L.E. Space-Day 2003 25. Oktober 2003 in Leipzig
(von Stefan Reichelt)
Es war der 25. Oktober 2003 und ich befand mich in Leipzig - genauer:
auf dem Weg zum "L.E. Space-Day 2003", in früheren Jahren auch als
"Megatrekdinner" bekannt. Jedoch erwies sich dieser Weg zum
Umweltzentrum Dölitzer Wassermühle als recht unangenehm. Es war kalt und
die Straße wollte einfach nicht dort liegen, wo die Karte es versprach.
Aber dafür konnte ja Holger Sauer, Chefredakteur des Goldkanal, nichts,
in dessen Auftrag ich mich dort als Beobachter und Allesaufschreiber
betätigen sollte/durfte. Immerhin: Als ich durch Zufall schließlich doch
die Straße gefunden hatte, wiesen süß gestaltete Schilder den Weg, auf
denen eine kleine Rakete mit der Spitze in die richtige Richtung wies.
Es war eine ausgesprochene Glückssache, dass ich dennoch rechtzeitig
ankam.
Drinnen war es wirklich angenehm mollig. Schon diese Tatsache machte den
Veranstaltungsort ausgesprochen einladend. Nur die Stimmung war eben wie
zu Beginn einer jeden Party noch eher lauwarm. Verschiedene Grüppchen
saßen vereinzelt an den verschiedenen Tischen des Hauptraumes und
unterhielten sich angeregt. Auf Anhieb fand ich (angesichts der
übersichtlichen Größe des Raumes kein Problem) mehrere Leute vom
Leipziger B5-Dinner, darunter auch den oben erwähnte Holger. :)
Im Raum daneben befand sich eine hübsche Bar, die von einer nicht
weniger hübschen Bardame betrieben wurde (es geht doch nichts über ein
Kompliment nebenbei). Dort gab es alle Getränke umsonst: Wasser, alle
möglichen Sprudelgetränke, sogar einen leckeren Capuccino.
In der Nähe der Bar baute jemand einen beeindruckenden Stapel an
Fanartikeln zu allen möglichen SciFi- und Fantasy-Serien auf. Geld
müsste man haben - ich hätte am liebsten den Tisch leer gekauft. Wenn es
ein Modell von einem minbarischen Sharlin-Schlachtkreuzer gegeben hätte,
hätte ich bestimmt sogar zugeschlagen. Aber so beließ ich es bei der
Augenweide und widmete mich dem Fernseher, der sich am anderen Ende der
Bar befand. Dort liefen einige lustige Kurzfilme, aber letztendlich auch
einige neue Folgen von "Enterprise", und während einer kurzen
Abwesenheit meinerseits verpasste ich - Mist! - so manche Babylon
5-Folge. Aber ich greife vor.
Die Lokalität war auf originelle Weise dekoriert: Es waren nicht nur
überall Raumschiffmodelle und Poster von diversen Filmen und Serien zu
sehen, sondern wohin das Auge auch blickte, leuchteten dem Besucher
knifflige - und natürlich eher scherzhafte - Fragen entgegen. Beispiel:
"Du bist mit Warpgeschwindigkeit unterwegs und vor dir taucht plötzlich
eine rote Ampel auf - was tust du?" Und: "Du bist betrunken Shuttle
geflogen und wurdest von der Raumpatrouille Orion erwischt - was tust
du?" Oder auch: "Der Maschinenraum streikt, weil Scottys Whiskey alle
ist?" Ich schlug vor, einfach neuen zu replizieren, aber Holger wies
mich darauf hin, dass Scotty nur "echten" Fusel trinkt.
Aber es waren auch noch andere und durchaus sinnvolle Diskussionsansätze
gegeben, die sicher auch das eine oder andere Gespräch auslösten.
Nach ein, zwei Stunden waren Reaktoren und Gehirne warm gelaufen, und
der Nachmittag wurde immer amüsanter. Natürlich war dafür gesorgt, dass
die Leute nicht nur redeten, sondern sich auch bewegen mussten. Zum
Beispiel wurden Teams gebildet, die sich zu dritt nun auf eine
"Dekontaminierungsdecke" (eine Kunststoffolie) stellen mussten. Aufgabe:
Der Boden ist kontaminiert, darf also nicht berührt werden. Nun sollte
diese Decke nur mit Hilfe der Füße auf die andere Seite gedreht werden -
wohlgemerkt durften die Mitglieder des Teams dabei die Decke ja nicht
verlassen - dazu wurde die Zeit gestoppt. Die Gewinner wurden mit Sekt
abgefüllt, den Verlierern wurde mit Lollis der Mund versiegelt. Sehr
effektive Methode übrigens.
Dann gab es noch die lustige Idee, die Teilnehmer einer Akademieprüfung zu unterziehen. Die verlief in vier Schritten (Reihenfolge durcheinander):
1.: Phaserzielschießen (mit drei verfügbaren Bällen so viele Trinkbecher wie möglich vom Tisch fegen)
2.: Andockmanöver: Einen mit einem Band am Gürtel befestigten Kugelschreiber ohne Zuhilfenahme der Hände in eine Flasche einfädeln.
