Fernsehfilme
(von Martin Bahmann)
Der Erste Schritt / In The Beginning
4. Januar 1998 (USA), 5. April 1999 (D)
Regie führte Mike Vejar, das Drehbuch stammt - wie kann es anders sein - von J. Michael Straczynski
selbst. Außerdem gibt es eine empfehlenswerte Buchversion von Peter David und einen extra
Soundtrack von Christopher Franke zu dem Film.
Der Erste Schritt ist anerkanntermaßen der beste der bisher gedrehten TV-Filme. Vielen Aspekten, die
in den 5 Staffeln der Serie angedeutet oder nur mit einzelnen Szenen gezeigt wurden, wird hier die
notwendige Aufmerksamkeit gewidmet.
In dem Buch zum Film wird das Omega-Ereignis erwähnt, welches zu dem schlechten Ruf von
Captain Jankowski führte. Im Film erwähnt Sheridan lediglich die seiner Ansicht nach mangelhafte
Eignung von Jankoski bei Erstkontaktsituationen.
Er griff ungerechtfertigter Weise ein Dilgar-Schiff an was wiederum zur Beteiligung der Erde an dem
Krieg mit den Dilgar führte.
Im Film reichten 2 Nuklearwaffen aus um ein so großes Schlachtschiff wie den Schwarzen Stern zu
zerstören. Entweder war dies nur Zufall (Sorglosigkeit der Minbari und deaktivierte Schilde) oder dies
ist ein logischer Fehler von JMS. Denn was hätte die Erdallianz sonst daran gehindert, kleine und
wendige Starfuries damit auszustatten und quasi ferngesteuert als Kamikazeflieger Minbarischiffe
angreifen zu lassen? Gerade bei den Szenen der "Battle of the Line", dem Endkampf im Erdorbit, sieht
man Starfuries sehr nahe an Minbarischlachtschiffe herankommen.
Lennon und Sheridan treffen sich auf einer kleinen Welt im Epsilonsystem, laut Buch eine verlassene
Drazikolonie. Die spätere Station Babylon 5 umkreist den Planeten Epsilon 3 so dass man annehmen
kann, das es hier einen Bezug gibt. Das verwundert aber auch nicht allzu sehr da Babylon 5 bewusst
in neutralem Raum angesiedelt wurde und ein geheimes Treffen verfeindeter Parteien genau dort
auch am meisten Sinn macht.
Delenn wusste sofort um die Bedeutung der Ereignisse, als das Triluminarium bei Sinclair reagierte.
Ihr war klar, dass Sinclair Valens Seele besaß. Warum brauchte sie so lange (von den Ereignissen
während "Der erste Schritt" bis zu "Das Traumorakel), fast 14 Jahre später!), sich zu erinnern, dass
das Triluminarium auch bei ihr aufleuchtete und sie demnach auch Valens Seele in sich trägt?
Nicht im Film aufgegriffen wurden die Seelenjäger, die ja zu Dukhats Tod erschienen. Dies wurde von
Delenn ganz zu Anfang ("Der Seelenjäger") erwähnt und auch bei "Das Traumorakel" gezeigt.
Die Centaurikinder, denen der gealterte Imperator Londo Mollari die Geschichte erzählt, sind laut der
Buchversion mit Urza Jaddo verwandt, den Londo in "Duell unter Freunden" tötete. Er versprach dort,
sich um seine Verwandten zu kümmern.
2 kleinere Logik- bzw. Anschlussfehler:
Auf der Brücke der zerstörten Lexington schwebte Blut durch den Raum, da es bei diesem alten
Kreuzer keine Gravitation gab (das Rotationssegment fehlte). Trotzdem läuft einem anderen
Besatzungmitglied das Blut an dem Gesicht herunter was in der Schwerelosigkeit nicht passieren
dürfte.
Sheridans Rangabzeichen baumelt bei den Szenen auf dem Minbarikreuzer einmal lose herunter, ein
anderes Mal haftet es wieder fest an der Uniform.
Auf einer Seite von Randomhouse kann man die ersten Seiten des Buches von Peter
David probelesen.
Noch ein paar Sätze von JMS zum Film...
Gewohnte Straczynskische Bescheidenheit:
"... während Thirdspace ziemlich cool ist, ist ‚In the Beginning' das Beste, was wir je gemacht
haben. Auf jedem Gebiet: Schauspiel, Drehbuch, Regie, Bühnenbilder, Kostüme... alles. Das steht
Hugo einmal quer drüber."
