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Rhiannons Geschichte (2. Band):
8. Kapitel

(von Jennifer Fausek)

Erst zwei Wochen, nachdem Shaal Mayan von Babylon 5 zurückgekommen war, kam sie auf Besuch zu Rhiannon.
Ria empfing Shaal alleine im Wohnzimmer. Tonall brachte heißen Tee und eine Kleinigkeit zu Essen. Er ging gleich wieder, um die beiden nicht zu stören. Zuerst wollte das Gespräch nicht so recht in Gang kommen, denn keine von ihnen wusste, was sie sagen sollte.
"Ich soll dich von Delenn grüßen", begann Shaal Mayan das Gespräch nach einer Weile. "Es geht ihr gut, und sie hofft, dass sie bald eine Gelegenheit bekommt, auf einen kurzen Besuch nach Hause zu kommen."
"Schön. Ich freue mich schon darauf, sie endlich wiederzusehen. Schließlich haben wir, seit sie vor über einem Jahr nach Babylon 5 gegangen ist, kaum mehr Kontakt." Rhiannon wich dem Blick der Schriftstellerin befangen aus.
Shaal bemerkte es. "Was bedrückt dich so?"
"Das hier." Ria streckte langsam die Hand nach dem Brandzeichen auf der Stirn von Shaal Mayan aus, ohne es jedoch zu berühren. "Du verabscheust die Menschen jetzt doch bestimmt."
"Nein, weil ich weiß, dass es Menschen wie dich gibt", entgegnete Shaal sanft.
Rhiannon ließ ihre Hand wieder sinken. "Warum hast du dir die Narbe nicht entfernen lassen?"
"Ich will, dass die Leute aus dem Vorfall etwas lernen", entgegnete Shaal Mayan. "Sie sollen begreifen, wie dumm blinder Fanatismus ist. Und das will auch ich nicht vergessen. Ich habe das vor einigen Tagen in meiner Rede vor dem Ältestenrat gesagt."
Da wäre ich gerne dabei gewesen." Ein Lächeln huschte über Rias Gesicht. "Ich bin mir sicher, du hast ihnen viel zu denken gegeben."
Shaal erwiderte das Lächeln traurig. "Ich fürchte nur, niemand wollte mir wirklich zuhören."
"Wenigstens flauen die Krawalle ab", meinte Rhiannon. "Menschen können auf Minbar wieder halbwegs sicher auf die Straße gehen."
"Aber nur weil die Sicherheitskräfte verstärkt wurden."
"Hmm." Ria schwieg eine Weile und nahm das Gespräch dann wieder auf. "Übrigens, das habe ich dir noch gar nicht erzählt: Ich habe kürzlich geheiratet. William ist jetzt ganz offiziell mein Ehemann."
Die Schriftstellerin lächelte erfreut. "Oh, ich gratuliere. Ich wusste ja, dass du an William interessiert bist, aber ich hätte nicht gedacht, dass ihr so schnell heiratet. Ihr Menschen bindet euch doch normalerweise nicht so überstürzt."
"Schon", stimmte Rhiannon zu. "Aber wenn ich Will nicht sofort geheiratet hätte, wäre er ausgewiesen worden. Und das wollten wir beide auf jeden Fall verhindern."
"Ich verstehe das." Shaal Mayan musterte sie freundlich. "Und ich wünsche euch viel Glück für euer gemeinsames Leben. Aber wo ist William eigentlich? Ich konnte ihn noch gar nicht begrüßen..."
"Er ist zusammen mit Nistel und Zora in den Tempel gegangen", sagte Ria. "Wills Sprachkenntnisse sind zwar sehr viel besser geworden, aber er hat immer noch Schwierigkeiten mit der Grammatik."
"Dann sag ihm einen schönen Gruß von mir." Die Schriftstellerin nahm einen Schluck von ihrem Tee. "Weiß Delenn eigentlich schon von deiner Hochzeit?"
Rhiannon zuckte die Schultern. "Ich denke schon. Wir haben ihr jedenfalls eine kurze Nachricht geschickt. Ich wünschte, sie hätte bei der Trauung dabei sein können."
"Das glaube ich dir."
"Und dich hätte ich auch gerne eingeladen, wenn du auf Minbar gewesen wärst."
Shaal lächelte. "Ich hätte gerne einmal eine menschliche Hochzeit gesehen. Ihr habt doch in einer menschlichen Zeremonie geheiratet, oder?"
"Ja", bestätigte Ria. "Tennan hat uns getraut. Wir haben ihm den Text für die Zeremonie besorgt. Allerdings war alles sehr schlicht gehalten. Wir haben hinterher nicht einmal groß gefeiert, wie es bei Menschen normalerweise üblich ist."
Shaal Mayan verabschiedete sich bald darauf, denn sie hatte noch viel zu tun. Sie ließ eine sehr nachdenkliche Rhiannon zurück.

