36 Stunden: ISN-Special am 16. September 2259 mit Cynthia Torqueman
"In den rund zweihundert Jahren, in denen der Mensch ins Weltall vorgedrungen
ist, haben wir Außenposten und Kolonien auf mehr als zwei Duzend
Welten in vierzehn Sonnensystemen gegründet. Von all den entfernten
Außenposten hat nur die Mars-Kolonie, wo versprengte Separatistengruppen
versuchen mit Terrorakten die erdloyale Mehrheit einzuschüchtern,
mehr Kontroversen ausgelöst, als die bekannte Raumstation Babylon
5. - Mitten im Weltraum, in der Nähe von Epsilon Eridani, errichtet
und zum neutralen Territorium erklärt, ist Babylon 5 zum Zentrum und
zum Vorzeigeobjekt der Erdallianz geworden. Ein Treffpunkt für Diplomaten
und eine Basis für Forschung und innovative Weltraumtechnik. Seit
der viel beachteten Inbetriebnahme vor drei Jahren zeigen Umfragen eine
ständig wachsende Unzufriedenheit mit dem finanziellen und auch zeitlichen
Aufwand, den diese Weltraumgemeinde erfordert."
Beim Anflug des ISN-Teams im Erd-Raumschiff "Hayerdahl" kommt es zu einem Zwischenfall
zwischen einem Narn-Transporter und einem Centauri-Schiff, bei dem das Schiff der Centauri
vom Narn-Schiff zerstört wird.
Die Verwundeten werden auf ein freies Landedeck gebracht, wo sie auf die verschiedenen
Medlabs verteilt werden. Dr. Stephen Franklin, der Leiter der Medlabs und Captain John
Sheridan sind noch nicht zu einer Stellungnahme bereit.
Centauri-Botschafter Londo Mollari sieht in dem Zwischenfall eine Gefahr für die Aufgabe
von Babylon 5, es sei rücksichtslos und unverantwortlich von den Narn ihren Rachefeldzug
nun auch auf neutrales Gebiet auszudehnen. Obwohl die Centauri durch diesen
unprovozierten Akt nun viele Tote und Verwundete zu beklagen hätten,
brächten sie ihren Freunden von Erde auch weiterhin positive Gefühle
entgegen, genau so wie hundert Jahre zuvor als sie die Erde entdeckten.
Botschafter G'Kar vom Narn-Regime will erst nach Rücksprache mit seiner Regierung zu einer
Erklärung bereit sein. Das Centauri-Schiff soll kein Frachter sondern ein Waffentransporter
gewesen sein, der Massenvernichtungswaffen transportierte.
"Fast zweihundertfünfzigtausend Menschen und Außerirdische
befinden sich auf Babylon 5. Während die meisten nur auf der Durchreise
zu anderen Welten sind, gibt es auch viele, die hier ständig leben
und Arbeiten. Was für Lebewesen sind es, die sagen können: Dieser
Ort hier ist mein Zuhause."
Eduardo Delvientos, Supervisor Landedeck: "Naja, es ist ein Job. Ich
habe schon an schlimmeren Orten gearbeitet, es kann manchmal ganz schön
verrückt werden. Es gibt Tage da starten und landen hier bis zu sechzig
Schiffe und jeder Kapitän sagt, seine Fracht wäre wichtig und
müßte bevorzugt werden. - Im letzten Jahr gab es einige Probleme,
man wollte uns das Budget kürzen. Naja, es ist immer das Gleiche,
aber das haben wir schon wieder vergessen, wenn's weiter gehen soll, muß
man eine Lösung finden."
Zweiter Lieutenant David Corwin: "Ich würde sagen, alles in allem
herrscht hier eine gute Arbeitsatmosphäre und man kann außerdem
eine Menge lernen. Ich habe viele Erfahrungen gesammelt. - Hier herrscht
eine ruhige und entspannte Atmosphäre, ich habe noch nie erlebt, daß
jemand wütend geworden ist."
Captain John J. Sheridan, Träger des Silbernen Sterns für
Tapferkeit im Krieg gegen die Minbari: "Ich zitiere gerne eine klassischen
Satz: Man muß nicht verrückt sein, um hier zu arbeiten, aber
es hilft. - Es ist von einer gewissen Faszination hier draußen im
All zu sein, gewissermaßen ein Neuland."
Dr. Stephen Franklin, Spezialgebiet: Biologie außerirdischer
Völker: "Diejenigen , die die Erde niemals verlassen haben, können
eins nicht verstehen: Wie gefährlich der Weltraum manchmal ist. Die
Wenigsten sind sich der Tatsache bewußt, daß man im Vakuum
nicht sofort stirbt."
