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Rhiannons Geschichte (2. Band):
39. Kapitel

(von Jennifer Fausek)

"Das klingt alles ziemlich verrückt", sagte Cathrene Sakai und betonte dabei sorgfältig jedes einzelne Wort. "Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, könnte ich es nicht glauben."
Seit sie vor vier Stunden in der Basis eingetroffen war, war dies jetzt die erste Gelegenheit, um in aller Ruhe mit ihrem Verlobten zu sprechen. Gemeinsam saßen sie in seinen privaten Räumen im Haus von Entil'zha.
"Ich weiß ja selbst, wie komisch sich das anhört", entgegnete Sinclair. "Es ist auch für mich immer noch schwer zu verstehen.
Aber du hast ja selbst schon erfahren, dass die Schatten existieren, und du hast ja auch schon herausgefunden, wozu sie fähig sind. Ein Glück, dass meine Rangers dich noch rechtzeitig gefunden haben. Sonst wärst du jetzt vermutlich tot."
Cathrene verschränkte die Arme. "Durchaus vorstellbar. Aber es könnte auch sein, dass ich angegriffen wurde, gerade weil deine Leute aufgetaucht sind."
Sinclair zuckte die Schultern. "Ich weiß es nicht." Er sah sie ein wenig unsicher an. "Und was wird nun aus uns, jetzt, wo alles so aus den Fugen geraten ist?"
"Oh, das kann ich dir sagen." Sakai lächelte und löste die Arme. "Ich werde mit dem nächstbesten Schiff zur Erde fliegen und dort meine restlichen Papiere holen.
Dann werde ich zurückkommen. Ich werde den Rangers beitreten. Und wenn ich meine Ausbildung abgeschlossen habe, werden wir heiraten, so, wie wir es geplant haben."
Sinclairs erster Impuls war, Cathrene ausreden zu wollen, zu den Anla'Shok zu gehen.
Doch im letzten Moment tat er es dann doch nicht, als ihm klar wurde, dass er kein Recht hatte, ihr in der Beziehung irgendwelche Vorschriften zu machen. Zumal er doch selbst bei den Rangers war, und nicht nur das: Er führte sie sogar an.
Statt dessen erwiderte er das Lächeln herzlich. "Ich freue mich, dass du immer noch meine Frau sein willst. Ich hatte schon Angst jetzt wo ich Ranger Eins bin und Entil'zha werden soll, willst du mich nicht mehr."
Sie hob die Augenbrauen. "Ich liebe dich nicht deiner Stellung wegen."
Sinclair musste lachen. "So? Weswegen dann?"
Cathrene kam zu ihm und küsste ihn.
"Wenn ich es herausgefunden habe, sage ich's dir", murmelte sie. Dann hielt sie inne. "Nanu? Keine Vorbehalte, weil ich zu den Rangers will?"
Die zärtliche Stimmung verflog mit diesen Worten, als wäre ein eiskalter Hauch durch das Zimmer gefegt.
"Würde es etwas ändern, wenn ich dir Vorhaltungen machen würde?" fragte Sinclair mit einem Hauch von Frustration.
Cathrene schüttelte energisch den Kopf. "Nein, wohl kaum."
Er breitete die Arme aus. "Na siehst du? Also sparen wir uns diese Diskussion. Schließlich will ich die Zeit mit dir genießen und mich nicht mit dir streiten."
"Gut." Sie sah ihn fest an. "Und ich werde mich im Gegenzug nicht darüber beschweren, dass du Ranger One bist.
Wir werden unser gemeinsames Leben eben leben so gut wir es vermögen und wie früher Kompromisse eingehen. Anders könnte ich mir unsere Beziehung auch gar nicht vorstellen."
"Ich auch nicht." Sinclair lächelte schief.
Cathrene zog ihn mit sich zum Bett. "Also machen wir das Beste aus unsrer Zeit, bevor die Pflicht wieder ruft", meinte sie und küsste ihn weiter.
Drei Tage konnten sie noch miteinander verbringen, bevor Cathrene zur Erde flog. Sie genossen es, so gut sie es vermochten. Außerdem machte Sinclair seine Verlobte mit einigen der Anla'Shok bekannt und zeigte ihr das Lager so weit wie möglich.