3.: Geheime Nachrichten fremder Völker abfangen: Es waren Texte in fremden Schriftarten (Borg, Klingonisch, Narn, Brakiri und so weiter - für die Stargate-Fans sogar ägyptische Hieroglyphen) gegeben, die man mit Entschlüsselungstabelle so schnell wie möglich übersetzen sollte.
4.: Technikerprüfung: An der Außenhülle ist ein Leck, das abgedichtet werden muss. Der arme Teilnehmer muss ziemlich unhandliche Handschuhe anziehen (ist im Raumanzug ja nicht anders) und damit jeweils zwei Muttern auf lange Schrauben schrauben?
Ungestört von all dem Trubel saßen einige Tolkien-Fans an einem Tisch
und spielten angeregt mit Sammelkarten und bunten Glassteinchen. Die
Spieler hatten sichtlich Spaß damit. Sie ließen sich nicht mal vom
Hocker reißen, als nebenan der Trailer des kommenden Matrix-Films lief.
Irgendwann gab es natürlich auch Abendessen. Aber da ich unbedingt noch
einen kurzen Abstecher in die Stadt machte, verpasste ich leider das
Essen. Als ich wieder da war, gab es nur noch kalt gewordene Spirelli
ohne Soße. Und darauf verzichtete ich einfach mal.
Denn ich war ohnehin vom für mich absoluten Leckerli des Abends
abgelenkt: Der Präsentation zweier B5-Spiele, die in absehbarer Zeit das
Fandom begeistern dürften. Zunächst ein Mod namens "Buda 5" zum Spiel
"Independence War 2", in dem man nun B5-Schiffe steuern konnte.
Natürlich musste ich es auch ausprobieren und war durchaus davon
angetan. Nur eines störte ein wenig: Dass der vorlonische Fighter, der
eigentlich schnellste und wendigste Jäger des B5-Universums, so
schwerfällig wie ein Frachter und mit einer billigen Starfury locker
auszumanövrieren war. Theoretisch hätte der Fighter nicht einmal
Trägheit haben dürfen - aber es war ja nur eine Vorabversion, die sicher
im Endeffekt richtig klasse sein wird. Und wenn es sich noch regeln
ließe, dass nicht jedes Cockpit wie das einer Starfury aussieht, wäre es
natürlich perfekt.
Was mich noch mehr interessierte, war das Spiel "I've Found Her", eine
unabhängig entwickelte Weltraumsimulation, die sowas wie ein
inoffizieller Nachfolger des leider in der Entwicklung eingestellten
B5-Spiels "Into the Fire" der pleite gegangenen Spieleschmiede Sierra
sein wird. Und was da vorgestellt wurde, sah wirklich außerordentlich
viel versprechend aus. Als Spieletester und B5-Fan würde ich mein
letztes Hemd dafür geben, es mal richtig zu testen und einen Bericht
darüber schreiben zu dürfen.
Während ich vor Buda 5 klebte und verzweifelt versuchte, Konvois zu
beschützen bzw. nicht selbst abgeschossen zu werden, lief eine äußerst
amüsante "Versteigerung" von Fanartikeln ab. Wenn es eine Messehalle
voller Fans gewesen wäre, hätten die Artikel sicher gute Preise erzielt,
aber bei einer Anzahl von 34 angemeldeten Teilnehmern gab es eben leider
nicht so viele Bieter. Und so ging zum Beispiel ein Video von Episode II
für einen ganzen €uro weg.
Fazit: Der Abend war wirklich super gelungen und ich hoffe sehr, dass es
nicht der letzte L.E. Spaceday war. Und vielleicht klappt das ja
irgendwann mal mit der Messehalle voller Fans, wenn es sich nur
ausreichend herumgesprochen hat.
Ich überlege schon, ob ich beim nächsten Mal nicht einen Infostand für
bab5.de unterhalte - ich war ja nicht mal das einzige anwesende Mitglied
des vermutlich erfolgreichsten europaweiten B5-RPGs :-)
In diesem Sinne: Live long and prosper, mögen Valen und die Macht mit
Euch sein, hütet euch vor den Nazgûl, fangt keine Schlägereien mit
Klingonen an und überlegt euch gut, ob ihr wirklich aus der Matrix
aufwachen wollt, weil es dann nur noch geschmacksneutralen Synthetikbrei
gibt, gegen den kalte Spirelli ohne Soße ein Feinschmeckermenü sind ?
Nachtrag der Redaktion:
1.: Laut Information der Veranstalter wird es voraussichtlich wieder im
Herbst 2004 einen "L.E. Space-Day" geben.
2.: Das Computerspiel "I've Found Her" wird spätestens für Weihnachten
2003 erwartet, wenn es zeitlich klappt soll die
Endversion sogar schon zur russischen B5-Convention am 22. November 2003
veröffentlicht werden
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