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Rhiannons Geschichte (2. Band):
20. Kapitel

(von Jennifer Fausek)

Am nächsten Morgen kam Sinclair völlig übermüdet zur Arbeit. Er hatte wie üblich schlecht und dazu auch noch zu wenig geschlafen.
Er öffnete die Tür zum Vorraum der Botschaft. Er verlangsamte seine Schritte unwillkürlich, als er eintrat und blieb überrascht stehen.
Denn da war Rhiannon zusammen mit einem jungen menschlichen Mann Ende zwanzig. Er trug genau die gleiche Kleidung wie sie.
Die beiden umarmten und küssten sich gerade sehr innig. Es war ganz offensichtlich, dass sie einander sehr liebten.
Sinclair räusperte sich dezent, um sie wissen zu lassen, dass er hier war. Die beiden jungen Leute lösten sich sofort voneinander.
"Oh, Botschafter." Rhiannon lächelte verlegen und errötete leicht. "Darf ich Ihnen Will vorstellen? Er ist mein Mann."
"Äh, ja, freut mich sie kennenzulernen, Mr. Jennings", sagte Sinclair verdattert. Die beiden Männer schüttelten sich kurz die Hände.
"Mr. Cole. William Cole", korrigierte Will freundlich. "Ria und ich sind zwar miteinander verheiratet, aber wir haben unsre menschlichen Nachnamen beibehalten."
"Dann: Mr. Cole."
"Es ist mir übrigens eine Ehre Sie kennenzulernen", fuhr William begeistert fort. "Ich habe viel über Sie gelesen.
Sie haben viel erreicht. Sie sind der beste Pilot, den die EarthForce je hatte, Sie waren der erste Kommandant von Babylon 5 und jetzt sind Sie als erster Mensch überhaupt als Botschafter nach Minbar gekommen. Sie sind also ein richtiger Held."
Sinclair musste sich beherrschen, um seine Verwirrung nicht zu deutlich zu zeigen. Abgesehen von dem Tag, an dem er für besondere Tapferkeit ausgezeichnet worden war, hatte ihn noch nie jemanden als Held bezeichnet. Und er legte auch keinen Wert darauf.
"Ich danke Ihnen. Seit wann sind Sie denn schon auf Minbar?" fragte er dann, um das Thema zu wechseln.
"Seit zwei Jahren", gab Will bereitwillig Auskunft und schmunzelte. "Eigentlich wollte ich ja nur ein paar Monate bleiben, um die minbarische Kultur vor Ort kennenzulernen.
Aber dann haben sich Ria und ich ineinander verliebt, und ich habe beschlossen, doch hier zu bleiben."
Sinclair nickte verstehend.
William lächelte jungenhaft und fuhr fort: "Die Minbari wollten mich hinauswerfen, aber wir haben ihnen ein Schnippchen geschlagen. Wir haben einfach geheiratet."
Da konnte sich Sinclair ein Lachen nicht ganz verkneifen. Er mochte den jungen Mann irgendwie. Er war so erfrischend offen.
"Papa, gehen wir?" fragte Zora, die bisher nur neugierig zugeschaut hatte, ein wenig ungeduldig und zupfte an Wills Hose.
"Gleich, Krümelchen", antwortete er und strich ihr übers Haar. "Willst du nicht vorher Botschafter Sinclair begrüßen? Ich denke, du magst ihn."
"O ja." Die Kleine trat vor und verneigte sich artig. "Hallo, Onkel Jeff."
Sinclair kniete sich zu ihr hinunter und lächelte dünn. "Hallo, junge Dame."
"Also, es ist jetzt wirklich Zeit. Zora und ich müssen los", sagte William zu seiner Frau. Die Kleine hatte die Worte gehört und sprang an ihrer Mutter hoch.
"Ist gut", entgegnete Rhiannon. Sie gab Zora William, der sie auf seine Schultern setzte, was dem Kind sichtlich gefiel. "Grüßt alle schön von mir."
"Machen wir", versprach er und gab Ria noch einen Kuss.
"Es war mir eine Freude Sie kennenzulernen, Mr. Cole", sagte Sinclair dann und schüttelte Rhiannons Mann die Hand zum Abschied.
William schmunzelte. "Ich hoffe, wir werden uns bald wiedersehen. Ich bin froh, dass Sie als Botschafter die Menschen hier auf Minbar vertreten."
Er verließ das Büro mit dem Kind.
"Sie haben wirklich eine nette Familie", bemerkte Sinclair und lächelte dünn. "So viel Glück haben nicht viele."
Rhiannon nickte. Sie wirkte ein wenig in Gedanken versunken und sah ihn gar nicht richtig an. Sie war sich ganz offensichtlich nicht bewusst, mit wem sie sprach.
"Ich weiß. Ich genieße jeden Moment, den ich mit meinem Mann und meiner Tochter verbringen kann, solange das noch möglich ist."
"Wie meinen Sie das?"
Sie zuckte leicht zusammen, als sie merkte, dass sie mit ihrem Vorgesetzen über sehr persönliche Dinge redete. "Es wäre möglich, dass wir morgen schon tot sind. Deshalb kosten wir jeden Augenblick aus, als wäre es unser letzter."
Diese Antwort erstaunte Sinclair. Solche Worte hätte er vielleicht von jemandem erwartet, der todkrank war, oder höchstens noch von einem Soldaten, aber keinesfalls von einer jungen Frau, die in der Blüte ihres Lebens stand und es auch noch eine ganze Weile sein konnte.
"Ihr Mann ist wohl nicht Zoras leiblicher Vater?" wagte Sinclair weiter zu fragen.
Rhiannons Gesicht verfinsterte sich augenblicklich und sie sah ihn düster an. "Ich wüsste nicht, was das für eine Rolle spielt."
"Tut mir Leid, ich wollte nicht indiskret sein. Was liegt heute an?" wollte er wissen, während sie in sein Büro gingen.
Sofort war Ria wieder die Gelassenheit in Person. "Dass heute morgen ein Passagierschiff eintrifft, wissen Sie ja bereits."
Sie nahm ein Pad vom Schreibtisch. "Die Mittagspause wird heute länger dauern. Eine Arbeitercrew möchte nämlich das Kom-System in Ihrem Computer vollständig installieren."
Der Botschafter war erfreut. "Na endlich. Dann gehen wir jetzt an die Arbeit..."