Schweigend bürstete Rhiannon ihr Haar bevor sie es für die Nacht zu einem Zopf zusammenband, damit es ihr beim Schlafen nicht im Weg war.
William betrachtete sie dabei halb besorgt, halb belustigt vom Bett aus durch die Tür des Badezimmers.
"Du bist ja heute abend so still", rief er ihr zu. "Ist vielleicht irgendetwas passiert?"
Ria warf ihm über den Spiegel einen raschen, beinahe gehetzten Blick zu. "Was soll schon passiert sein?"
"Das frage ich dich ja gerade."
"Shaal Mayan war hier, während ihr unterwegs wart." Rhiannon begann nun damit, den Zopf zu flechten.
"Und?"
"Nichts und", entgegnete sie ein wenig ungeduldig. "Das ist alles."
"Wenn du es sagst." William hatte sich längst damit abgefunden, dass seine Frau oftmals nicht aussprach, was sie beschäftigte oder bedrückte. Aber es gefiel ihm ganz und gar nicht.
Ria sparte sich wie üblich eine Antwort und kam ins Schlafzimmer, während sie den Zopf mit einem blauen Gummiband befestigte. Erst als sie nebeneinander im Bett lagen und Will das Licht löschen wollte, hielt Rhiannon es nicht mehr länger aus.
"Schatz, hast du nicht manchmal Angst, du könntest es eines Tages bereuen, dass du mich geheiratet hast?"
"Was?" William sah sie entgeistert an. "Wie kommst du darauf?"
"Du erzählst mir immer so viel über das, was du machst und wie du den Tag verbringst." Ria wich dem Blick ihres Mannes aus. "Und ich tue das praktisch nie, weil ich über viele Dinge die ich tue nun einmal nicht reden darf. Du weißt also praktisch nichts über mich."
"Ich weiß über dich, was mir wichtig ist", versicherte Will ihr. "Ich liebe dich, und daran kann auch deine Arbeit nichts ändern. Mir ist klar, dass du dein Leben in deinem Job riskierst. Ich begreife zwar nicht ganz, warum du das tust. Du wirst schon deine Gründe haben. Und auch wenn es mir schwer fällt, akzeptiere ich es. Ich nehme an, es gibt nichts was ich tun kann, damit du deine Arbeit aufgibst und hier bei mir bleibst."
"Nein." Rhiannon lächelte dünn und sah ihn nun doch an. "Das ist nicht nur irgendein Job, sondern vielmehr eine Berufung. Die Minbari nennen es ,den Weg des Herzens'..."
William war ein wenig erstaunt. "Eine Berufung? Das klingt sehr religiös. Ich dachte immer, dass du nicht an Gott glaubst und auch nicht betest."
Ria musste lachen. "Das stimmt auch. Diese Berufung hat nichts mit Religion zu tun. Glaubensfragen sind vollkommen unwichtig. Der ,Weg des Herzens' bezeichnet vielmehr Hingabe und die Hoffnung, dass das, was wir tun das Richtige ist."
"Weißt du was, du hast mit mir noch nie so offen über deine Arbeit geredet wie jetzt." Will stützte sich auf einem Ellbogen auf und lehnte den Kopf gegen die Handfläche.
Von einem Augenblick zum nächsten wurde Rhiannon wieder ernst. "Ja, und das war sehr dumm von mir. Das wird nie mehr geschehen."
"Wieso willst du mir nichts von diesem Teil deines Lebens erzählen?" fragte William.
"Weil..."
Er unterbrach sie mit einer Geste. "Warum hast du überhaupt davon angefangen, wenn du über diesen offenbar so wichtigen Teil deines Lebens ja doch nicht reden willst?"
Er sah den Kummer in ihren Augen, und es tat ihm ein wenig leid, dass er das gesagt hatte. Es war nicht leicht, für keinen von beiden.
"Es tut mir Leid." Rhiannon seufzte. "Wir hatten diese Diskussion ja schon. Ich will dich aus dieser Sache heraushalten, weil sonst dein Leben in Gefahr wäre."
Will runzelte verärgert die Stirn. "Und was ist mit deinem Leben? Glaubst du, es macht mir Spaß zu Hause herumzusitzen, während du wieder einmal unterwegs bist und zu hoffen, dass du lebend zurückkommst? Jedesmal habe ich Angst dass irgendwann mal jemand kommt und mir sagt: ,Wir bedauern sehr, Mr. Cole, aber wir müssen Ihnen mitteilen dass Ihre Frau ist bei diesem oder jenem Auftrag ums Leben gekommen'"
Bevor Ria etwas darauf erwidern konnte, fuhr Will fort: "O ja, ich habe gesagt, dass ich deine Arbeit akzeptiere, aber ich mag es trotzdem nicht!"
Rhiannon setzte gerade zu einer barschen Antwort an, da erklang Zoras verängstigtes Weinen. Weder Will noch Ria hatten sie hereinkommen gehört.
"Was tust du denn hier?" fragte Rhiannon zärtlich. "Kannst du nicht schlafen?"
"N.. nein", schluchzte die Kleine. "Bitte nicht streiten. Nicht... nicht weggehen!"
Ria stand auf, hob ihre Tochter auf und drückte sie an sich. "Aber Schätzchen", beruhigte Rhiannon Zora. "Niemand geht weg. Hin und wieder streiten sich Leute nun einmal. Das heißt nicht, dass wir uns nicht mehr lieb haben. Willst du heute Nacht bei uns schlafen?"
Das schien dem kleinen Mädchen zu gefallen, und sie nickte. Ria trocknete ihr die Tränen ab und legte sie in das große Bett.
Zwischen Mama und Papa kuschelte sich Zora zurecht. "Und du stirbst auch nicht, Mama?"
Rhiannon lächelte auf diese merkwürdige Weise, die William schon einige Male bei ihr gesehen hatte und die er immer noch nicht so ganz zu deuten vermochte.
"Nein, mein Mäuschen." Und in Gedanken fügte Ria hinzu. Jedenfalls nicht so bald, hoffe ich.


Fortsetzung: Kapitel 9


Jennifer Fausek
30.10.2002
Website von Jennifer Fausek

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