1. Panel von Mira Furlan
(von Andrea-Janina Grieskamp)
Unter tosendem Beifall betrat eine kleine, zierliche Frau in Hosenanzug
am Samstagnachmittag die Bühne des Hauptsaales. Mira Furlan bedankte
sich für den Empfang und erzählte, daß sie bereits vor ein paar Jahren
einmal in Deutschland gewesen sei, und sie froh war, in Berlin zu
sein. In letzter Zeit war sie fast ausschließlich nur Mutter. Sie war
auch schon auf einer Convention, und es war schön für sie, mal wieder
mit Andreas (Katsulas) und Bruce (Boxleitner) zu reden.
Unglücklicherweise ist Babylon 5 zu Ende, aber es war eine sehr schöne
Zeit. Sie ist das erste mal in Berlin. Sie hatte ihren Sohn mitgebracht
und dann hatten sie sich auch schon einmal verfahren. Sie wollte noch
etwas mehr von Berlin sehen und auch, was sich schon so alles getan
hat. Viele ihrer Freunde hatten gut, einige aber auch schlecht über
Deutschland gesprochen. Nun wollte sie sich selbst ein Bild davon
machen. Sie stammt zwar aus Jugoslawien, aber ihre Großmutter sprach
Deutsch. Leider hatte Mira wenig Zeit, die deutsche Sprache zu üben.
Die erste Frage galt der Serie "Babylon 5". Leider konnte sie sich nicht
mehr an allzu viele Details der Serie erinnern, aber es war eine
wunderbare Erfahrung für sie. Zu Hause spricht Mira mit ihrem Mann
kroatisch und es bringt sie nach ihrer Aussage manchmal ganz schön
durcheinander, verschiedene Sprachen zu sprechen. Leider war ihr
Deutsch etwas schlechter geworden.
Auf die Frage zu ihrer Maske in Babylon 5 antwortete sie: Anfang wußte
sie nicht, daß sie eine Maske tragen müsse. Sie war sehr unglücklich
damit und dachte, das wäre das Ende ihrer Karriere. Sie dachte erst, es
kann nicht sein, so ganz bedeckt zu sein. Für sie war es schwierig, in
den Spiegel zu sehen. Die Eitelkeit eines Schauspielers war da und sie
mußte ihre Rolle spielen. Die Dreharbeiten fanden Mitten im August
statt und es war unsagbar heiß in Kalifornien. Ihre Haut schmerzte und
sie hatte Angst, die Serie nicht zu überleben *g*. Nach dem Wechsel
der Maske ging es besser. Andreas Katsulas war ihr Idol. Er hat sich nie
über die Maske beklagt. Aber im nachhinein sieht man das anders. Einmal
war es sehr heiß und Katsulas sagte, es wäre wie in seiner alten Heimat
Griechenland, wenn die alten Leute sich einpacken. Man produziert so
viel Schweiß, daß der schon wieder kühlt. Und sie dachte: "oh nein".
Die Arbeit mit der Maske war, wie in einem Rahmen zu sein, aber sie
befreite auch. Man ist jemand anderes, legt man die Maske ab und ist
wieder man selbst.
Vor neun Jahren war sie das letzte Mal in Jugoslawien und war erst vor
kurzem erneut dorthin gefahren, und es war fast wie früher. Es hatte
sich nicht viel verändert. Sie hatte kaum Leute getroffen und keine
Fans gesehen. So wie die anderen, beispielsweise Jerry Doyle, war
Babylon 5 für sie ein guter Job. Es hatte ihr viel Spaß gemacht.
Auf die Frage, welche Szene für sie am schwierigsten war, antwortet sie:
"Ich kann mich nicht erinnern, daß irgendetwas schwierig war. Manchmal
dachte ich, es wäre schon fast zu leicht. Das fünfte Jahr war zu
leicht. Oft konnte ich mich gar nicht richtig konzentrieren."
Die Love-Story Delenn-Sheridan war toll. Viele dachten, was macht man
daraus. Es gab wundervolle Szenen und es war für sie ein schönes
Arbeiten. Babylon 5 hatte so viel Aspekte, es hatte Tiefe und es gab
oft auch kein Happy-End.
