Kenner des Goldkanals werden wohl seit einiger Zeit
sich verwundert gefragt haben, was aus der Rezension des letzten Romans
der letzten Trilogie des Babylon 5-Universums geworden ist. Zugegebener
Maßen bin wohl genau ich die Hemmschwelle zwischen Buch und Artikel der
letzten 1,5 Jahre gewesen.
Im Herbst 2001 erreichte mich das durch Amazon.com vorbestellte Buch
und wahrlich verschlang ich den Inhalt in wenigen Tagen, doch vergaß in
den damals kommenden Wochen eine Rezension des Buches vorzunehmen. Nun
bin ich nicht wahrlich traurig darüber, außer, dass ich ein gegebenes
Versprechen gegenüber Holger erst jetzt einlöse. Um nun mich aber ein
wenig aus der Schlinge zu ziehen, will ich gar nicht mein absolviertes
(mündliche Prüfungen bis jetzt ausgenommen) Abitur anführen, sondern
die neu gewonnenen Einblicke in die Technomagiertrilogie betonen, welche
durch das nochmalige Lesen zu Tage traten.
Rein Äußerlich darf man nun noch betonen, dass mit 357 Seiten bei 183,75
Quadratzentimeter pro Seite Fläche final Jeanne Cavelos auf rund 6,5
Quadratmetern ihr bislang größtes Werk im Babylon 5-Universum geschaffen
hat, welches, so viel möchte ich dann doch vorweg nehmen, nicht nur
quantitativ diese Bezeichnung verdient hat. |
Im dritten und letzten Teil der Technomagier-Trilogie, der sich
"Beschwörenden Finsternis" ("Invoking Darkness") nennt, bringt Jeanne
Cavelos ihr begonnenes Werk um den sich entwickelnden Technomagier Galen zu
einem Höhepunkt. Generalisierend ist nebenbei zu bemerken, dass ihr es
weitaus besser gelang die durch JMS und das Babylon 5-Universum vorgelegte
"Roadmap" in ihrer Trilogie zu integrieren und scheinbar zu sublimieren,
als es in der Centauri-Trilogie der Fall war. In welcher besonders der
letzte Teil eine Art erfolglose Aufholjagd auf die bereits sich
voraussetzenden Ereignisse darstellt. Doch wie schon auf der ersten Seite
sich durch Zitate anderer Internetseiten und Zeitschriften offenbarend, ist
die Integration der gesetzten Geschehnisse der Fernsehserie nicht
annährend die einzigste, ferner noch bestimmende, Qualität dieses
Buches.
Wir finden uns nach den ersten beiden Büchern der Trilogie nun im
Versteck der Technomagier wieder, in welchem sich die eben genannten wohl
durchaus auf die "Nerven" zu gehen scheinen, da gewaltartige Ausbrüche
der Charaktere eigentlich an der Tagesordnung sich befinden. Galen aber, sich
dem entziehend, entzieht sich nicht nur der Gesellschaft der anderen
Magier, sondern auch seiner Selbst. Möge man dies auf einer
philosophische Ebene "nihilistisch" nennen. Um den von ihm entdeckten Spruch
(Ein-Variablen-Gleichung), der hitzige Energie in einem Technomagier
entfesselt, zu kontrollieren, opfert er sein ganzes Leben und stellt es
in selbst verneinende Gedächtnis(Kontroll/Beschäftigungs)spiele.
Sein Tagesrhythmus erzählt eine Aneinanderreihung von Primzahlfolgen,
Alphabetsauflistungen und mathematischen Berechnungen. Nebenbei wird
erwähnt, dass Galen sieben grundlegende Formeln gefunden hat, welche alle
Sprüche enthielten, die von den Schatten den Technomagiern eingepflanzt
wurden. Und sicherlich liegt hier die größte Erkenntnis in dem
Buch, das detailliert und postulierend beschrieben wird, dass die Schatten die
Technomagier als ihre höchstentwickelte Waffe geschaffen haben. Leider
sahen diese, dass die Technomagier zwar die Programmierung der Gewalt
und des Chaos der Schatten in sich trugen (durch die technologischen
Implantate), aber trotzdem nicht auf der Seite der Schatten im großen
Krieg kämpften. So will ich dies mit den Telepathen vergleichen, die von
den Vorlonen geschaffen wurden, um für ihre Sache im Krieg zu
kämpfen.
