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Rhiannons Geschichte (2. Band):
28. Kapitel

(von Jennifer Fausek)

Sinclair hatte die Botschaft der Erdallianz ganz offiziell nach Tuzanor verlegt, wo auch die Gespräche mit den Kandidatinnen und Kandidaten für die Rangers stattfanden.
Die betreffenden Menschen und zum Teil auch Minbari wurden in die Stadt des Kummers gebracht, wenn sie auf ihre Eignung getestet und für vertrauenswürdig erklärt worden waren.
Sinclair und Rhiannon verließen das Schulungs- und Bürogebäude um zum Heim- und Arbeitsplatz von Entil'zha zu gehen.
Es war ein Treffen mit Jenimer, Rathenn und Ulkesh einberufen worden, bei dem auch Ria dabei sein sollte.
Rhiannon lächelte glücklich und streckte sich, als sie ins Freie traten. Sie genoss die Sonne des Altweibersommers auf ihrem Gesicht und sah versonnen in den tiefblauen Himmel hinauf.
Einmal mehr wunderte sich Sinclair darüber, wie seine Assistentin bei all dem, was ihnen noch bevorstand immer noch so fröhlich sein und sich über die banale Dinge des Lebens derart freuen konnte, die anderen gar nicht erst auffielen.
"Es ist wirklich wundervoll, unter dem freien Himmel zu laufen." Ria wirkte überaus zufrieden. "Ich kann nicht verstehen, wie manche Leute es vorziehen können, in einer Kiste aus Metall mitten im Weltraum zu leben."
Sinclair lachte. "Wenn du damit Babylon 5 meinst... für eine ,Kiste aus Metall', wie du dich ausdrückst, ist die Station gar nicht so übel."
Rhiannon blickte ihn interessiert an. "Ja, aber haben Sie Ihre Heimat nie vermisst?"
"O doch, sicher", antwortete er. "Ich vermisse die Erde sogar sehr."
"Die Erde?" Sie runzelte erstaunt die Stirn. "Das verstehe ich jetzt nicht ganz. Ich dachte, Sie sind auf dem Mars geboren..."
"Das stimmt schon", entgegnete Sinclair. "Aber ich habe den größten Teil meiner Kindheit und Jugend auf der Erde verbracht. Deshalb denke ich bei ,Heimat' eher an die Erde als an den Mars. Was ist mit dir? Vermisst du deine Heimat nicht?"
Erst dachte er, sie würde wieder einmal abblocken. Doch Ria schüttelte den Kopf. "Das geht nicht. Das hier ist mein Zuhause."
Sie biss sich kurz auf die Lippen. "Ich habe nirgends länger gelebt als hier auf Minbar. Ich war zuvor nie länger als vier Jahre auf ein und demselben Planeten.
An die Erde kann ich mich sogar praktisch gar nicht mehr erinnern, und ehrlich gesagt will ich es auch überhaupt nicht."
"Du hast auf der Erde gelebt?" Das hätte Sinclair nie gedacht. Niemand hatte ihm das gesagt, auch nicht Rathenn, der es zweifellos wusste.
Für einige Augenblicke schien sich Rhiannon zu überlegen, ob sie nun weiter sprechen sollte oder nicht.
Schließlich nickte sie. "Ich bin dort geboren worden. Aber nach dem Tod meines Vaters, damals war ich vier, ist meine Mutter mit mir in die Kolonien gezogen. Sie stammte ursprünglich aus den Außenwelten.
Nach dem Tod meines Vaters gab es für sie keinen Grund mehr zu bleiben, denn seine Familie hat sie nie wirklich akzeptiert, und mich auch nicht unbedingt. Ich habe deshalb auch keinen Kontakt mehr zu meinen Verwandten auf der Erde."
Sie zuckte die Achseln, als es aus ihr heraussprudelte. "An die erste Zeit auf Denera habe ich auch nicht unbedingt die besten Erinnerungen. Manche Kinder beschimpften mich als ,Erdling'. Das wurde erst nach einiger Zeit besser.
Dann kam der Krieg, und wir mussten fliehen. Und glauben Sie mir: Ein Flüchtlingslager lässt sich kaum als Zuhause bezeichnen. Nach dem Krieg war es in den Ruinen von Rakanta, meiner damaligen Heimatstadt, auch nicht viel besser.
