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Rhiannons Geschichte (2. Band):
43. Kapitel

(von Jennifer Fausek)

"Ich bin ein Anla'shok. Wir wandeln an jenen dunklen Orten, die niemand sonst betritt. Wir stehen auf der Brücke, und niemand wird sie passieren. Wir leben für den Einen. Wir sterben für den Einen."
Marcus' Stimme mischte sich mit denen der anderen Neulinge, die ihre Ausbildung mit jenem Tag beendeten und nun vereidigt wurden.
Cathrene Sakai beobachtete das ganze Treiben interessiert. Sie selber hatte ihre Ausbildung gerade erst vor zwei Wochen begonnen.
Sinclair, der neben ihr stand, beobachtete sie unauffällig von der Seite. Er wusste sehr wohl, dass sie auch eines Tages diesen Eid ablegen würde.
Es bereitete ihm Unbehagen, dass sie bereit sein würde, für ihn zu sterben. Und dennoch war er auch stolz auf sie, denn es war schon nach der kurzen Zeit ersichtlich, dass sie zu den Besten gehören würde.
Die neuen Anla'Shok gratulierten einander nun, indem sie sich voreinander verbeugten, einander umarmten oder sich die Hände schüttelten. Je nach dem, wer wen beglückwünschte.
Es gab Jubel und Gelächter und in manchen Fällen sogar Tränen. Es war eben eine ganz normale Graduierungsfeier.
Es würde vermutlich das letzte ,normale' in ihrem Leben sein. Die meisten von ihnen würden bald ausgeschickt werden, um ihre Arbeit aufzunehmen.
Sie würden ihre Pflicht erfüllen und alles in ihrer Macht stehende tun, um eine bessere Zukunft zu schaffen, ungeachtet persönlicher Risiken.
Ja, viele von ihnen würden einander vermutlich nicht mehr wieder sehen, wenn sie Minbar demnächst verließen. Viele von ihnen würden sterben.
Sinclair blickte zu den feiernden Anla'Shok und sah, wie Rhiannon im Kreis ihrer früheren Schützlinge stand und mit ihnen scherzte. Aber ihr Lächeln wirkte trotz der Fröhlichkeit ein wenig melancholisch.
Marcus hob Ria plötzlich hoch und schwenkte sie übermütig durch die Luft. Sie genoss den Moment offenbar sehr, denn sie lachte amüsiert.
Nach der Feier gingen Sinclair und Cathrene gemeinsam zu ihren Räumen.
"Wo werden wir eigentlich heiraten?" fragte Cathrene. "Wollen wir nach Babylon 5 fliegen, sobald ich meine Ausbildung beendet habe und dort mit unseren Freunden feiern?"
"Ich fürchte, dazu fehlt die Zeit", entgegnete Sinclair bedauernd. "Aber das ist kein Problem. Soweit ich weiß sind unter den Neuen eine buddhistische Nonne und ein jüdischer Geistlicher, ein Rabbi. Sie könnten die Zeremonie durchführen."
"Na gut, damit bin ich einverstanden." Cathrene hakte sich bei ihm ein. "Sag mal, bist du es nicht langsam Leid, immer nur auf einem Planeten zu leben?"
"Na ja, es ist schon etwas ungewohnt für mich", gab Sinclair zu. "Ich bin jetzt schon seit acht Monaten hier, und ich war seitdem nicht einmal im All.
Ich vermisse es, in einem Flieger zu sitzen. Auf Babylon 5 konnte ich mir ein Schiff nehmen, wann immer ich wollte und einige Stunden auf Patrouille gehen oder einfach nur herumdüsen."
"Vielleicht war es ein Fehler, dass du diesen Job hier angenommen hast..."
"Welchen Job?" fragte Sinclair ironisch. Bevor Cathrene antworten konnte, fuhr er fort: "Komm schon, das haben wir doch schon längst ausdiskutiert."
"Ja, aber trotzdem kannst du doch nicht..." Cathrene stoppte irritiert, als sie die Tür zu Sinclairs privaten Quartieren öffnete. Rathenn und Ulkesh warteten im Wohnzimmer auf sie.
"Entschuldigen Sie bitte, dass ich Ihre Privatsphäre störe", sagte Rathenn mit einer kleiner Verbeugung. "Aber es ist nötig, dass wir uns unterhalten."
"Ich gehe dann besser." Cathrene machte Anstalten, den Raum zu verlassen.
Rathenn hielt sie auf. "Nein, bleiben Sie bitte."
Wie es aussah, würden sie die Besprechung stehend, mitten im Wohnzimmer abhalten. Für Minbari schien das offenbar völlig normal zu sein.
Und für Vorlonen setzten sich sowieso nie. Für sie waren körperliche Bequemlichkeiten offenbar irrelevant.
Nicht so für Sinclair. Er setzte sich in einen Sessel. Immerhin war er schon seit dem Morgengrauen auf den Beinen gewesen und deshalb müde. Cathrene nahm neben ihm Platz.
"Vielleicht sollte ich mit einer Frage beginnen", sagte Rathenn förmlich. "Haben Sie Rekrutin Sakai von Ihren Erlebnissen in Sektor 14 erzählt?"