("In the Beginning" hat keinen Hugo gewonnen!)
Auf die Frage der Kosten...
"...Wenn ‚es' die Serie meint, so lag jede Episode bei unter 900 Tausend Dollar. Wenn "es" ItB
meint, der kostete etwas unter 3 Millionen Kröten."
Frage: Wird ItB einige der Geheimnisse der ersten Staffel spoilern?
"Das ist eine interessante Frage. Als ich mich hinsetzte, um In the Beginning zu schreiben, dachte
ich mir, ich sollte es im großen Rahmen sehen. Würde die Lücke in Sinclairs Gedächtnis das gleiche
Geheimnis sein, wie in der ersten Staffel oder ab dann irgendwie etwas bekanntes? Wenn ja, will man
mit dem Geheimnis arbeiten oder erzählen, was wirklich geschah? Ich dachte mir, okay, lass uns
letzteres nehmen... lass das Publikum alles wissen (das meiste wissen viele jetzt ohnehin) und zeige
die Hintergründe mit den Charakteren, die in der ersten Staffel noch nicht bekannt waren. Ich nahm
mir die griechische Tragödie zum Vorbild und ItB fungiert mehr oder weniger wie ein griechischer
Chor, der die Dinge vorbereitet.
Wenn man es streng mystisch liebt, sollte man ItB lieber nicht zu nahe kommen... aber offen gesagt,
wenn ich jemanden an B5 heranführen wollte, würde ich definitiv gerne mit ItB anfangen, weil es die
Gesamtgeschichte auf wunderschöne Art und Weise umfängt."
Hattest Du nicht versprochen keine niedlichen Kinder oder Roboter?
„Hallo... jemand zu Hause...? Ich habe das immer auf die STAMMSCHAUSPIELER UND
WIEDERKEHRENDEN ROLLEN bezogen. Jedes Mal, wenn ein Kind in der Serie auftritt, und das
passiert ein paar Mal, wirft mir das jemand an den Kopf, ohne daran zu denken, dass sich das auf
Stammrollen/Wiederkehrende Auftritte bezieht, wie Wesleys und die Roboter aus Buck Rodgers."
Dank "Der erste Schritt erfahren wir auch einiges aus JMS´ Mund über die Vorlonen und besonders
über Kosh/Ulkesh:
"Nein, ich würde nicht behaupten, sie seien Freunde. Sie haben einen gewissen Respekt für
einander, aber Ulkesh hat Kosh schon immer für weich gehalten und Kosh hat immer befürchtet,
Ulkesh wäre gefährlich. Auf ihre Art hatten sie beide Recht.
Kosh und Ulkesh waren gegensätzliche Charaktere, wo Ulkesh der wesentlich militantere der beiden
war, sehr isoliert, während Kosh der Neugierige war, interessiert an den neuen Rassen und eher
bereit, über sich hinauszuwachsen (mit teilweise unglücklichen Ergebnissen). Kosh fürchtet sich
immer vor dem, was Ulkesh ohne seine beschwichtigende Präsenz machen würde... und war
schließlich der, der ihn töten musste, um den jungen Rassen zu gestatten, einen Schritt nach vorne zu
machen."
Das Tor zur dritten Dimension / Thirdspace
19. Juli 1998 (USA), 4. November 1999 (D, Video)
Das Drehbuch stammt auch hier von J. Michael Straczynski, Regie führte diesmal Jesus Treviño.
Eine Romanversion ist ebenfalls erhältlich und stammt von Peter David. "Das Tor zur 3. Dimension"
war der erste der B5-Filme, der gedreht wurde und spielt nach dem Schattenkrieg, aber vor der
Kriegserklärung der Erde. Eine Einordnung zwischen "Das dritte Zeitalter" und "Im Kreis des
Sternenfeuers" dürfte damit am wahrscheinlichsten sein.
Shari Belafonte, die Tochter des bekannten Sängers Harry Belafonte, hat eine Gastrolle als Dr. Trent
von IPX.