Seit seinem Gespräch mit Sech Turval war Marcus praktisch jeden Abend im Tempel oder in der Kapelle, wie die menschlichen Anla'Shok den ersten Tempel des Lagers liebevoll und ein wenig scherzhaft nannten.
Es ging ihm dabei nicht so sehr um das allein sein. Er hatte sich angewöhnt, dort noch ein wenig zu meditieren, bevor er zu Bett ging. So ließ er die hektischen Tage ausklingen und bereitete sich auf den kommenden vor.
Die Gebetshalle war von der großen Beleuchtung an der Decke erhellt. Rote Meditationskissen lagen geordnet auf dem Boden.
Auf einem von ihnen saß Sinclair, der offenbar in ein Buch vertieft war. Marcus wollte wieder gehen um ihn nicht zu stören. Aber Sinclair blickte auf und lächelte, als er Marcus sah.
"Hallo Marcus."
"Es tut mir Leid, Ranger Eins, ich wollte auf keinen Fall Ihre Gebete stören. Ich wusste nicht, dass so spät noch jemand hier ist..."
Sinclair schloss das Buch. "Ich habe nicht gebetet. Seit die Minbari mir deutlich gesagt haben, dass Valen kein Gott war, komme ich gerne her um ein wenig zu lesen oder einfach nur, um einmal alleine zu sein.
Kein Minbari würde mich hier stören. Und ich denke nicht, dass es ein Sakrileg ist, wenn ich hier Ruhe suche."
"Dann werde ich Sie jetzt alleine lassen, Ranger Eins."
"Nein, es ist schon in Ordnung." Sinclair deutete auf das Kissen neben sich. "Ich würde gerne wissen, wie du hier zurechtkommst."
Marcus setzte sich. "Ich denke gerne, dass ich dabei bin zu lernen."
"Ich glaube, das tust du", entgegnete Sinclair mit echter Wärme. "Nach dem was ich gehört habe, sollst du einer der Besten unter den Auszubildenden sein."
Marcus errötete. "Das denke ich nicht. Es gibt einige, die sich viel leichter tun. Aber ich hoffe, dass ich eines Tages zu den Besten gehören werde."
Da ihm das Gespräch peinlich zu werden begann, beschloss er, das Thema zu wechseln. "Was haben Sie da eigentlich gelesen? Ein Buch der Minbari?"
Sinclair lachte leise. "Nein, ein Buch, das ich von der Erde mitgebracht habe. Die Bibel, genauer gesagt, das Neue Testament. Kennst du es?"
Marcus nickte. "Manche Stellen musste wir in Philosophie lesen, als ich so siebzehn, achtzehn Jahre alt war. Es hat mir großen Spaß gemacht, über die Bibel zu diskutieren, obwohl ich nicht als Christ erzogen worden bin."
Er verfluchte sich in Gedanken selbst. Wann würde er endlich lernen, seinen vorlauten Mund zu halten?
Wie viele Gelegenheiten gab es für ihn denn schon, so ungezwungen mit Ranger Eins zu sprechen? Trotzdem hatte Marcus das Gefühl, dass er sich einige Dinge vom Herzen reden zu müssen.
"Sie haben vorhin gesagt, dass Valen kein Gott ist. Aber wir hören im Unterricht sehr viel über ihn, und das meiste davon klingt sehr religiös. Es war meine größte Angst, als ich hier her kam, dass die Rangers irgendein religiöser Kult sind."
"Du bist nicht sehr religiös, oder Marcus?"
Er zögerte. "Um ehrlich zu sein bin ich Atheist. Ich habe schon vor langer Zeit aufgehört an einen Gott oder an Wunder zu glauben."
"Ich hatte in meinem Leben auch schon genug Grund um Gott in Zweifel zu ziehen", entgegnete Sinclair nachdenklich. "Irgendwie habe ich es aber dann doch nie getan. Allerdings habe ich die Details noch nicht geklärt."
"Es heißt, der Teufel steckt im Detail."
"Gott auch", erinnerte Sinclair ihn.
