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Rhiannons Geschichte (2. Band):
33. Kapitel

(von Jennifer Fausek)

In den letzten Tagen hatte Marcus seinem Bruder praktisch die ganze Raffinerieplattform gezeigt und ihm alles genau erklärt.
William war noch nie in der Raffinerie gewesen. Als er die Kolonie verlassen hatte, war er fast noch ein Kind gewesen, und Kindern unter sechzehn war der Zutritt zur Raffinerie verboten. Außerdem hatte er sich damals auch nicht für Bergbau interessiert.
Ohne es auszusprechen, hatten Marcus und Will eine Art Waffenstillstand geschlossen, und sie verstanden sich so gut wie schon lange nicht mehr.
Sie redeten über alles mögliche, was sie früher nie getan hatten. Aber keiner von ihnen versuchte den anderen zu irgendetwas zu überreden.
Marcus sah sich den Wetterbericht für Arisia an. Er wollte an diesem Morgen mit seinem Bruder auf den Planeten fliegen.
Er musste hinunter, um einen Roboter zu reparieren. William hatte sich angeboten, ihm zu helfen. Will hatte immerhin noch nie eine Klasse Vier Welt wie Arisia besucht und war deshalb natürlich neugierig.
Der Wetterbericht zeigte halbwegs passable Bedingungen im Bereich der Minen. Im Moment einigermaßen ideal, um hinunter zu fliegen.
Marcus pfiff fröhlich vor sich hin. Er ging zu einem der kleinen Besucherquartiere, wo sein Bruder abgestiegen war.
Es war früh am Morgen, und Marcus wollte William jetzt aus dem Bett schmeißen. Die letzten Tage hatten sie sich immer erst am Nachmittag getroffen. Marcus nahm aber an, dass sein Bruder immer noch gerne lange schlief.
Marcus betrat das Besucherquartier ohne anzuklopfen. Er war absichtlich laut und ungehobelt, um Will so auf die unsanfte Tour aufzuwecken.
Doch zu Marcus' Erstaunen saß William bereits fertig angezogen mitten im Raum auf dem Boden und schien ganz offenbar zu meditieren.
Will machte sich gar nicht erst die Mühe, die Augen zu öffnen. Er lächelte. "Guten Morgen, Marcus. Ich habe dich schon den Gang entlang kommen gehört."
Marcus sah ihn verwundert an. "Seit wann stehst du eigentlich so früh auf? Und seit wann meditierst du?"
Nun öffnete William die Augen und bedachte seinen Bruder mit einem Du-wirst-es-schon-noch-herausfinden Blick.
"Klar." Marcus nickte. "Seit du bei den Rangers bist. Aber was hat denn Meditation mit dem Soldatendasein zu tun?"
"Du wärst überrascht." Will stand auf. "Können wir los?"
"Ja", entgegnete Marcus. "Ich hoffe, du hast nicht zu viel gefrühstückt."
William sah ihn neugierig an. "Nein, wieso?"
Marcus lächelte nur wissend. Sein Bruder würde das schon noch früh genug erfahren, wenn es soweit war.
Wegen der extrem lebensfeindlichen Bedingungen auf dem Planeten mussten sie spezielle Schutzanzüge tragen, die zumindest für einige Zeit die giftige radioaktive Atmosphäre abhielten.
Sie flogen mit Marcus' kleinem privaten Shuttle los. Es lag in der Andockbucht des Wohnbereichs der Kolonie vertäut.
"Ist es dort unten wirklich so höllisch, wie es heißt?" fragte Will auf dem Weg, und seine Stimme klang durch die Funkverbindung in den Raumhelmen leicht verzerrt.
"Schlimmer", entgegnete Marcus, während er das Schiff weiter Richtung Planet steuerte. Er begann mit einer detaillierten haarsträubenden Erzählung über die Begebenheiten auf Arisia.
Da wurde er plötzlich vom Annäherungsalarm unterbrochen.
"Was ist los?" fragte William.
"Ich weiß es nicht." Marcus checkte rasch die Konsole. "Die Anzeigen ergeben überhaupt keinen Sinn. Es wird eine massive Störung direkt vor uns angezeigt."
Ganz automatisch sahen die beiden Männer ins All hinaus und versuchten zu erkennen, was da vor ihnen war.
Marcus entdeckte ein schwarz glänzendes Etwas vor ihnen. In seinen Ohren - oder in seinem Kopf? - klang ein schauderhaftes schrilles Kreischen, das alles zu durchdringen schien.
Er war wie erstarrt.
Die Stimme seines jüngeres Bruders brach diesen schrecklichen Bann nach einigen endlosen Sekunden. "Los! Bring uns weg von hier! Sofort!"
Die Fremden begannen bereits damit, die Kolonie systematisch zu zerstören. Mit tödlicher Präzision griffen sie die Raffinerieplattform an.
"Oh mein Gott!" schrie Marcus. "Meine Leute! Wir müssen ihnen helfen!"