Sinclair verschränkte die Arme. "Es würde mich interessieren, was Sie darüber wissen."
"Es scheint so, als wäre es weniger als noch vor einem Jahr", entgegnete Rathenn. "Es gab ungewöhnliche Tachyonemissionen, und dann tauchte Babylon 4 wieder auf.
Sie sind persönlich dorthin geflogen und haben die Crew evakuiert, bevor die Station wieder verschwunden ist. Die Regierung der Erde hat daraufhin wegen der unabschätzbaren Gefahren Quarantäne über Sektor 14 verhängt. Sind das soweit die Fakten?"
"Mehr oder weniger." Sinclair nickte knapp. Er hatte nicht vor, von dem komischen Alien Zathras zu erzählen, der offenbar ganz genau gewusst hatte, was mit Babylon 4 passierte.
"Weiß Rekrutin Sakai von der Technologie auf Epsilon III?" fragte Rathenn.
"Ja, sie weiß darüber alles was ich auch weiß." Sinclair legte Cathrene den Arm um die Hüfte. Sie hörte der Unterhaltung interessiert zu.
"Gut." Rathenn lächelte leicht. "Die Spalte ist ein natürliches Phänomen. Die Vorlonen denken, dass sie einzigartig ist.
Und nur die Technologie auf Epsilon III kann sie kontrollierte. Draal hat das Portal geschlossen, damit nicht aus Versehen noch mehr Schiffe dort hinein fliegen. Aber Draal konnte den Durchgang nicht ganz schließen."
Sinclair wurde hellhörig. Das klang nicht gut. Er sah Ulkesh aufmerksam an, der jedoch wie üblich einfach nur still dastand. "Was haben die Vorlonen damit zu tun?"
"Sie wissen von all dem", erklärte Rathenn. "Sie haben mit Draal zusammengearbeitet, um die Spalte zu schützen und zu verhindern, dass sie missbraucht wird."
"Welches Interesse haben die Vorlonen an dem Durchgang?" wollte Sinclair wissen. Er sah Ulkesh immer noch an. "Sind Sie für das verantwortlich, was mit Babylon 4 passiert ist?"
"Wir haben keine genauen Informationen darüber, was mit der Station geschehen ist."
Sinclair ignorierte diese nichtssagende Antwort und fragte noch einmal: "Welches Interesse haben die Vorlonen an dem Durchgang?"
Sie hat Wert, entgegnete Ulkesh.
"Welchen Wert?"
Einzigartigen Wert, antwortete die synthetische Stimme.
Rathenn nickte. "Die Schatten wissen über den Durchgang Bescheid, und sie wollen ihn kontrollieren."
Sinclair sah ihn erschrocken an. "Haben die Schatten etwas Epsilon III angegriffen?"
"Nein", erwiderte Rathenn. "Die Vorlonen haben uns versichert, dass die Schatten den Planeten niemals angreifen würden."
"Warum nicht?"
Rathenn gefiel diese Art der Befragung ganz offenbar nicht. "Das weiß ich nicht. Wir verlassen uns darauf, dass es so ist."
Sinclair beschloss ohne Rücksicht mit dem Verhör weiter zu machen. "Aber wie können die Schatten das Tor dann kontrollieren?"
Rathenn entspannte sich, als er sich auf sicherem Grund glaubte. "Sie haben ihre Alliierten mit einem Gerät nach Sektor 14 geschickt, mit dem sie den Durchgang weit genug öffnen können, damit ein Schiff hindurch fliegen kann.
Dieses Ding produziert so viel Energie, dass Draal auf Dauer nicht dagegen ankommen kann. Der Mechanismus der Schatten muss zerstört werden.
Denn wenn sie erst einmal das Tor kontrollieren, können sie die Geschichte beeinflussen. Und das würde für uns wahrscheinlich den Tod bedeuten."
Sinclair war klar, dass die Schatten auf keinen Fall den Durchgang in ihre Hände bekommen durften. Aber genauso wenig wollte er, dass die Vorlonen ihn kontrollierten. Denn wer wusste schon, was sie damit vorhatten.
Mach zuerst Geschäfte mit dem Teufel, den du kennst und kümmere dich um den Teufel, den du nicht kennst später, dachte Sinclair zynisch. "Und was haben die Vorlonen bis jetzt gegen dieses Gerät der Schatten unternommen?"
"Nichts", sagte Rathenn unbehaglich. "Die Schatten dürfen nichts von der Verbindung zwischen uns und den Vorlonen erfahren. Wir müssen ein Team der Anla'Shok schicken."
"Aber dann erfahren die Schatten doch von der Existenz der Rangers." Sinclair runzelte die Stirn.
Rathenn schüttelte den Kopf. "Wir werden es so aussehen lassen als käme der Angriff von Epsilon III. Die Schatten kennen Draals Kräfte nicht."
"Das klingt ja alles sehr gut." Sinclair war nicht sehr überzeugt. "Nur haben wir keine Schiffe, die es mit denen der Schatten aufnehmen könnten."