Senator Ronald Quantrell, Vorsitzender des Senatsausschusses zur Kontrolle
von Babylon 5, ist sich sicher, als die Station entstand, einem guten Zweck
dienen sollte, den Frieden zu sichern. Inzwischen aber sei die militärische
Schlagkraft wieder aufgebaut worden und sei sogar größer als
vier Jahre zuvor, heute würde ein Konflikt mit den Minbari möglicherweise
anders ausgehen. Auch wenn die Station viel Geld verschlinge repräsentiere
sie die Menschheit und diene dem interstellaren Handel.
"Wer sind die Menschen, die Babylon 5 leiten und wieso sind sie hier? Was erhoffen sie sich
von ihrer Tätigkeit?"
Commander Susan Ivanova: "Ich wurde im Gebiet des Russischen Konsortiums geboren, aber auf
Schulen im Ausland ausgebildet. Ich spezialisierte mich auf Raumfahrttechnik. Nachdem mein
Bruder im Krieg gefallen war, glaubte ich, ich müßte fortsetzen, was er begonnen hatte;
allerdings bevor ich aktiv werden konnte, war der Krieg glücklicherweise zu Ende."
Sicherheitschef Michael Garibaldi: "Was ich mir erhoffe? Ich hoffe, daß ich, nachdem dieses
Interview gesendet wurde, nicht gefeuert werde. Um ehrlich zu sein: Ich kann ihre Frage
nicht beantworten, da ich die Erfahrung gemacht habe, daß das, was ich mir erhoffe, meistens
nicht eintritt. - Naja, es gibt jeden Tag kleine Hoffnungen. Morgens, wenn ich aufstehe,
hoffe ich, daß nicht allzu viel passieren wird. Ich würde mich nämlich gern mal zwölf
Stunden ununterbrochen richtig langweilen. Und natürlich hoffe ich auch, daß ich eines
schönen Tages erkennen kann, daß all das, was wir in den Jahren an Schwierigkeiten
durchgemacht haben, einen Sinn ergibt."
Botschafterin Delenn von der Minbari-Föderation: "Er ist der siebente Planet unserer
Sonne, fast ein Viertel der Oberfläche meiner Welt ist vom Eis des Nordpols bedeckt. Da
Minbar riesige kristalline Vorkommen besitzt, wurden viele unserer Städte direkt in die
Kristallformationen hineingebaut." Auf ihr jetziges Aussehen angesprochen, meinte sie,
es solle der Völkerverständigung dienen. Aber ist ihr Aussehen nicht eine Beleidigung
für die Familien der über einhunderttausend Menschen, die im Krieg gegen die Minbari
gefallen sind ? Wie kann sie auf etwas Anspruch erheben, daß ihr nicht zusteht ?
In der Ratsversammlung von Babylon 5 mit der Liga der blockfreien Welten
wird der Untersuchungsbericht diskutiert. Es wurde bestätigt, daß
der Centauri-Frachter Massenvernichtungswaffen geladen hatte. Botschafter
G'Kar verlangt, daß weitere Frachter der Centauri im Gebiet von Babylon
5 durchsucht werden.
Centauri-Botschafter Mollari verweigert dies mit der Verletzung der
Hoheitsrechte, auch werde niemand durch das Verladen der Waffen in Gefahr
gebracht. - Zur gleichen Zeit kommt es direkt um die Station zu einer Schlacht
zwischen Centauri- und Narn-Schiffen, die Bewohner der Station werden in
Schutzräume evakuiert. Die Kampfflieger werden gestartet. Captain
Sheridan erteilt den Starfurys Feuererlaubnis, obwohl G'Kar und Londo ihn
davor gewarnt haben, dies als kriegerischen Akt zu bewerten.
Wie kam es zu dem Konflikt zwischen Narn und Centauri?
Aus der Sicht der Narn: Etwa einhundertfünfzig Erdenjahre zuvor
kamen die Centauri auf den Heimatplaneten der Narn. Die darauffolgenden
einhundert Jahren verbrachten die Narn in Knechtschaft. Der Narn-Heimatplanet
lag in strategisch günstiger Lage und bot erhebliche Ressourcen. Die
Narn, die damals hauptsächlich Landwirtschaft betrieben, waren die
Centauri technisch unterlegen. Botschafter G'Kar ging nach dem Tod seines
Vaters in den Untergrund.
Aus der Sicht der Centauri: Die Centauri zivilisierten die Narn, sie
lehrten sie Recht und Ordnung. Die Centauri wollten nur das Beste für
die Narn, aber die Narn dankten es ihnen nicht, so wurde der Planet von
den Centauri verlassen.
