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Rhiannons Geschichte (2. Band):
36. Kapitel

(von Jennifer Fausek)

"Ich bin ein Anla'Shok. Wir wandeln an jenen dunklen Orten, die niemand sonst betritt. Wir stehen auf der Brücke, und niemand wird sie passieren. Wir leben für den Einen, wir sterben für den Einen."
Sinclair fühlte sich unbehaglich, als die neuen Rangers ihren traditionellen Eid rezitierten. Es war ein wirklich historischer Tag. Die erste Gruppe aus Menschen und Minbari war damit endlich vereidigt worden.
Für sie war es ein glücklicher Tag.
Noch lange nach Beendigung der hübschen kleinen Zeremonie hallten diese Worte in Sinclairs Ohren wieder.
Er hatte diese Worte, oder so ähnliche schon früher einmal gehört. Damals, als Babylon 4 auf mysteriöse Weise wieder aufgetaucht war.
Sie waren zur Station geflogen, um alles genau zu untersuchen. Und im letzten Augenblick hatten sie verhindern können, dass sie mit ihr wieder verschwunden waren.
"Wir leben für den Einen, wir würden für den Einen sterben", hatte dieser seltsame Alien namens Zatras dort zu ihm gesagt.
Aber Zatras konnte ganz unmöglich ein Ranger gewesen sein. Nur: Warum benutzte er dann fast die selben Worte wie sie?
Sinclair empfand diese Worte als unangenehm. Keiner hatte ihm zufriedenstellend erklären können, wer oder was der Eine nun war.
Wenn er danach fragte, bekam er darauf nur ausweichende, nichtssagende Antworten zu hören, die ihn nicht weiterbrachten.
Aber Sinclair vermutete, dass sich dieser Satz auf das Oberhaupt der Rangers oder noch eher auf Entil'zha bezog. Oder jetzt, da es noch keinen neuen Entil'zha gab, auf Valens Erbe.
Sinclair war aufgefallen, dass die erfahrenen Anla'Shok, auch Rhiannon, nie in der Vergangenheitsform von Entil'zha sprachen, sondern immer in der Gegenwart oder in der Zukunft.
Sinclair wusste, dass die Minbari überzeugt davon waren, dass Valen eines Tages zurückkehren würde.
Er hatte die Prophezeiungen einige Male gelesen und sie gründlich studiert. Aber die Texte waren so schwer zu verstehen, dass sie sich nicht eindeutig interpretieren ließen.
Nun saß Sinclair in seinem Büro, um eine Nachricht für seinen besten Freund Michael Garibaldi aufzunehmen. Die Mitteilung sollte so einfach wie möglich gehalten sein, aber dennoch eindringlich genug um den Ernst der Lage klar zu machen.
Hallo, alter Freund. Es ist schon eine Weile her. Ich vertraue diese Nachricht meinen Leuten an, die geschworen haben, sie dir zu bringen, koste es was es wolle, selbst ihr Leben.
Meine Arbeit hier auf Minbar besteht aus mehr als nur die Erde zu repräsentieren. Selbst der Präsident weiß nichts davon, und ich denke nicht, dass es klug wäre, wenn du es ihm erzählen würdest.
Da ist eine große Dunkelheit im Kommen. Einige Minbari erwarten sie schon seit langer Zeit.
Ich muss dich bitten und dir vertrauen, dass du mit niemandem darüber redest, was ich dir hier sage, nicht einmal mit Sheridan. Erzähle es nur Cathrene.
Der Überbringer dieser Nachricht ist einer meiner Rangers. Manche von ihnen sind Minbari, die meisten sind aber Menschen.
Sie sind zusammengekommen um miteinander zu arbeiten und sich auf den vor uns liegenden Kampf vorzubereiten.
Ihre Aufgabe ist es, an den Grenzgebieten zu patrouillieren, zu lauschen, zu beobachten und Berichte zu überbringen, die viel zu heikel sind, als dass sie über die gewöhnlichen Kom-Kanäle gesendet werden könnten.
Im Namen unserer Freundschaft bitte ich dich, ihnen jedwelchen Gefallen zu tun und sie zu unterstützen.
Ich wünschte, ich könnte dir mehr sagen. Ich wünschte, ich könnte dich warnen. Aber die anderen denken, es ist noch nicht Zeit.
Bleibe den Vorlonen nahe, und halte Ausschau nach den Schatten. Sie handeln, wenn du nicht hinsiehst.