Der Film wurde im Vorfeld von JMS als eine Hommage an H.P. Lovecraft angekündigt. Lovecraft ist
bekannt für seine Geschichten aus dem Bereich des Phantastischen Horrors. Von ihm stammt auch
das Konzept der "Großen Alten", mächtige Wesen, die bereits lange vor dem Beginn der Menschheit
aktiv waren und immer noch im Verborgenen bzw. fremden Welten/Dimensionen lauern.
Lyta sagt, dass sie von den Vorlonen nicht nur Instruktionen und Wissen über diesen Vorfall
implantiert bekam, sondern noch von vielen anderen Fehlern. JMS hat sich hier wahrscheinlich eine
kleine Hintertür aufgelassen um diese Thematik in weiteren Filmen, Episoden oder Romane einbauen
zu können.
Die Schiffe der Aliens sahen vom Design her den vorlonischen Schiffen ähnlich. Da wir durch Lyta ja
wissen, dass bei der ersten Inbetriebnahme des Tores auch Vorlonen von den Aliens beeinflusst und
auf die andere Seite gezogen wurden, könnte es sich hier um uralte Vorlonenschiffe handeln.
Warum hat Sheridan nicht Draal und die große Maschine um Hilfe gebeten? Anhand der Tatsache,
dass sogar die Vorlonen auf dem Höhepunkt ihrer Macht größte Probleme mit dem Gegner gehabt
haben, lässt sich ja die Stärke der Aliens gut definieren. In diesem Falle hat Sheridan äußerst
unverantwortlich und wenig vorausschauend gehandelt.
"Das Tor zur 3. Dimension" weist mit 27 von 94 Minuten GCI nach Produzent George Johnsen mehr
neue Spezialeffekte auf als die komplette erste Staffel zusammengenommen. Wayne Barlowe, ein
bekannter Science-Fiction Illustrator (Autor von "Barlowe's Guide to Extraterrestrials"), entwarf das
Artefakt.
JMS & Co. haben sich bei diesem Film einen ziemlich heftigen wissenschaftlichen Fehler
geleistet: Dr. Trent bestimmt das Alter des Artefakts per C14-Methode (Karbondatierungsmethode) auf
über 1 Million Jahre. Diese Methode gibt es wirklich und dient zur Bestimmung des Alters von
organischem Material anhand der Zerfallsrate von C-14 (radioaktives Kohlenstoff-Isotop) im
Organismus. Erstens ist es höchst unklar, ob das Artefakt organischer Natur ist, zweitens fehlen
verwendbare Vergleichsreferenzen (C-14 in der Atmosphäre der Erde) zur genauen bestimmung und
drittens funktioniert diese Methode nur bis zu einem Alter von +/- 50.000 Jahren. Danach ist alles C-14
im Organismus zerfallen.
Da die C-14 Methode eigentlich sehr bekannt ist und häufig angewendet wird, hätte hier jemand vom
Beratungsstab JMS auf den Fehler hinweisen müssen.
Ein B5-Fan fragte JMS 1998 - offensichtlich etwas ungeschickt - warum er so etwas wie Thirdspace
gemacht hat. Hier JMS' ausführliche Antwort, in der er sich anscheinend einiges von der Seele
schrieb:
"Okay, Du willst eine Antwort? Ich habe eine Antwort für dich
Weil ich glaube, das ich es mag.
Weil ich 5 Jahre lang daran gearbeitet habe, dunkle und angsteinflössende Geschichten zu erzählen
und ich wollte mal eine Geschichte nur zum Spaß machen.
Weil Ich ein großer Fan der Ctulhu-Mythos Geschichten von H. P. Lovecraft, August Derleth, Clark
Ashton Smith und Lord Dunsany bin und in meinem ganzen Leben schon wollte ich mal alles stehen
und liegen lassen und so etwas in dieser Art machen.
Weil ich noch nie so eine Geschichte für Babylon 5 gemacht habe und ich wollte mal neue Sachen
ausprobieren, experimentieren, eine witzige Geschichte machen, eine gruselige Geschichte, eine
high-tech Geschichte.
Und weil eine Show manchmal etwas durchgeschüttelt werden muss.
Vor einer Weile wies mich Neil Gaiman darauf hin, dass das Problem mit einem gewissen Teil des
Fandoms darin liegt, dass sie unsere Arbeit mögen, da sie etwas Anderes ist, aber gleichzeitig keine
Abweichung davon und von dem dulden, was Du in der Vergangenheit gemacht hast. Sie verurteilen
es weil es nicht exakt das ist, was sie erwarten zu bekommen.
