2. Bab5.de-Clubtreffen 6. - 8. April 2001 in Leipzig
(von Stefan Reichelt)
Freitag
16 Uhr 58 und 55 Sekunden: Seit einer Stunde pendle ich zitternd
zwischen meinem Zimmer, der Tür und dem Telefon hin und her. Ok, es war
zu erwarten, dass Oliver etwas später kommen würde. In den meisten
Bundesländern hatten die Ferien begonnen, noch dazu war es Freitag. Das
Verkehrschaos war vorprogrammiert. Ich bin unglaublich vervös! Ungefähr
eine halbe Stunde, nachdem ich diese Notiz in mein Heft gekritzelt
hatte, klingelte es auch schon. Endlich! Oliver hatte meine Wohnung
völlig problemlos gefunden. Ein guter Navigator *g*. Die Autobahn
war völlig verstopft, trotzdem fuhren wir wie Moses durch das
Rote Meer.
Bei Holger angekommen, warteten wir nun auf Andrea. Bis dahin redeten
wir die Zeit tot. Andi kam dann gegen 19:30. Stark verspätet, aber
wenigstens wohlbehalten angekommen. Im Gepäck hatte sie einen
Raclette-Grill, eine Gitarre, einige Klapphocker und ... ein B5-Kochbuch!!!
Sofort nach dem Abendbrot, das aus dem traditionellen Gericht
"Brot und Bemme" bestand, und wir uns die Hände gewaschen hatten,
stürzten wir uns wie Geier auf das Buch. Mein Vorschlag, etwas
daraus nachzukochen, wurde mit Begeisterung aufgenommen. Die
anderen waren sowieso zeitgleich auf die selbe Idee gekommen.
Meine völlig demokratische Wahl fiel auf Raalon, ein Gericht der
minbarischen Kriegerkaste. Ach ja: Natürlich waren im Kochbuch
keine unrealistischen Zutaten angegeben, sondern zum Beispiel
stand hinter "Raalon" (ein minbarisches Raubtier) "Lamm".
Letztendlich zogen wir aber Rindfleisch vor, das wesentlich
kostengünstiger war. Holger notierte also einen Einkaufszettel
für den nächsten Tag.
Leider konnten Kai und Gregor noch nicht vorbeischauen, sie hatten
sich verspätet. Doch wir wollten uns auf jeden Fall am nächsten Tag
am üblichen Ort, dem Mendebrunnen, treffen. Die Planungen waren
schnell erledigt und alle Klarheiten beseitigt. So konnten wir zur
Abendunterhaltung voranschreiten. Sie bestand nicht etwa im Ansehen
einiger B5-Folgen, sondern in zwei Folgen einer genialen Parodie auf
alles, was sich Science-Fiction nennt: "Raumschiff Highlander".
Ok, dann sahen wir uns noch die vorletzte Folge von B5 auf englisch
an. Auch nicht übel.
Darauf hatte Oliver die ehrenvolle Aufgabe, seinen Präsidenten nach
Hause zu bringen. Auf die öffentlichen Verkehrsmittel ist nach
Mitternacht schließlich kein Verlass mehr. Müde sank ich ins Bett.
Meine letzten Gedanken waren noch ungefähr: "Morgen geht es richtig
los!"
Sonnabend
Wenige Stunden nach dem Zubettgehen erhob ich mich wieder aus der Kiste.
Ich war müder als vorher. Trotzdem brachte ich es fertig, nach einem
kleinen Frühstück noch den richtigen Bus zu erwischen. Ich war soger 5
Minuten vor der vereinbarten Treffzeit am richtigen Ort.
Es dauerte ungefähr 10 Minuten, da entdeckte ich zwei männliche
Wesen, die irgendwie wartend aussahen und auf eine der Bänke am
Mendebrunnen zusteuerten.
Ich bekam so eine Ahnung. Deshalb begann ich, demonstrativ vor dem
Mendebrunnen hin und her zu marschieren. Sie blickten immer
unentschlossener in meine Richtung. Endlich blieb der Blickkontakt
haften und wir schlenderten einfach mal aufeinander zu. Konnte ja
sein, dass wir aus demselben Grund hier waren. Aus dem freundlichen
Lächeln wurde schnell ein Grinsen, das das Format des Gesichtes zu
sprengen drohte. Ich riet einfach mal, wer hier wer sei. Ich zeigte
auf den Größeren von Beiden und meinte: "Rick?", dann zeigte ich auf
den kleineren und meinte "Kai?" Natürlich hatte ich das Bild von Kai
anders in Erinnerung, aber wer sollte es sonst sein? Doch ich hatte
komplett falsch geraten: Der erste war Gregor, unser Technomagier und
Hauspyromane, der zweite war dann Rick.
Gregor meinte ganz spontan und so richtig liebenswürdig: "Na, wenn DER
Präsident werden kann, hab ich ja noch Hoffnung, aufzusteigen..." Das
Thema wechselnd, wollte ich wissen, wo Kai bleibe. Der sollte mit seiner
Mutter nachkommen. Irgendwie erinnerte mich dieses Misstrauen an das
letzte Clubtreffen ...