Ein Centauri-Schlachtkreuzer erscheint aus dem Hyperraum und bedroht
die Station. Londo Mollari fordert die Herausgabe der Frachtschiffe und
deren Fracht. Nachdem eine Unterredung mit den Narn und den Centauri zu
keinem Ergebnis kommt, erscheint noch ein Narn-Kriegsschiff und eröffnet
sofort das Feuer auf das Schiff der Centauri, das zerstört wird, aber
auch das Narn-Schiff kann nicht mehr in den Hyperraum springen, nachdem
der Fusionsreaktor getroffen wurde, es explodiert.
"In nur sechsunddreißig Stunden sind schreckliche Dinge auf der
Station geschehen, ist sie das wert?"
Sicherheitschef Garibaldi: "Hundertprozentig ! Sicher, wenn solche Situationen
entstehen müssen wir sehr vorsichtig sein. Unsere Untersuchung hat
ergeben, die Centauri-Schiffe hatten Massenvernichtungswaffen geladen,
sie sollten außerhalb der Station umgeladen werden und dann zur Front
gebracht werden. Jetzt, wo wir das wissen, sorgen wir dafür, daß
es nicht mehr passiert. Wir lernen, das machen Menschen nun mal."
Botschafter Londo Mollari: "Wenn wir Mißverständnisse außer
acht lassen, sage ich: ja ! Dieser Ort ist jede Anstrengung wert und es
bedarf in Zukunft noch größerer Anstrengung, damit die Verständigung
unter den Völkern funktioniert. Vielleicht gelingt es uns dann auch
solche tragischen Vorkommnisse, wie diese Auseinandersetzung, nicht mehr
geschehen zu lassen. Der gewalttätige Angriff der Narn ist natürlich
keine adäquate Antwort auf den friedlichen Protest meiner Regierung.
Wer weiß, mit der Hilfe der Erdregierung schaffen wir es vielleicht
die Narn davon abzuhalten in Zukunft ähnliche schreckliche Fehler
zu begehen."
Botschafter G'Kar: "Ich weiß es nicht mehr !"
Commander Ivanova: "Ja !"
Botschafterin Delenn: "Ja, selbstverständlich. Schon weil es keinem
noch einmal gelingen würde, einen Ort wie diesen zu schaffen. Die
Menschen besitzen eine einzigartige Fähigkeit: Sie bilden Gemeinschaften.
Würden die Narn oder die Centauri oder sonst wer so eine Station konstruieren,
dann gäbe es für andere Völker keinen Zutritt, aber überall
da, wo die Menschen sind, werden immer Gemeinschaften gebildet, Gemeinschaften,
die manchmal sogar Feinde einigen. Dies ist eine große Gabe, die
eine große Verantwortung mit sich bringt und ich glaube, der kann
man sich einfach nicht entziehen."
Senator Quantrell: "Ich schätze, wir werden abwarten müssen."
Dr. Franklin: "Wenn wir jetzt nicht hier wären, wäre die Hälfte
der Leute in diesem Raum tot."
Delvientos: "Was soll diese Frage ? Ich muß irgendwann mal Rente
kriegen, oder ?"
Captain Sheridan: "Ja ! Babylon 5 ist jede Anstrengung wert ! Die Hauptaufgabe
besteht nicht darin den Frieden zu sichern, sondern Frieden zu schaffen.
Diese Station wurde gebaut in der Hoffnung, daß wir gemeinsam unsere
Probleme lösen können, für eine bessere Zukunft. Und das
ist für mich das einzige, was zählt. In der jüngsten Vergangenheit
wurden wir verunsichert. Verunsichert durch den Tod des Präsidenten,
durch den Krieg und viele andere Dinge. Wenn man ständig stolpert,
blickt man nur noch auf seine Füße, jetzt müssen wir alle
wieder dazu bringen die Augen zu heben und auf den Horizont zu sehen. Wir
müssen uns daran erinnern, was unsere Vorfahren immer sagten: Gib
deinem Leben einen Sinn! Und wir müssen an die denken, die nach uns
kommen werden, für die wir eine Welt schaffen wollen, in der sie leben
können. Wir alle hier haben nicht nur Jobs, mit denen wir Geld verdienen,
wir alle haben eine gemeinsame Aufgabe: die Zukunft, dafür existiert
Babylon 5. Und nur, wenn wir das allen begreiflich machen könne, besteht
die Hoffnung eine bessere Welt zu erschaffen, für uns und für
unsere Kinder." |