Nein, es (Thirdspace, A.d.Ü.) trug nicht viel zum Arc bei was oft eine der Hauptbeschwerden ist (wie
auch hier in dem Fall). Und weiter? Schau, nicht alles was mir oder Dir in diesem Leben wiederfährt ist
Teil eines speziellen Arcs. Ich begann mit der Idee eines 5-jährigen Arcs als ein Werkzeug, welches
mir MEHR Flexibilität beim Geschichtenerzählen und mir als Werkzeug zur Verfügung stehen
sollte...nicht um mich dabei wiederzufinden wie man mir sagt, dass, wenn ich etwas außerhalb dieses
sehr strikten Handlungsbogens mache, dies unsinnig sei und nicht gemacht werden sollte.
Es (Thirdspace) war als leichte Unterhaltung, platziert im B5-Universum gedacht, nicht mehr und nicht
weniger. Das sollte der Sinn und Zweck der Filme sein, hart für und an dem Arc zu arbeiten und auch
einfache, nur wenig Arcbezogene Sachen zu machen und auch einiges zu tun, was total
selbstbezogen ist....anspruchsvolle Geschichten, leichte Geschichten um die Freiheit zu erhalten, im
B5-Universum zu spielen.
Und deshalb habe ich das Ding geschrieben.
Und die Zuschauerquoten waren hervorragend, nahmen von Viertelstunde zu Viertelstunde zu und ich
habe mehr positive e-mails von Leuten bekommen, welche die Show noch nie zuvor gesehen haben,
als jemals zuvor. Weil Du die Show nicht zu kennen brauchst um dich zurückzulehnen und diesen
Film zu genießen.
Nicht alles sollte von Dir eine massive Anstrengung verlangen, um es zu sehen, nicht alles muss für
den Arc Bedeutung haben, nicht alles muss sich um Angst und Bedrohung drehen.
Ich habe diesen Film nur zum Spaß geschrieben.
Wenn Du ihn nicht magst, OK; aber zu sagen, dass er nicht hätte geschrieben werden sollen und
dass er irgendwie nicht zum Arc gehört und er deswegen deiner Ansicht nach nicht existieren
sollte...
Deswegen gibt es so wenig Abweichung bei den Star Trek Shows. Das Studio hat festgestellt, dass es
eine immer schmaler werdende Definition dafür gibt, was eine Star Trek Story ausmacht...und mit der
Zeit wird diese Definition derart reduziert, dass Du nicht mehr sehr viel Neues damit machen
kannst.
Was zur Hölle hat man davon, eine eigene Show zu HABEN wenn Du nicht von Zeit zu Zeit hingehst
und eine Story machst, komplett in sich abgeschlossen, nur zum Spaß, nur für dich selbst? Wenn
keiner danach zuschaut, dann hast Du ein Problem...aber Tatsache ist, dass dieser Film die
fünfthöchste Zuschauerquote für Kabelfilme in dieser Woche hatte, und so - zum Donnerwetter -
haben ihn wohl eine ganze Menge anderer Leute auch gemocht.
Ich verteidige den Film nicht weil es da nichts zu verteidigen gibt. Für mich war er erfolgreich, kreativ
und er war in Sachen Zuschauerquote erfolgreich für TNT, wir haben einige neue Techniken und CGI
getestet und ich habe mir den jahrelangen Wunsch erfüllt, mit einer Story in der Art der Großen Alten
bzw. der Lovecraftschen Tradition zu spielen.
Werde damit fertig.
Vielleicht würdest Du die Definition für das B5-Universum so eng setzen, dass es so etwas nicht
geben könnte...aber ich habe kein Interesse, so etwas zu tun.
In dem Moment wo Du die Fähigkeit verlierst, etwas an dem Format zu verändern, daran zu spielen,
beliebige Dinge zu tun nur weil sie dir Spaß machen...könntest Du dich in einem hübschen
Leichentuch eingewickelt wiederfinden weil, kreativ gesehen bist Du tot."
(Ob sich der arme Fragesteller hinterher vor Scham aus einer im Hyperraum fliegenden White Star
stürzte, ist uns leider nicht bekannt :-))
Der Fluss der Seelen / River of Souls
08. November 1998 (USA), 11. November 1999 (D, Video)
Drehbuch, wie könnte es anders sein, von J. Michael Straczynski. Regie führte diesmal Janet Greek.