Am Nachmittag hatte sich Sinclair zwischen zwei Terminen eine halbe Stunde für sich Zeit genommen.
Jetzt, wo sein Computer am Kom-Netz hing, wollte er endlich ein paar Anrufe tätigen, die schon längst überfällig waren.
Als er allein war, aktivierte er seinen Zugang zum interstellaren Kom-Netz und atmete erleichtert auf, als das Logo des StellarCom auf dem Bildschirm erschien.
Wie es schien, funktionierte das System also tatsächlich.
"Computer, stelle bitte eine Verbindung nach Babylon 5 her", befahl Sinclair und gab den entsprechenden Code an.
Zuallererst wollte er wissen, wie es Garibaldi ging und was mit Delenn geschehen war.
"Verbindung wird hergestellt. Dieser Vorgang wird fünf Minuten und achtzehn Sekunden in Anspruch nehmen. Bitte warten."
Na endlich, dachte Sinclair.
Das erste Mal seit er nach Minbar gekommen war, fühlte er so etwas wie Hoffnung. Nun würde es mit seiner Isolation hoffentlich vorbei sein.
Da begann das Logo zu blinken. "Wir bedauern. Verbindung kann im Moment nicht hergestellt werden."
Sinclairs Hoffnungen sanken abrupt, und er kämpfte gegen die Enttäuschung an. "Computer, stelle Verbindung zum EarthDome in Genf, Planet Erde, her."
Wieder begann der Computer zu arbeiten, aber schon nach kürzester Zeit kam erneut eine Ablehnung. Langsam verwandelte sich die Enttäuschung, die Sinclair empfand, in Wut.
Er versuchte es noch zweimal, einmal mit dem Quartier der EarthForce auf dem Mars und dann mit dem Außenposten der Erdallianz, der der minbarischen Grenze am nächsten lag.
Beide Male ohne Erfolg.
"Verdammter Mist", knurrte Sinclair. Er schlug mit der Hand gegen den Schreibtisch. "Rhiannon, kommen Sie bitte her!"
Aber es war Venak, nicht Ria, der ins Büro kam.
"Verzeihen Sie, Botschafter", sagte er schüchtern. "Riann ist kurz ins Regierungsgebäude hinüber gegangen, um etwas zu erledigen."
Sinclair schluckte einen weiteren Fluch hinunter. "Und ich bin natürlich wieder mal der letzte, der das erfährt."
Er winkte ärgerlich ab, als Venak den Mund öffnete um zu antworten. "Egal. Holen Sie mir Satai Rathenn her."
"Ich weiß nicht..."
Sinclair sah ihn durchdringend an. "Auf der Stelle."
Venak verneigte sich eingeschüchtert und verschwand dann schnell, um den Befehl unverzüglich auszuführen.
Über eine halbe Stunde musste Sinclair warten, und mit jeder Minute wurde er zorniger. Er ging in seinem Büro auf und ab.
Dann kam Rathenn endlich und neigte höflich den Kopf.
"Sie wollten mich sprechen, Botschafter?"
"Ja, allerdings." Sinclair verschränkte die Arme. "Das Kom-System arbeitet nicht. Sorgen Sie dafür, dass das in Ordnung gebracht wird, und zwar bis morgen."
Rathenn nickte leicht. "Ich werde gleich mich darum kümmern. Die Unannehmlichkeiten tun mir sehr Leid."
Sinclair beruhigte sich wieder ein wenig. "Gut. Ich muss nämlich so bald wie möglich mit meiner Regierung sprechen und auch mit Babylon 5."
"Ja, sicher", entgegnete Rathenn. "Ich verstehe das."
"Schön."
In dem Moment kam Rhiannon zurück. Sinclair sah sie düster an, als er sich von Rathenn verabschiedete.
"Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Die Pflicht ruft."
Der Satai lächelte sachte. "Ich freue mich immer, wenn ich Ihnen helfen kann."
O ja, das glaube ich dir, dachte Sinclair kalt.


Fortsetzung: Kapitel 21


Jennifer Fausek
30.10.2002
Website von Jennifer Fausek

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