Auch hier gibt es Beispiele bei der, wie beim Psi-Corps der Fall, die
Telepathen eher mit der Gegenseite paktieren oder eben nicht wie
gewünscht in den Konflikt auf ihrer vorbestimmten Seite eingreifen. Und
genau an diesem Punkt setzt das Buch seine Potentiale frei, indem Jeanne
Cavelos nicht nur die Geschichte des großen Krieges aus der Sicht der
Technomagier zeigt, sondern vielmehr ein gar zu philosophisches Problem dem
Protagonisten Galen einbeschreibt. Dieser glaubt nämlich selbst nur
Chaos und Zerstörung säen zu können, obwohl er doch Gutes
will. Seine Lösung des Problems ist dabei, das Verlangen der Gewalt auf
die technologischen Implantate der Schatten zu schieben und diese durch
Selbstverneinung und vielen tausend Übungen zu kontrollieren. Jeder
etwas gebildete Mensch wüsste sehr schnell die Lösung dieses
Problems und genau das Finden dieser Lösung in dem Buch macht den Reiz
des dritten Teils der Trilogie aus.
Ich muss hier nicht wie früher lang und breit den Inhalt zusammenfassen,
um die Essenz des Buches zu erfassen. Es ist schon gar
selbstverständlich, dass Jeanne es bravourös beherrscht Sheridans
Reise nach und Vorhaben auf Z'ha'dum ohne Galens Mithilfe als unmöglich
und scheiternd zu beschreiben.
Denn Galen war es, der die Selbstverteidungsvorrichtungen von Z'ha'dum lahm
legte. Und so schätzte Galen ebenfalls Morden vor der Explosion der
Bomben auf der White Star, die Sheridan in die Hauptstadt von Z'ha'dum
jubelte, was Morden das Überleben sicherte und so seinen Tod dann doch
nur ein wenig vor sich hin schob. Wie der Große Krieg ausgeht, wissen
wir natürlich alle und dass Galen eine Lösung für sein kleines
Selbstwertproblem findet, nahm ich schon vorweg, doch der Grund wohl dann
dieses Buch zu empfehlen, liegt somit in der glatten und runden Ausgestaltung
des Babylon 5 Universums die Frau Cavelos vornimmt und die Lösung des
Problems, falls man es selbst noch nicht erraten haben sollte.
Um aber nun von der Hauptsache ein wenig abzulenken, will ich noch einige
erwähnenswerte Sachverhältnisse, die im Buch geschildert werden,
erwähnen.
So sind zum einen die Beschreibungen der Schiffskontrolle der Vorlonen und
Schatten höchst interessant. Sicherlich hat man durch die Fernsehserie
schon oft eine Vorstellung der Prozesse sich ausmalen können, doch gerade
durch die Beschreibungen im Buch erreicht man ein für sich
schlüssiges und vollständiges Bild. Was mich aber zum anderen
weitaus mehr fasziniert hat, waren dann wohl die letzten Seiten des Buches.
Genauer gesagt, spreche ich hierbei von den Erlebnissen Galens auf Z'ha'dum.
Dort entdeckt er nämlich einige Geheimnisse, welche für einen
Babylon 5 Fan mehr als interessant sein dürften. Natürlich will ich
auch hier die Spannung durchaus wenigstens noch ein bisschen erhalten und
konkretisiere meine Beschreibung nur dahingehend, dass die Produktions- und
Herstellungsweisen der organischen Technologie und Baus offengelegt werden
und dies sicherlich vielleicht allein das Lesen des Buches wert sind.
Nach lauter Querelen und ein paar tausend Toten schließt dann Jeanne
Cavelos mit philosophischen Zügen und dem Verlangen nach den ewigen
Fragen des Wieso, Weshalb und Warum. Und mag der lebenstheoretische und, wie
ich nun schon oft sagte, beinahe philosophische Aspekt dieses Buches eher
nebensächlich sein, so stellte für mich ganz persönlich genau
dieser Konflikt zwischen Gut und Böse, transferiert auf die
persönliche Ebene dies Technomagiers Galen, das Interessante und
vielleicht das Herausragende an diesem Buch dar, denn von
rein "Babylon 5 Universum"-technischer Seite waren alle der drei bisher
erschienenen Trilogien lesenswert. Als Abschluss der Geschichte von
Babylon 5 in gedruckter Version (also von Babylon 5-Büchern), wäre
die Technomagier-Trilogie mit ihrem letzten Buch "Invoking Darkness" wohl ein
funkelndes und fantastisches Finale, doch über dem wäre es wohl am
schönsten und alles übertreffend, wenn dies nicht das alles in den
Schatten stellende Finale, sondern der "alles in den Schatten stellende"
Anfang von noch mehr guten Trilogien und Babylon 5-Büchern ist.
(von Jörg Frohberg) |