Die Buchversion zu River of Souls stammt von Yvonne Navarro, wurde aber wegen offensichtlich
mangelnder Qualität von JMS nicht freigegeben. JMS bemängelte, dass zuviel "Füllmaterial", welches
nur bedingt mit der eigentlichen Story zu tun hatte, verwendet wurde und forderte dessen
Herausnahme. Nachdem danach nur 2/3 des Buches übrig blieben, sollte Fiona Avery als
Mitarbeiterin des Drehbuchteams mit ihrer langjährigen Erfahrung mit einer sogenannten B-Story
aushelfen. Trotz Mitarbeit von Fiona Avery konnten sich letztendlich Autorin, Del Rey als Verlag und
JMS nicht richtig einigen und das Projekt starb eines stillen Todes....
"Der Fluss der Seelen" spielt ungefähr im Juni 2263.
Beide Handlungsstränge weisen Ähnlichkeiten auf: der Bordellbesitzer und die Seelenjäger
entnehmen ohne Einverständnis einen Teil einer Persönlichkeit und nutzen das Abbild für ihre
eigenen Zwecke. Auch zwischen "Ein unheimlicher Fund" und "Das Tor zur dritten Dimension" gibt es
gemeinsame Handlungselemente:
Ein uraltes Artefakt wird von dem typischen halbverrückt-ehrgeizigen Wissenschaftler nach Babylon 5
gebracht und aktiviert. Dies hat diverse Tode und gefährliche Situationen für die Station zur Folge. Die
Artefakte stammen jeweils von mächtigen Rassen, die wenig Rücksichten auf ihre damaligen/jetzigen
zeitgenossen nahmen.
JMS zu Budget und Schauspieler:
"Da wir nur $ 3 Millionen haben um diese Filme zu machen, müssen wir die Schauspieler
abwechselnd einsetzen, weil wir es uns nicht leisten können, alle in jedem dabei zu haben. Bruce und
Mira waren im ersten, also gaben wir Tracy eine Chance und nahmen Jerry, wie auch Corvin (sein
erster Auftritt), Zack und Franklin dazu."
Waffenbrüder / A Call to Arms
3. Januar 1999 (USA), 15. November 1999 (D, Video)
Das Drehbuch stammt von J. Michael Straczynski, Regie führte B5-Veteran Mike Vejar und die
Romanadaption stammt diesmal von Robert Sheckley und ist sehr empfehlenswert!
Der Film "Waffenbrüder" ist nicht, wie oft fälschlich behauptet wird, der Pilotfilm zu "Crusade" sondern
stellt lediglich den Übergang von der originalen Serie Babylon 5 zu "Crusade" dar. JMS wollte damit
bei den Stammzuschauern wie auch bei Neuzugängen das Terrain für "Crusade" vorbereiten.
In dem Film erfahren wir, dass der Telepathenkrieg zwischen 2262 und 2267 stattgefunden hat.
Ein Teil der Gesellschaft der Technomagier bildet eine scheinbar elitäre Gruppe, der "Kreis". Galen ist
ein Schüler Elrics und hat - wie so viele Hauptpersonen von Babylon 5 - Probleme mit Autorität und
Establishment. Sehr viel mehr zu den Technomagiern erfährt man in der Technomagier-Trilogie von
Jeanne Cavelos, deren erster Band in Kürze hier besprochen wird.
Draal und seine Große Maschine wären eigentlich ein logischer Startpunkt für die Suche nach einem
Heilmittel gegen die Seuche. Hier steht sich JMS in Sachen Logik mit seinem "Deus ex machina"-
Problem selbst im Weg (JMS ließ bewusst ab der 3. Staffel Draal und seine Maschine in der
Versenkung verschwinden um auftretende Probleme in der Handlung nicht immer ohne größeren
Aufwand von Draal lösen lassen zu können!)
JMS äußerte sich im usenet ausgiebig über den Film, insbesondere auch über die sehr umstrittene
neue Musik von Evan Chen. Lassen wir ihn selbst zu Wort kommen:
"Ich vermute, wir hätten auf der sicheren Seite und Chris bleiben, oder eine nette, sichere,
summende Musik im Stile von Voyager nehmen können, die man nicht einmal bemerkt, aber wir
wollen darauf ankommen lassen und das heißt, einige Leute werden mögen was man tut, und andere
nicht.