Die Frage, ob es für sie einen Unterschied des Lebens in Europa und
Amerika gibt, bejahte Mira. Sie fühlt sich nicht richtig integriert. Es
sei schwer, sich umzustellen. Sie lebt jetzt in ihrem kleinen Haus in
Los Angeles, das ist ihr Heim. Aber in Amerika gibt es das nicht, mal
in Ruhe draußen zu sitzen, wie in Jugoslawien. Es ist immer alles
schnell und hektisch. Sie fühlt sich da mehr zwischen den Welten. "Man
hat von sich selbst zwei Persönlichkeiten. Auch als Schauspielerin."
Sie glaubt, daß sie in Englisch alles sehr gut machen kann, aber sie
ist trotzdem eine Schauspielerin mit einem Akzent. Manche sagen zwar,
das sei nicht so, aber sie fühlt sich oft als eine Fremde. Sie ist
eine europäische Schauspielerin und wird es immer sein.
Die Science-Fiction ist ein schwieriges Genre und sie möchte nicht nach
Cannes oder so, aber sie möchte eine gute Schauspielerin sein. Auf die
Bitte, ob sie ein Lied von der neuen CD singen würde, mußte Mira
lachen und meinte zum Publikum, sie sollten doch besser die CD kaufen,
was ebenfalls Gelächter verursacht.
Die eine CD ist eine Multimedia-CD und man könne daraus nichts
vorsingen. Es ist ein Projekt "Songs From Movies That Have Never Been
Made". Außerdem gibt es noch eine CD, auf der viele der Babylon 5-Schauspieler
singen: Andrea Katsulas, Peter Jurasik, Bill Mumy, Claudia Christian und sie
selbst.
Jemand warf kurz darauf ein, daß sie die Rolle der Delenn
wahrscheinlich aufgrund ihres Dialektes bekommen habe und sie
erwiderte, daß dies schon möglich sei. Sie wußte es auch nicht
genau, hoffte aber, daß ihre schauspielerischen Fähigkeiten der
Grund waren.
Zur Zeit der Sonnenfinsternis im Sommer 1999 war Mira in Stuttgart,
aber leider hat sie nichts sehen können. Als sie dann mit dem Flugzeug
geflogen sind, sind sie immer hinterher geflogen und über den Wolken
konnte sie etwas erkennen.
Als jemand nochmals auf ihren Gesang zu sprechen kam, sang sie
ein irisches Volklied vor, welches sie ihrem Sohn zur Nacht
singt. "Immidi!"
Sie spielt auch in den USA viel in Theatern. Letztes Jahr im Oktober
war sie z.B. in New York. Es war ein Stück über Emigranten in Amerika
und hatte ihr viel Spaß gemacht. Sie hatte eine Rolle, mit der sie
sich nicht identifizieren konnte. Sie spielte eine schlechte Mutter, die
vulgär und grausam war.
Eine weitere Rolle war einmal die Antigone. Leider meinte sie, kann man
in den USA nicht vom Theater leben. Es sei eine schwere Sache auf der
Bühne zu stehen und es würde nicht geschätzt werden. Die anderen
Schauspieler könnten das bestätigen.
Am Set von "Babylon 5", berichtet Mira danach, war es immer lustig, vor
allem, wenn Claudia Christian und Jerry Doyle da waren. Es gab ein
paar lustige Szenen mit Jason Carter (Marcus).
Sie erzählte auch, daß sie oft Probleme mit der schnellen Sprache hatte.
Bruce Boxleitner sagte einmal etwas zu ihr, und sie verstand nur
Bahnhof. Alle fanden es unheimlich lustig. Ihre deutsche Synchronstimme
fand Mira nicht so toll, da sie so streng klinge, und wenn
die Filme dann synchronisiert waren, fand sie, daß viel von dem
eigentlichen Gefühl verschwunden sei.
Rainer Schöne, der in "In the Beginning" Dukhat spielte, sei ein
guter Schauspieler, und sie konnte es gar nicht fassen, daß er in
Berlin wohnt. Sie würde auch gern einmal in Deutschland einen Film oder
eine Serie drehen. Zum Schluß entschuldigte sie sich noch, daß sie
versucht hat, Deutsch zu reden, ihr dies aber nicht allzu gut gelungen
sei. Mit tosendem Beifall verließ sie die Bühne.
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