So, das musste genügen. Sinclair hoffte, dass Garibaldi diese Nachricht verstehen würde, obwohl sie so vage war.
Sinclair zeichnete auch eine Mitteilung für Delenn auf. Sie enthielt einige freundschaftliche Worte und einen detaillierten Situationsbericht.
Und schließlich nahm er noch eine dritte Nachricht auf, von der niemand etwas wusste. Sie war für seine Verlobte Cathrene Sakai bestimmt.
Diese Mitteilung würde er erst zu einem späteren Zeitpunkt verschicken. Er wollte noch drei Wochen warten, ob sie sich nicht doch noch bei ihm meldete.
Sinclair ging davon aus, dass Garibaldi Cathrene über alles notwendige informieren würde oder ihr zumindest sagte, dass er, Sinclair, jetzt auf Minbar war.

Die junge Anla'Shok stand stramm, aber es war trotzdem offensichtlich, dass sie schon erpicht darauf war, endlich ihre erste Mission zu übernehmen.
Sinclair war in seinem Büro in der offiziellen Botschaft der Erdallianz in Tuzanor. In ein paar Stunden würde eine kleine Gruppe Rangers nach Babylon 5 aufbrechen.
Sie sollten dort damit beginnen, im geheimen einen Stützpunkt aufzubauen und die Situation zu beobachten.
"Rühren", sagte Sinclair. "Ich habe gehört, du warst schon auf Babylon 5?"
Die junge menschliche Frau entspannte sich. "Das ist richtig, Ranger Eins. Ich war schon ein paar Mal dort."
"Gut." Sinclair händigte ihr die beiden Datenkristalle mit den Nachrichten aus. "Du wirst diese Aufzeichnungen persönlich dem Sicherheitschef von Babylon 5, Michael Garibaldi, und an Botschafterin Delenn übergeben, niemandem sonst.
Du darfst keinem sagen, dass du diese Nachrichten bei dir hast. Bestehe einfach darauf, mit dem Chief und der Botschafterin persönlich zu sprechen, egal was geschieht. Ist das klar?"
"Ja, Sir."
Sinclair nickte bedächtig. "Viel Glück."
"Entil'zha veni", sagte die junge Frau mit einem Lächeln. "In Valens Namen."
Sinclair schmunzelte, als er diese beiden Formeln hörte, die den Rangers beigebracht wurden. Es war ein ungeschriebenes Gesetz, das die erste nur in besonders feierlichen und wichtigen Momenten benutzt wurde. Sinclair war der Meinung, dass die erste Mission eines neuen Ranger ein solcher Augenblick war.
Die zweite Redewendung wurde auf Minbar beinahe genauso häufig benutzt, wie etwa ,Bitte' oder ,Danke schön'.
"Gute Reise", entgegnete Sinclair. "Und viel Glück."
Es war nicht die traditionelle Antwort.
Als die Anla'Shok weg war, ging Sinclair ans Fenster und sah auf die alten friedvollen Straßen der Stadt des Kummers.
Ein bitteres Lächeln umspielte seine Lippen. ,Fremder in einem fremden Land' hatte er zu Rathenn gesagt. Und genauso war ihm oftmals immer noch zumute, selbst jetzt, wo Tag für Tag neue menschliche Auszubildende im Lager der Rangers eintrafen.
Auf Minbar war er, Sinclair, der Fremde, und er sehnte sich danach, wenigstens einen Teil seines alten Lebens wieder zurückzubekommen, wieder eine Heimat zu haben.
Er sehnte sich nach Cathrene.
Sinclair war gleichgültig, wo er schlussendlich wohnen würde, wichtig war ihm nur, dass sie bei ihm war.
Denn sie schien die einzige Verbindung zu seinem früheren Leben zu sein, und sie war die einzige, die dafür sorgen konnte, dass nicht alles total aus den Fugen geriet.
Aber er war sich gar nicht mehr so sicher, ob sie ihn nach all dem, was in der letzten Zeit geschehen war, immer noch heiraten wollte. Wen würde sie denn heiraten? Einen Guerillaanführer? Die Verkörperung einer Legende?
Um ehrlich zu sein hatte er keine Ahnung, wie sie über all das überhaupt denken würde. Cathrene war immer für Überraschungen gut.
Aber erst einmal hoffte Sinclair, dass Cathrene es überhaupt schaffte, nach Minbar zu kommen, damit sie miteinander reden konnten.
Er musste sie unbedingt vor den Schatten warnen.
"Botschafter, Ihre nächste Verabredung ist hier", sagte Rhiannon, die in der offenen Tür stand.
Sinclair nickte automatisch. Weitere potentielle Kandidatinnen und Kandidaten für die Rangers warteten auf ihn. Es würde wieder viel Arbeit geben, wie jeden Tag.
"Schick sie bitte herein", sagte er.