Als endlich alles wieder so einigermaßen aufgebaut war und wir zu unserem ,normalen' Leben zurückkehren konnten, ist bald darauf meine Mutter gestorben. Unser Haus war mitten in der Nacht abgebrannt. Es gab keine Rettung für sie.
Ich dagegen hatte Glück. Ein Minbari, Nistel, konnte mich in letzter Minute vor dem Feuer retten, das meiner Mutter das Leben gekostet hat.
Da sich niemand wirklich um mich kümmern wollte, hat Nistel mich mit nach Minbar genommen, damit ich nicht ganz allein dastehe.
Delenn hat dann vom Grauen Rat den Auftrag bekommen, sich um mich zu kümmern, so bin ich bei ihr gelandet."
Sie lächelte dünn, als sie sich erinnerte. "So seltsam es klingen mag: Erst hier habe ich gelernt, was ein Zuhause ist. Ich vermisse keinen Ort. Aber ich vermisse meine richtigen Eltern und einige meiner Freunde, die entweder weggezogen oder tot sind."
Sinclair schwieg.
"Und dennoch bist du keine Minbari", stellte er schließlich fest.
Ria fixierte ihn für einen Moment lang durchdringend. "Stimmt, ich bin ein Mensch, durch und durch. Und das ist auch gut so."
Sinclair konnte sich ein Lächeln angesichts dieser Ironie nicht ganz verkneifen. Rhiannon, die einen menschlichen Geist hatte und die auf der Erde geboren war, bezeichnete Minbar als ihre Heimat.
Und er, der nach der Überzeugung einiger Minbari einen minbarischen Geist hatte und auf dem Mars zur Welt gekommen war, sah in der Erde seine Heimat.
Sie betraten Sinclairs Haus. Jenimer, Rathenn und Ulkesh warteten bereits auf sie. So konnten sie gleich mit der Besprechung beginnen. Es war das erste Treffen in den drei Wochen, die Sinclair nun schon in Tuzanor war.
Sinclair nahm sich vor, so bald wie möglich einen runden Konferenztisch und genügend Stühle zu besorgen, denn außer Jenimer mussten sie sonst bei den Besprechungen immer stehen.
"Die Rekrutierung geht gut voran", berichtete Sinclair. "Eine erste Gruppe aus zwanzig Minbari und fünfunddreißig Menschen kann sofort mit dem Training beginnen. Eine weitere Gruppe aus fünfundzwanzig Menschen und zwölf Minbari wird bald bereit sein.
Wir müssen uns so schnell wie möglich nach geeigneten Orten für weitere Trainingszentren und Operationsbasen umsehen.
Und wir müssen so bald wie möglich voll ausgebildete Anla'Shok auf Patrouille schicken und Posten einrichten. Dummerweise haben wir im Moment zu wenig Leute für diese Missionen. Das Training muss also so bald wie möglich beginnen."
"Leider hat Duhran seine Einwilligung für den Beginn des Trainings der Neulinge immer noch nicht gegeben", fuhr Rhiannon fort. "Ich weiß nicht, warum er das tut. Ich hatte bisher keine Gelegenheit mit ihm darüber zu sprechen. Aber die anderen weigern sich, die Neuen ohne ihn auszubilden. Wir müssen deshalb mit ihm reden."
Satai Jenimer nickte. "Ich habe F'hursna Sech Duhran dazu überredet, dass er sich nach der Konferenz mit uns trifft."
"Gut", sagte Sinclair kurz angebunden. "Aber nun zu einem anderen Punkt: Wir brauchen eine Flotte von schlagkräftigen Schiffen. Aber dummerweise wird die Kriegerkaste uns nicht helfen.
Und wenn wir die Schiffe in der Außenwelt kaufen würden, wäre das erstens viel zu teuer und würde zweitens unerwünschte Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Welche Möglichkeiten haben wir, um dieses Problem zu lösen?"
"Die religiöse Kaste hat im Geheimen damit begonnen, mit Hilfe der Vorlonen einen neuen Typ von Kriegsschiffen zu entwickeln, den wir Weißer Stern nennen", erläuterte Rathenn. "Sie bestehen aus Minbari- und Vorlonentechnik.