"Es ist zu spät!" brüllte William über das gespenstische Kreischen hinweg, das überall zu sein schien. "Wir müssen verschwinden! Das ist alles, was wir noch tun können!"
Marcus begriff, dass sein Bruder Recht hatte. Das Shuttle hatte keine Waffensysteme und nur schwache Verteidigungsschilde.
"Wer, zum Teufel, sind die?"
"Sie sehen wie die Schatten aus!" rief Will.
Ein greller Lichtblitz durchflutete das Cockpit. Die Raffinerieplattform explodierte mit dem gesamten Q 40. Der Wohnbereich wurde von der heftigen Explosion mitgerissen.
Das Shuttle wurde in die Atmosphäre des Planeten geschleudert. Der kleine Raumgleiter geriet außer Kontrolle. Marcus versuchte verzweifelt, ihn manuell wieder stabilisieren - allerdings ohne großen Erfolg.
"Hauptenergie ausgefallen", meldete der Computer mit unbeteiligter Stimme. "Außentemperatur erreicht kritischen Wert."
"Ich versuche eine Notlandung!" schrie Marcus und tat dabei sein bestes, die Nase des Shuttles hochzuziehen. "Mach dir keine Sorgen, auf dem Planeten gibt es Notfallshuttles!"
Diese Notfallshuttles waren dazu da, um Bergleuten, die auf dem Planeten arbeiten mussten, möglichst schnell behandeln und von dort wegbringen zu können.
Die Gleiter dienten außerdem zum Verstauen von Vorräten und als Aufenthaltsraum. Doch sie hatten bei ständiger Benutzung nur einen Luftvorrat von zwei, maximal drei Tagen.
Trotz aller Bemühungen von Marcus, das Schiff wieder unter Kontrolle zu bringen, kam ihnen der Boden sehr viel schneller näher, als ihnen lieb sein konnte.
"Festhalten!" brüllte Marcus und duckte sich. Für den Bruchteil einer Sekunde sah er noch das Blinken eines Signals. Es waren die Bergungsschiffe.
Im nächsten Moment krachte es auch schon, als das Shuttle mit ungeheurer Wucht auf dem Boden aufprallte.
Und dann war alles vorbei.
Marcus hatte noch nie an Wunder geglaubt, aber er war noch am Leben. Er hing in den Sicherheitsgurten seines Sessels, und die hohe Schwerkraft erdrückte ihn fast.
Doch dort, wo William eben noch gesessen hatte, war die Außenhaut des Gleiters geborsten. Er selbst lag auf dem Bauch unter kleinen Trümmerteilen.
"Will kannst du mich hören?" presste Marcus hervor, als er sich aus dem Gurt befreite.
Zuerst gab es nur statisches Rauschen, doch dann kam die Antwort ganz schwach. "Marcus!"
William war am Leben! Marcus kroch zu ihm und befreite ihn von den Schuttteilen. Unter größter Kraftanstrengung schaffte es Marcus, ihn zu sich herumzudrehen und hielt ihn nun in den Armen. Wills Gesicht war voller Blut.
Marcus untersuchte ihn hektisch und versuchte ihn hochzuziehen. "Will komm schon, wir müssen zum Notfallshuttle! Es kann nicht weit sein! Vielleicht ein paar hundert Meter. Ich habe das Signal gesehen, bevor wir abgestürzt sind!"
"Ich kann meine Beine nicht spüren", sagte William matt. Marcus versuchte ihn aufzusetzen, schaffte es aber wegen der enormen Schwerkraft nicht.
Will griff in die Tasche seines Raumanzuges, nahm sein Denn'bok heraus und gab es seinem Bruder. "Nimm das, und flieg nach Minbar. Es ist für meine Frau. Sie soll es Zora geben, wenn sie alt genug ist."
"Nein, du musst durchhalten", widersprach Marcus entsetzt.
Will schüttelte den Kopf. "Bitte tu, was ich dir sage", entgegnete er erstaunlich kraftvoll. "Nur dieses eine Mal tu mir den Gefallen!"
Marcus steckte das Denn'bok ein. "Also gut, ich nehme es."
"Rede mit Ranger Eins und mit meiner Frau. Warne sie."
"Nein ich werde dich nach Minbar bringen." Marcus brachte diese Worte kaum hervor. "Du wirst ihnen selbst alles erzählen."
Will schüttelte den Kopf. "Wir hätten nie gedacht, dass die Schatten eine Kolonie der Erde angreifen würden. Du musst nach Minbar gehen und weitermachen. Versprich es!"
Tränen traten unvermittelt in Marcus Augen. Er öffnete den Mund um etwas zu sagen, aber seine Stimme versagte ihm.
"Versprich es! Hilf mir, das zu Ende zu bringen."
"Ich versprech's."
"Dann ist es gut." William schloss die Augen.
"Will!" Marcus kontrollierte die Anzeigen am Raumanzug seines Bruders. Herztätigkeit: Null; Atmung: Null; Gehirnwellen: Nicht mehr vorhanden.
Geh.
Im ersten Moment glaubte Marcus, es wäre Williams Stimme, die er hörte. Aber das war unmöglich. Sein Bruder lag tot in seinen Armen. Und es war niemand sonst hier. Es musste also Einbildung gewesen sein.