Einige mögen es nicht, weil es anders ist. Neil Gaiman sagte mir, eine Menge Fans jeder Couleur,
eingeschlossen seine eigenen, sagen, sie wollen etwas Neues und herausforderndes, etwas das
Risiken eingeht... aber wenn sie den Klang des Risikos nicht mögen, dann geben sie dir die Schuld,
du hättest es falsch angefangen... und sie wollen, dass das nächste, was du machst, genauso wird
wie das letzte, was du gemacht hattest.
Ich kann nicht mehr zählen, wie viele Leute gesagt haben: "Warum kannst Du nicht Musik im Stil von
John Williams machen, anstatt diesem Zeugs?" Weil es schon gemacht wurde. Es ist ein Klischee
und, bei Gott, wir werden über das, was "erwartet" wird, hinausgehen, um neue Sachen
auszuprobieren. Was soll das sonst alles bringen?
Natürlich haben wir das alles schon einmal durchgemacht. Ich meine mich zu erinnern, dass sich eine
Menge Leute beklagt haben, als Christopher Franke den neuen Soundtrack für den Pilotfilm gemacht
hat. Ohne Zweifel sind eine Menge derer, die jetzt am lautesten schreien, genau die gleichen sind, die
sich über Franke beschwerten, als er anfing."
Über letzteres kann ich nichts sagen, aber erstes kann ich bestätigen. Und das ist etwas, warum ich
mir wünsche, die Antworten der Zuschauer würden genauso penibel aufgezeichnet, wie meine
eigenen. Als wir Chris an Bord brachten, um Stewart Copeland zu ersetzen... du wirst nicht *glauben*,
wie viele e-mails ich von Leuten bekam, die mir rieten, ihn einzustampfen, zu feuern. Viele nannten es
"europäischen Techno-Müll". "Er benutzt Geräusche und Krach statt Musik." beschwerten sich die
Leute (Was er hauptsächlich in den ersten beiden Staffeln gemacht hat.) und sagten: "es sei
ablenkend und nicht angemessen. Schmeiß ihn raus."
Aber wir haben's nicht getan. Ich empfahl den Leuten, ihm Zeit zu geben, sich in die Serie
hineinzuarbeiten und auf der anderen Seite sich selbst Zeit zu geben, sich mit einem anderen
Klangbild, als dem was sie erwartet hatten, anzufreunden. ("Ich denke, Sie konnten es sich nicht
leisten, einen richtigen Komponisten zu engagieren, wie das bei TNG gemacht wird." war eine andere
beliebte Zeile.)
Evan ist nicht Chris; weder soll er, noch muss er so sein. Er ist ein brillanter, talentierter
Komponist. Dies ist sein erster Versuch in einer dramatischen Serie und er gewöhnt sich ein. (Wie
sich Chris eingewöhnt hat.) Ich glaube, die Leute werden zu dem, was er bei Crusade macht, genauso
loyal sein, wie zu dem, was Chris für B5 gemacht hat. Er ist ein klassisch ausgebildeter Komponist,
der alles aufgegeben hat, um Jazz bei einigen der besten Jazzleuten von Chicago zu studieren... der,
um sich selbst zu unterstützen, Teller gewaschen hat, als er einer der Besten auf seinem Gebiet in
China war... weil er Musik liebt und gerne experimentiert.
Im Verlauf von Crusade werden wir Orte sehen, die wir noch nie zuvor gesehen haben... und dank
Evan werden wir Dinge hören, die wir nie zuvor gehört haben. Er ist ein bemerkenswertes,
einzigartiges, frisches Talent und ich stehe 100% hinter ihm.
Und diejenigen, die sagen, sie seien Fans von Chris Franke, sollten es sich zweimal überlegen, bevor
sie ihm das antun, was so viele unhöfliche Leute Chris angetan haben, als der gerade an Bord
gekommen war.
Es zeigt einem irgendwie, wie dünn doch die Decke des Vertrauens ist... man denkt, nun, nach fünf
Jahren B5, würden die Leute nachdenken, es locker angehen lassen und jemandem eine Chance
geben, annehmen, dass das schon einen Sinn hat, statt gleich loszubrüllen, ich sei ein Idiot, weil ich
nicht die Musik gewählt habe, die sie sich erhofft hatten.