Die ersten kleineren experimentellen Prototypen werden bereits getestet. Sie werden später noch einen Bericht darüber bekommen, Anla'Shok Na."
"Das sind gute Neuigkeiten." Sinclair nickte knapp in Ulkesh' Richtung. "Es freut mich zu hören, dass die Vorlonen uns unterstützen wollen. Wieviel werden Sie tun, um uns zu helfen?"
Ulkesh bewegte sich leicht. So viel wie nötig.
"Wir brauchen die Schiffe jetzt und nicht erst in sechs Monaten oder in einem Jahr." Sinclair verschränkte die Arme. "Sie haben genügend Schiffe. Sie könnten uns einige Kreuzer zur Verfügung stellen."
Nein.
"Warum nicht?" fragte Sinclair.
Wir können nur Schiffe für Vorlonen bauen. Sie wären für euch nutzlos.
"Na schön."
Sinclair vermutete, dass das zumindest zum Teil die Wahrheit war. Es hieß, die Schiffe der Vorlonen seien keine Maschinen sondern lebende Wesen. Die Kreuzer hatten eine gewisse Ähnlichkeit mit übergroßen grünen Kraken.
Doch die Vorlonen verschwiegen etwas, das war ganz offensichtlich. "Aber sie können uns auf andere Weise helfen. Sie könnten uns zum Beispiel Zutritt zu ihrem Raum gewähren. Das würde unsere Arbeit enorm erleichtern."
Nein, antwortete Ulkesh. Ein dissonantes Fiepen folgte diesen Worten.
"Warum nicht?" wollte Sinclair wissen.
Es wäre nicht sicher.
"Wer wäre nicht sicher: Wir oder Sie?"
Ja.
"Das ist keine Antwort", erwiderte Sinclair verstimmt und stämmte nun die Hände in die Hüften.
Erneut ging dieses leise dissonante Summen von Ulkesh aus. Die Erlaubnis kann nicht gewährt werden. Es wird nicht nötig sein.
"Nicht nötig?" fragte Sinclair verblüfft. "Nach welchen Gesichtspunkten fällen Sie diese Entscheidung? Haben Sie Informationen über die Schatten, die Sie uns noch nicht gegeben haben? Je mehr wir über den Feind wissen, desto besser."
Den Minbari schien die Wendung dieses Gesprächs nicht zu gefallen, im Gegensatz zu Rhiannon, die offenbar schon gespannt auf die Antwort war.
Informationen müssen ausgelesen werden. Zu viele Informationen können schädlich sein, entgegnete Ulkesh.
"Also geben Sie zu, dass Sie mehr wissen als Sie preisgeben", sagte Sinclair.
"Für wen schädlich?" mischte sich Rhiannon nun ein. Sie trat auf den Vorlonen zu, bis sie ihm so nahe war, dass sie ihn - oder besser gesagt seinen Schutzanzug - praktisch berühren konnte. "Haben Sie Angst, wir könnten uns gegen Sie wenden, wenn wir die ganze Wahrheit kennen?
Und seien Sie versichert: Eines Tages werden wir herausfinden, was Sie uns verschweigen! Und dann werden wir uns unabhängig von Ihnen entscheiden, was wir zu tun haben."
Diese Diskussion dient keinem weiteren Zweck.
Es war sinnlos weiter mit Ulkesh reden zu wollen. Statt dessen wechselten sie nun das Thema und sprachen nun über andere wichtige Themen.
Eines davon war die Versorgung der Anla'Shok mit Nahrungsmittel. Die Rangers hatten bisher oft Fleisch gegessen.
Das Fleisch von minbarischen Tieren war für Menschen allerdings unverträglich. In Zukunft würden die Anla'Shok im Lager also viel mehr Obst, Gemüse, Nudeln und ähnliche Sachen zu essen bekommen.
Die medizinische Versorgung der Anla'Shok - sowohl die der menschlichen als auch der minbarischen - sollte von nun an von Rakall geleitet werden.
Sie hatte große Erfahrung mit Menschen. Immerhin war Ria früher ihre Assistentin gewesen, und das hatte der Heilerin die Möglichkeit gegeben viel über die menschliche Physiologie zu lernen.
Sie war eine der wenigen minbarischen Ärzte überhaupt, die einschlägige Erfahrungen mit menschlichen Patienten hatten.


Fortsetzung: Kapitel 29


Jennifer Fausek
30.10.2002
Website von Jennifer Fausek

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