor sich besorgt an. "Wieso wollen die Minbari unbedingt, dass Commander Sinclair Babylon 5 leitet?"
Morden erwiderte den Blick nachdenklich. "Das weiß ich auch nicht. Aber meine Partner und ich werden die Leute auf der Station im Auge behalten."
"Dann wird es Sie vielleicht interessieren, dass auch ein Vorlone auf die Station kommen wird" brummte Clark. "Ein Botschafter Kosh."
"Tatsächlich..." murmelte Morden. "Interessant. Wir werden uns darum kümmern."
"Was haben Sie vor?"
"Das wissen wir noch nicht so genau", sagte Morden. "Aber uns wird schon was einfallen." Er wechselte das Thema. "Was mich noch interessieren würde... Wie kommen Sie mit der Arbeit an unseren Schiffen voran?"
"Ausgezeichnet", entgegnete Clark. "Aber neulich haben wir eines der Schiffe im Niemandsland getestet, und es ist nicht zur Basis zurückgekehrt. Es hätte eigentlich nur einen kurzen Erkundungsflug machen sollen."
"Einen Erkundungsflug? Sind Sie verrückt?" rief Morden verärgert. "Sie wissen doch, dass die Telepathen, die wir benutzen, mit diesen Dingern noch nicht umgehen können! Was ist mit dem Kreuzer passiert?"
"Offenbar wurde er zerstört", antwortete Clark. "Nur wissen wir nicht wie. Aber einer unserer Kontaktleute auf Zerenal hat das hier" - er schob seinem Verbündeten ein Bild zu - "am Jackett einer jungen menschlichen Frau gesehen. Es soll angeblich aus minbarischen Materialien bestehen. Wissen Sie, was das ist?"
Morden betrachtete das Bild. Es zeigte eine Brosche mit einem grünen Stein und silberner und goldener Fassung. "Ich habe so etwas schon gesehen, aber ich habe keine Ahnung, welche Bedeutung es hat. Doch das werden wir schon noch herausfinden. Ist es sicher, dass diese Brosche von einer menschlichen Frau getragen wurde?"
"Ja, und es heißt auch, die Frau habe gut kämpfen können. Sie ist mit drei Centauri-Soldaten ganz allein fertig geworden."
"Tatsächlich?" Morden sah den Vizepräsidenten interessiert an. "Wie heißt sie? Und wie sieht sie aus?"
"Wie sie heißt wissen wir nicht", entgegnete Clark. "Auch nicht, wohin sie verschwunden ist. Und ihr Aussehen ist so durchschnittlich, dass es schwer sein wird, sie wiederzuerkennen, wenn sie Frisur, Haarfarbe und Kleidung verändert. Dummerweise haben wir kein Bild von ihr."
Morden schüttelte andeutungsweise den Kopf. "Wenn wir Glück haben, finden wir sie trotzdem wieder oder andere von ihrer Sorte, falls es welche gibt. Und wenn wir sie sehen, sollen unsere Leute sie nur beobachten uns sie auf keinen Fall angreifen. Sonst würden wir uns nur verraten."
"Glauben Sie, dass die Vorlonen und die Minbari schon von uns wissen?"
"Ich denke nicht", erwiderte Morden. "Ganz sicher können wir uns natürlich nicht sein, zumindest im Moment nicht. Aber Babylon 5 gibt uns vielleicht die Gelegenheit, es herauszufinden."
"Na hoffentlich", brummte Clark.
"Wir dürfen die Sache auf keinen Fall überstürzen. Wir sind noch nicht bereit, zuzuschlagen, das hat der Verlust des Schiffes deutlich gezeigt."
"Und was sollen wir jetzt tun?"
"Meine Partner wollen, dass so viele unserer Schiffe wie möglich nach Z'ha'dum gebracht werden" sagte Morden. "Aus Sicherheitsgründen. Nur ein Schiff soll zur Erforschung bleiben. Wenn die Zeit reif ist werden wir dann von Z'ha'dum aus starten. Und inzwischen müssen wir herausfinden, wer auf unserer Seite steht und wer nicht."
"Und wie wollen Sie das tun?"
Morden lächelte geheimnisvoll. "Warten Sie's ab."


Fortsetzung: Kapitel 42


Jennifer Fausek
17.09.2002
Website von Jennifer Fausek

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