Geh.
Marcus wusste nicht, wie lange er schon da gesessen hatte, aber als er die Anzeigen an seinem Schutzanzug ablas, zeigten sie bereits kritische Werte an.
Er musste unbedingt so schnell wie möglich weg von hier, zum Notfallshuttle, sonst würde er bald ebenfalls tot sein.
Er legte seinen Bruder auf den Boden und sagte ein stilles Lebewohl. Unter großen Anstrengungen stand Marcus auf.
Um ihn herum war es inzwischen dunkler geworden. Die Nacht brach herein. In einiger Entfernung sah er das blitzende Signal bei den Gleitern.
Es war das einzige, was im Augenblick noch zählte.
Plötzlich wurde Marcus wütend. Er würde nach Minbar fliegen und einen Weg finden, um diese Bastarde, die Schatten, für all das, was sie Will und seinen Leuten angetan hatten, bezahlen zu lassen. Sie würden nicht ungeschoren davonkommen.
Marcus war völlig erschöpft. Mit jedem Schritt fiel es ihm schwerer, die Füße zu heben. Vielleicht noch hundert Meter trennten ihn von dem rettenden Shuttle.
Er stolperte über etwas, vielleicht einen Stein oder eine Unebenheit und fiel der Länge nach hin. Er keuchte und glaubte nicht die Kraft zu haben, um wieder aufzustehen.
Geh, Geh nach Minbar, erklang wieder diese Stimme in seinem Kopf, die so sehr wie die von Will klang.
Nur eine Halluzination.
Marcus wusste nicht wie, aber er schaffte es tatsächlich, auf die Beine zu kommen. Er stolperte weiter. Keuchend erreichte er schließlich das Notfallshuttle. Ihm war furchtbar übel, und sein ganzer Körper schmerzte höllisch.
Marcus vergewisserte sich, dass sich die Luftschleuse hinter ihm geschlossen hatte. Dann taumelte er ins Cockpit.
Hektisch aktivierte er die Startsequenz, und er hatte noch nie ein so schönes Geräusch gehört, wie das Aufheulen dieser Triebwerke. Vorsichtig gab er Gas und zog den Steuerknüppel immer weiter zu sich zurück.
Das Shuttle hob ab. Es war zwar sehr schwerfällig, aber es hielt der Belastung der gewaltigen Schwerkraft stand.
In Marcus' Kopf begann es plötzlich unangenehm zu summen, und er schüttelte sich, um die Benommenheit zu vertreiben.
Komm schon, bleib bei Bewusstsein.
Der Gleiter tauchte in den Weltraum ein. Im Orbit waren Wrackteile und Staub verstreut. Es waren die Überreste der Kolonie.
Von den Schatten war weit und breit nichts mehr zu sehen. Sie schienen so plötzlich verschwunden zu sein, wie sie aufgetaucht waren.
Und sie hatten bei der ganzen Zerstörung, die sie angerichtet hatten, nicht die geringste Spur hinterlassen.
Marcus steuerte auf das nächstgelegene Hyperraumsprungtor zu und setzte Kurs Richtung Minbar. Er aktivierte den Autopiloten, der dem Leitstrahl selbständig weiter folgte. Das Denn'bok legte er neben sich hin.
Dann zog Marcus die dreckige Schutzkleidung aus und warf sie in den Müll. Er fand eine zerschlissene Hose und ein altes Hemd, die er statt dessen anzog.
Erst jetzt bemerkte er, dass er außer einer leichten Strahlenvergiftung auch eine Platzwunde am Kopf und einige Prellungen und blaue Flecke abbekommen hatte.
Er ging in die kleine Med-Station des Schiffes und behandelte die Verletzungen, so gut er es vermochte. Dann ruhte er sich aus.
In Anbetracht dieser aussichtslosen Lage riskierte es Marcus, ein Notsignal zu senden. Er hoffte, dass irgend jemand ihn rechtzeitig finden würde.
Der nächste Tag verging, und es geschah gar nichts. Die Luft im Shuttle wurde immer stickiger. Marcus bekam nur noch schwer Luft.
Er hatte sich auf das Bett gelegt und spürte das kühle Metall des Denn'boks in seiner Jackentasche. Er hatte es immer bei sich, um sich Mut zu machen.
Marcus wollte gerade wieder einschlafen und alles um sich herum vergessen, da ging der Annäherungsalarm los.
Als er nach draußen sah, entdeckte er ein helles, beeindruckend aussehendes Schiff, das zwar zerbrechlich, aber dennoch ungeheuer kraftvoll wirkte.
Es bewegte sich mit schlichter Eleganz, beinahe wie ein lebendiges Wesen.
Es war ein Schiff der Minbari.
Marcus umklammerte das Denn'bok ein wenig fester. Dann verlor er das Bewusstsein.


Fortsetzung: Kapitel 34


Jennifer Fausek
30.10.2002
Website von Jennifer Fausek

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