Rhiannon ging mit ihrer kleinen Tochter Zora an der Hand in den Ersten Tempel von Yedor. Dort sollte das Kind von jetzt an zumindest einige Stunden am Tag bleiben.
Die Trauerzeit war nun zu Ende. Ria trug ihren Ehering jetzt nicht mehr sondern bewahrte ihn in ihren Zimmern in der Anla'Shok-Basis auf.
Aber sie vermisste Will nach wie vor, und sie dachte viel an ihn. Doch sie bemühte sich, voll Wärme an ihn zu denken und nicht mit einem Gefühl der Trauer.
Sie hatte immer gewusst, dass sie nicht für immer zusammen sein konnten, und sie war nach wie vor dankbar für die kurze Zeit, die sie zusammen hatten verbringen können.
Ria suchte Tennan, den Vorsteher des Tempels, und fand ihn schließlich alleine in der riesigen Bibliothekshalle.
"Ich grüße Sie, Meister." Sie verneigte sich ehrerbietig.
"Hallo Riann." Er berührte sie kurz an der Wange, um sie zu segnen, und sie richtete sich dann wieder auf.
Er bemerkte Zora. "Ah, wie ich sehe hast du Zorann mitgebracht."
Die Kleine versteckte sich hinter ihrer Mutter und sah schüchtern zu dem Priester hoch. Sie kannte ihn zwar, aber alles im Tempel war ihr ein wenig unheimlich.
Rhiannon legte den Arm um das kleine Mädchen. "Ja. Ich möchte, dass sie im Tempel unterrichtet wird."
Tennan runzelte die Stirn. "Sie ist noch sehr klein."
"Sie ist schon vier Jahre alt", entgegnete Ria. "Sie ist alt genug um in den Tempel zu kommen. Die anderen Kinder sind auch nicht viel älter."
"Nun gut." Der alte Priester nickte. "Wie du meinst."
Tennan ließ einen Geistlichen namens Leronn zu sich kommen. Er wollte ihn fragen, ob er Zoras Mentor sein wollte, denn er hatte im Moment keinen Schützling.
Leronn war Ende vierzig. Er hatte einen hellbraunen, kurz geschorenen Bart, was sehr ungewöhnlich war. Nur wenige Minbari trugen einen Bart.
Seine Augen waren eisblau und funkelten lustig. Er war schon sehr lange Priester und hatte praktisch sein ganzes Leben im Tempel verbracht.
"Ich möchte dich fragen, ob du dich bereit erklärst, Zoranns Mentor zu werden", sagte Tennan zu ihm. "Sie soll lernen."
Leronn betrachtete das kleine Mädchen und lächelte ihr aufmunternd zu. "Sicher, ich würde mich freuen."
Er bückte sich und streckte ihr die Arme entgegen. "Komm doch mal zu mir, mein Kind. Lass dich ansehen."
Von ihrer Mutter ermutigt trat Zora schließlich vor und blickte ihn mit schüchterner Neugierde an. Aber sie sagte nichts.
"Hallo Zorann. Erinnerst du dich noch an mich? Ich bin Leronn. Du bist ganz schön gewachsen, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe." Der Priester nahm sanft ihre Hände.
"Ja, hallo Meister Leronn", sagte das Kind zaghaft.
"Willst du ein Weilchen bei mir bleiben?" fragte Leronn freundlich.
Zora sah zu ihrer Mutter. "Muss ich?"
Ria kam zu ihr. "Ja, mein Mäuschen. Hier kannst du mit anderen Kindern spielen, und Meister Leronn wird auf dich aufpassen."
"Ich will aber lieber mit dir zu den Anla'Shok gehen", protestierte das Kind.
"Ich weiß, Zora. Aber das geht im Moment nicht." Rhiannon ging in die Knie, um auf selber Höhe mit ihr zu sein. "Du warst doch schon so oft mit Nistel hier. Hat dir das nicht gefallen?"
"Doch", gab das Mädchen zu.
"Und du spielst doch auch gerne mit den Kindern."
"Ja."
Rhiannon lächelte. "Siehst du? Und du kennst auch Meister Leronn."
"Ja."
Ria gab Zora einen Kuss und strich ihr übers Haar. "Also sei schön brav. Nistel kommt am Mittag, um dich abzuholen."
"Na gut." Die Kleine war immer noch ein wenig ängstlich. Sie war es nicht gewöhnt, irgendwo ganz ohne ihre Familie zu sein.
Doch als Rhiannon am Abend nach Hause kam, konnte Zora gar nicht genug davon bekommen, ihr von den Erlebnissen im Tempel zu erzählen.
Ria war heilfroh, dass die Kleine Sech Leronn offenbar mochte und gerne mit ihren neuen Freunden zusammen war. Wie es schien, begann sie sich im Tempel doch ein wenig wohl zu fühlen.


Fortsetzung: Kapitel 37


Jennifer Fausek
30.10.2002
Website von Jennifer Fausek

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