"Kein Teufel, kein Gott, kein Problem. Da wären dann nur noch die Details." Marcus sah Ranger Eins offen an. "Ich bin froh, dass Sie uns am ersten Tag unserer Ausbildung so gut auf die minbarische Religion vorbereitet haben. Das machte es einfacher, damit zurechtzukommen."
Sinclair nickte. "Du brauchst ja auch nicht zu glauben, sonder nur zu respektieren."
"Wie Sie uns gesagt haben", stimmte Marcus zu. "Tatsächlich habe ich in den letzten Wochen erfahren, dass es gut ist, den Dingen gegenüber aufgeschlossen zu sein."
Sinclair lächelte wissend. "Außerdem, die Arbeit der Rangers hängt nicht von der minbarischen Religion ab, das darf auch niemals so sein. Das hat Valen selbst verfügt."
Marcus war nun doch etwas verwirrt. "Ich dachte immer, er hätte viel von der Religion selbst ins Leben gerufen..."
Sinclair schüttelte heftig den Kopf. "Lies die Texte selbst durch, Marcus. Die Wahrheit steht da in den Büchern, für diejenigen, die sie wissen wollen.
Valen hat nichts von alledem geschaffen. Die Religion der Minbari existierte schon lange, bevor er kam.
Und es dauerte Jahre, bevor die Minbari damit begannen, seinen Namen in die Rituale und das tägliche Leben einfließen zu lassen."
"Wie Jesus."
"Ich denke nicht, dass Valen viel mit Jesus gemeinsam hat", entgegnete Sinclair. "Ich dachte eher an jemanden wie König Artus.
Valen schaffte mit dem Grauen Rat eine runde Tafel, ähnlich wie Camelot. Er hat außerdem eine Invasion abgewehrt, wie König Artus.
Die Umstände von Valens Tod sind unbekannt. Es gibt keinen Leichnam und kein Grab. Das lässt einige glauben, dass er nicht gestorben ist und dass er zurückkehrt, wenn sein Volk ihn am meisten braucht, um es zum Sieg zu führen. Im Prinzip unterscheidet sich das nicht von all den anderen Mythen, die es gibt."
"Ja, so wie die Rangers ein Mythos sind", sagte Marcus mit leisem Sarkasmus. Gleich darauf hätte er sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Das hätte er besser nicht sagen sollen. Sinclair hatte so ernst gewirkt.
"Ich habe gehört, dass einige Leute das über uns sagen", versuchte Marcus zu erklären.
Sinclairs Gesichtsausdruck war undeutbar, bis er in schallendes Gelächter ausbrach. Es zerriss die Stille des Tempels. Es war ansteckend, und so fiel Marcus ein wenig in das Lachen ein.
"Oh ja, das habe ich auch schon gehört", sagte Sinclair schließlich.
Marcus lächelte, wusste aber nicht so recht, was er sagen sollte.
Da stand Sinclair auf. "Ich habe unsere Unterhaltung sehr genossen, aber ich denke, wir könnten jetzt beide ein wenig Schlaf gebrauchen."
"Ja, natürlich, Ranger Eins, Sie haben Recht." Marcus erhob sich ebenfalls und verneigte sich. "Ich danke Ihnen für das Gespräch."
Er ging einige Schritte rückwärts, und als er sich umdrehte, wäre er beinahe mit jemandem zusammengestoßen.
Es war Rathenn, ein Mitglied des Grauen Rates höchstselbst. Marcus hatte ihn schon des öfteren gesehen, aber nie mit ihm geredet. Der Satai gab sich nicht mit Auszubildenden ab.
"Ich bitte um Verzeihung, Satai Rathenn."
Rathenn sah Marcus kaum an, sondern lief gleich mit sorgenvollem Gesichtsausdruck zu Sinclair hinüber.
Marcus verließ die Gebetshalle rasch. Er hatte nicht lauschen wollen, trotzdem konnte er nicht verhindern, dass er die ersten Worte des Gespräches doch noch hörte.
"Anla'shok Na, ich habe furchtbare Neuigkeiten! Der Gewählte liegt im Sterben!"


Fortsetzung: Kapitel 40


Jennifer Fausek
30.10.2002
Website von Jennifer Fausek

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