Am interessantesten und irgendwie auch am ärgerlichsten ist die Anzahl der Postings, die ich die
letzten Tage gesehen habe, wo Leute, die sich CTA noch mal angesehen haben, sagen: "Beim
zweiten Ansehen hat mich die Musik gar nicht mehr so gestört und an manchen Stellen gefällt sie mir
sogar irgendwie." Vielleicht hätten sie nicht so schnell mit Urteil und Verdammnis sein sollen.
Andere Kommentare die ich gesehen habe, reichten im wesentlichen von er sollte umgebracht werden
(im wahrsten Sinne des Wortes, jemand schlug vor, ihm eine Pistole an den Kopf zu halten und
abzudrücken) bis zu einigen sehr xenophobischen Äußerungen über seine asiatische
Herkunft, die das Problem mit dieser Art von Musik sei... sie haben nicht mal in Erwägung
gezogen, sich das noch mal anzusehen.
Genaugenommen ist Chris Franke sogar so beeindruckt von Chan - der noch nie zuvor die Musik zu
einer Fernsehserie geschrieben hatte, hier seinen ersten Versuch hatte und sehr viel Potential gezeigt
hat, worüber wir sehr glücklich sind - dass er Chens Filmmusik zu CtA und weiteren Episoden unter
seinem eigenen Label herausgeben wird.
"Nur mal als Denkanstoß: manchmal verwischen Musik und Soundeffekte - was ist eine
Waffenentladung/-treffer, oder eine Percussion-Note?
Die Frage eines Fans, die IMHO mehr als berechtigt ist:
"Waren die wiederholten schlagenden/knirschenden Geräusche am Ende des Kampfes
Hintergrundmusik oder das Geräusch der Klappen der Drakhschiffe, die sich öffneten und die Biowaffe
zu versprühen? Außerdem hatte ich hin und wieder den Eindruck, die Musik sei zu laut
abgemischt."
"Ersteres ist allgemein ein Problem bei Actionfilmen. Das meiste der wirklich interessanten Musik
findet im Hintergrund statt, in den tieferen Frequenzen. Allerdings finden sich im unteren
Frequenzbereich auch Explosionen, Zusammenstöße, Knirschen, Knalls und sowas in der Art...ergo
vermischt sich das hin und wieder ein wenig. Man versucht, das eine oder das andere soweit
herauszuarbeiten, wie man kann, aber manchmal überlagert sich beides und der Track wird etwas
verschwommen.
Und in Sachen laut abmischen... stimmt, das halte ich bei B5 im allgemeinen so. Ich mag meine Musik
laut.
Ich mag die Musik. Ich mag ihre Schärfe. Ich würde diesen speziellen Stil nicht ständig einsetzen, weil
ich denke, sowas nutzt sich nach einer Weile ab, aber für diesen Film war es genau richtig. Für die
Serie komponiert er mehr thematische Sachen, versucht aber weiterhin, verschiedene Stilrichtungen,
einschließlich chinesischen Tonleitern und Elementen, die eine Episode schwungvoll und exotisch
machen.
Ich plane die Musik für alles, von den Filmen bis zu den Episoden. Das bedeutet, ich setze mich mit
dem Komponisten hin und sage: "Musik ein bei 1:07:13 (eine Minute, sieben Sekunden, 13. Bild),
Ende bei 2:23:18". Als wir am Pilotfilm gearbeitet haben, war ich mir nicht ganz sicher, wieviel Musik
von Nöten ist, da ich das noch nie zuvor gemacht hatte, dadurch wurde es etwas trockener als es
hätte sein sollen.
Im Falle von CtA wusste ich, dass wir später noch die volle Palette Musik haben würden, also ließ ich
es am Anfang etwas ruhiger angehen, sonst bringt man viel zu viel unter und überlastet den
Komponisten. River war auch am Anfang etwas sparsamer."
Soweit die X-Akten zu den 4 TV-Filmen. Der fünfte wird ja in Kürze ausgestrahlt und
dafür machte Christopher Franke wieder die Musik.
Die X-Akten zu Babylon 5 wurden von Martin Bahmann unter Mitnutzung
und mit freundlicher Genehmigung des Deutschen Lurkers Guide verfaßt.
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