"Es sind keine der großen Schattenschiffe anwesend, weil sie nicht riskieren wollen, in den Durchgang zu geraten, solange er noch nicht gesichert ist", entgegnete Rathenn. "Es sind nur einige der kleinen Kampfflieger dort. Und die sind lange nicht so stark wie die großen Kreuzer."
"Was macht das schon", brummte Sinclair. "Wir haben keine geeigneten Schiffe für eine Mission wie diese."
"Das stimmt so nicht mehr ganz", widersprach Rathenn.
Sinclair sah erfreut auf, als ihm klar wurde, was Rathenn meinte. "Die Weißer Stern Schiffe! Sind sie endlich bereit?"
"Wir haben vier experimentelle Prototypen, Ein-Personenkampfflieger. An ihnen wurde die Technik perfektioniert. Die großen Schiffe befinden sich bereits im Bau. Das erste wird in einigen Wochen fertig sein."
Sinclairs Hoffnungen begannen zu sinken. "Und was nützt uns das dann?"
"Es mögen zwar nur Prototypen sein." Rathenn blickte ihn ruhig an. "Aber sie sind wesentlich wendiger und stärker als alle Schiffe, die Sie kennen. Mit den richtigen Piloten werden wir es bestimmt schaffen."
Sinclair und Cathrene sahen einander an. War das der Grund warum Cathrene bei dieser Besprechung dabei sein sollte?
Sinclairs Befürchtungen bestätigten sich, als Rathenn ihm eine Liste mit Namen gab, die für diesen Auftrag geeignet waren.
"Rekrutin Sakai ist zwar noch in Ausbildung, aber sie hat jahrelange Erfahrung als Pilotin. Außerdem hat sie schon einige Kampferfahrung, im Gegensatz zu vielen unsrer neuen Anla'Shok. Immerhin war sie beinahe zehn Jahre im Militär."
"Ich werde auf jeden Fall mitkommen", sagte Cathrene in einem Tonfall, der von Sinclairs Seite keinen Widerspruch duldete. Sie nickte knapp.
"Für die Dauer des Auftrags wirst du in der freien Zeit von einem der voll ausgebildeten Anla'Shok unterrichtet." Rathenn wirkte zufrieden.
"Also schön", brummte Sinclair verstimmt. Er studierte die Liste. "Ich werde Rhiannon Jennings und Marcus Cole fragen, ob sie diesen Auftrag übernehmen wollen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie mitmachen werden. Und ich werde dann der vierte Pilot sein."
Cathrene war überhaupt nicht überrascht, im Gegensatz zu Rathenn, der fassungslos war.
Nein, erklang Ulkesh synthetische Stimme. Der Pfad ist klar. Weichen Sie nicht von ihm ab.
"Entil'zha darf sein Leben nicht riskieren", stimmte Rathenn zu, als er die Sprache wiedergefunden hatte. "Als Oberhaupt ist Ihr Leben zu wichtig. Sie müssen..."
"...sich hinter den Linien verstecken?" beendete Sinclair den Satz für ihn und sah ihn grimmig an. "Männer und Frauen ausschicken, womöglich sogar in den Tod? Das kommt überhaupt nicht in Frage! Ich werde auf jeden Fall mitgehen. Schließlich bin ich hier der einzige, der Erfahrung mit der Zeitspalte hat."
Ulkesh glitt näher an ihn heran. Wollte er ihn so einschüchtern? Sinclair blieb unbeeindruckt. Er verschränkte die Arme.
Eine Entscheidung muss dem richtigen Weg folgen, sagte Ulkesh. So wie die Sterne es tun. Sie müssen Ihrem Weg folgen.
"Genau das tue ich." Sinclair stämmte nun die Hände in die Hüfte. Er registrierte mit grimmiger Zufriedenheit, dass er den Vorlonen verärgert hatte.
Wählen Sie einen anderen Piloten aus.
"Nein", sagte Sinclair fest. "Aber ich lasse Ihnen die Wahl: Entweder führe ich die Mission an, oder Sie erledigen diesen Auftrag selbst."
Es kam keine Antwort.
Das hieß für Sinclair, dass die Vorlonen nicht bereit waren, ihre eigenen Schiff zu schicken. Er nickte bedächtig.
"Und wann müssen wir los?" fragte er Rathenn.
"Schon bald. In zwei Tagen."
"Zwei Tage?" Sinclair war nicht gerade sehr begeistert. "Das ist niemals genug Zeit, um uns in den neuen Kampffliegern zurechtzufinden."
"Es wird nicht so schwer werden." Rathenn hob beruhigend die Hand. "Die Systeme sind ähnlich wie die in den normalen minbarischen Schiffen, mit denen Sie sonst trainiert haben."
Sinclair verzog kurz die Mundwinkel unwillig. "Nun gut, aber wir werden trotzdem einige Testflüge machen."
Rathenn deutete eine Verbeugung an. "Natürlich."


Fortsetzung: Kapitel 44


Jennifer Fausek
30.10.2002
Website von Jennifer Fausek

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