Als Kai da war, wurden wir von einem Scannerblick, hinter einem
freundlichen Lächeln verborgen, begutachtet. Unwahr ist allerdings,
dass wir danach folgende Zertifikate erhielten: "BSE-frei", "MKS-frei",
"HIV negativ" und "psychisch stabil". Die Inspektorin verließ uns dann
auch wieder, nachdem wir als "geeignet und sauber" registriert waren.
Auf dem Weg zur offiziellen Clubbank streiften wir eine Imbißbude, in
der es "echt holländische Patatjes" gab (riesige Pommes). Ich konnte
mich einfach nicht beherrschen und nahm die ganz große Portion mit der
Majo-Ketchup-Zwiebel-Luxus-Soße.
Die Clubbank war leider verschwunden. gemeinheit. Dafür nahmen wir nach
einer laangen Pilgerreise eine andere Bank als offizielle Clubbank an.
Mal sehen, ob sie beim nächsten Mal noch steht ...
Auf dem Rückweg war es das einzig Schwierige, die getrennt geparkten
Autos zu finden. Zumindest der Technomagier hatte seine ganze
Suchtechnik vergessen und wir irrten eine Weile durch die Gegend.
Doch auch das wurde überwunden. So gelangten wir zu Holger. Wir sahen
eine am Vortag angefangene Folge von "Raumschiff Highlander" zuende.
Dann begab sich Andi in die Küche und bereitete - wohlbemerkt ganz alleine -
das Raalon zu. Sie ließ uns aber auch nicht an die Töpfe heran! Das Ergebnis
konnte sich jedenfalls sehen - äh - essen lassen. Es war einfach traumhaft.
Mit ein wenig Knoblauch, Kartoffeln, Möhren und so weiter in eine
Auslaufform und ab in den Ofen. Die Leckere Käsekruste darf nicht
vergessen werden. Muss sagen: Die Minbari sind echte Feinschmecker!
Dummerweise reichte es nicht ganz. Aber wir wollten ja sowieso noch
Raclette essen. Das gab es dann auch. Schmeckte nicht weniger gut.
Der Abend ging etwas anders als geplant voran: Zuerst hing vor einem der
beiden Computer eine Traube: Man hatte Holgers Standartspiele entdeckt.
Unter anderem den Klassiker "Sokoban" in neuer Aufmachung. Die
Berliner rissen die ganze Zeit Witze, bei denen ich nur schwer mithalten
konnte. Der schwarze Witz mit dem Baby in der Mikrowelle kam aber auch
an ...
Jedenfalls machte ich mich dann - wohlbemerkt ebenfalls alleine - an
die Parodie. Ich schrieb mehrere Stunden bis zum Ende durch. Ab und zu
schaute mal jemand vorbei und guckte, was ich da fabriziert hatte. Ich
schrieb bis zum bitteren Ende durch. Gut, dass ich bereits vereinbart
hatte, dass ich bei Holger schlafen konnte. So schaffte ich es wenigstens
noch, das geplante Ende einzuarbeiten. Ich hätte aber noch einen ganzen Roman
schreiben können. Am Ende war ich nur noch eine Art Roboter, der ohne
nachzudenken auf der Tastatur herum hämmerte. Erstaunlicherweise
ist trotzdem etwas dabei herausgekommen. Ich bekam schon wieder diesen
Gesichtsmuskelkater vom Grinsen ...
Sonntag
Nach einer kurzen Nacht, in der ich nicht besonders gut geschlafen hatte
(der Boden war so hart...), wachte ich auch noch als erster auf. Ich
schnappte mir mein Heft und schrieb einige Notizen, was ich noch so im
Bericht schreiben wollte. Nach dem Frühstück druckten wir erstmal die Parodie
für alle aus und unterschrieben sie. Oliver musste leider gehen. Und
etwas zu zeitig, denn kurz danach kamen auch Rick, Gregor und Kai. Wir
sahen noch schnell "Der Weg ins Licht". Zwischendurch musste Andi leider
verschwinden. Mit großen Zeremoniell verabschiedeten wir sie, wie zuvor
auch Olli. Als nächstes musste Kai gehen. Wenigstens sah er noch das
Ende der letzten B5-Folge. Dann verschwanden auch Rick und Gregor.
Damit war das Treffen zu Ende.
Holger und ich versuchten uns noch an einem der Klassiker, dann musste auch
ich gehen. Da ich einfach nicht wusste, wie ich Holger am besten für das
ganze danken sollte, sagte ich einfach nur "Danke für Unterkunft und
Verpflegung!", in der Hoffnung, dass er es sich schon denken konnte,
dass ich dankbar war. Auf dem Weg nach Hause schlief ich in der
Straßenbahn ein und fuhr eine Haltestelle zu weit ... Wenigstens kam
die rückwärtige Bahn gleich.
Fazit: Dieses Treffen war einfach superkalifragilistischexpiralitorisch,
oder sagen wir einfach mal super, wie auch das letzte Treffen. Es endete
ebenfalls, wie das letzte: "Das müssen wir unbedingt wieder mal machen!"
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