"In der Literatur der Menschen gibt es ein Zitat," erzählt Delenn und wacht über Sheridans
Schlaf, während wir eine Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse sehen. "'Vergangenheit
ist der Prolog der Gegenwart.' In der Literatur der Minbari gibt es ein Zitat. 'Die
Vergangenheit ist manchmal auch die Zukunft.'"
Die Tür zu Sheridans Quartier öffnet sich und Delenn läßt eine Schneekugel zu Boden fallen,
wo sie zerspringt.
Sheridan kommt aus seinem Schlafzimmer und starrt mit offenem Mund Anna an. Er kann nicht glauben,
was er sieht und fragt sie, was sie hier macht. Sie fragt ihn, ob das das einzige ist,
was er fragen kann, aber, Delenn bemerkend, sagt sie, daß sie das unter diesen Umständen verstehen
kann. Delenn stürzt hinaus und Sheridan will sie aufhalten aber Anna sagt, er soll sie lassen. Er
sagt Anna, daß er geglaubt hat, sie sei tot aber Anna drückt ihre Verwunderung darüber aus, daß
Delenn es ihm nicht gesagt hat. Sie sagt, sie bedauert, daß sie ihm nicht alles selbst sagen konnte
und daß sie ihn so lange allein gelassen hat und ihm keine Nachricht schicken konnte. Aber das
liegt jetzt alles hinter ihnen, sie sind wieder zusammen. Er schiebt sie weg, und sie sagt ihm,
daß sie seine Zweifel versteht, die darauf basieren, was ihm Delenn gesagt hat. Sie sagt ihm, daß
sie alle Prüfungen ablegen und alle Fragen beantworten wird, um zu beweisen, daß sie seine Ehefrau
ist. Sie sagt sie ist hier um alles zu erklären, was ihm helfen wird zu verstehen worum es wirklich
geht. Alles, was er tun müßte ist mit ihr kommen.
"Wohin?" fragt Sheridan.
"Wohin schon?" erwidert Anna. "Nach Z'ha'dum."
Während G'Kar und Ivanova durch einen Lagerraum gehen erklärt G'Kar, daß die Geräte um
sie herum vom Botschafter der Gaim geliefert wurden und daß jeder der Bomben eine
thermonukleare Sprengkraft von 500 bis 600 Megatonnen freisetzen kann und sie sehr
schwer zu entdecken sind. Ivanova plant, sie als Minen einzusetzen, um die
Schattenschiffe, wenn sie aus dem Hyperraum kommen, zu zerstören.
Sheridan beobachtet im MedLab eine Gruppe Mediziner, die Anna untersuchen. Dr. Franklin taucht
auf und teilt Sheridan mit, daß sie menschlich ist und eine einhundertprozentige Übereinstimmung
mit ihren alten medizinischen Akten besteht: Es ist seine Frau. Sheridan protestiert, daß sie
auf Z'ha'dum gestorben ist und Franklin fragt, warum er nicht froh ist, daß sie zurück ist.
Sheridan erklärt, daß er Jahre brauchte, bis er ihren Tod akzeptieren konnte und er nicht weiß,
was er Delenn sagen soll. Er fragt Franklin, ob er nicht das Geringste entdeckt hat und Franklin
erwähnt eine Narbe im oberen Nackenbereich, von der er nicht weiß, wie sie sich diese zugezogen
hat. Franklin verspricht, noch einige Tests durchzuführen und Sheridan sagt ihm, daß er wissen
muß, ob das wirklich Anna ist oder nicht.
In seinem Büro will Sheridan von Delenn wissen ob es wirklich Anna ist. Delenn sagt, daß sie es
nicht weiß, aber Sheridan akzeptiert diese Antwort nicht - die Aufzeichnung, die sie und Kosh ihm
gezeigt haben ließen ihn glauben, daß sie tot ist und will jetzt wissen wie sie das tun konnten
wenn sie sich nicht sicher waren. Delenn sagt, sie waren sich sicher, daß Anna den Schatten
nicht dienen würde, aber vielleicht haben sie sich geirrt. Sheridan beharrt in dem Glauben,
daß Anna das nie getan hätte und Delenn sagt, daß sie dann keine Erklärung hat, was Sheridan
so nicht akzeptieren kann. Er möchte wissen warum sie es ihm nicht gesagt haben wenn auch nur
die kleinste Chance bestand, daß sie noch am Leben ist. Sie sagt, wenn sie das getan hätten,
wäre er nach Z'ha'dum geflogen um sie zu suchen und sie das nicht zulassen konnten.
"Sie und Kosh... sie konnten es nicht zulassen," sagt Sheridan. "Ich habe ihnen vertraut, Delenn.
Sie sind mir sympathisch. Ich begann sogar, Liebe für sie zu empfinden. Wissen sie, was das
heißt? Wissen sie, wie schwer das alles für mich war? Ein kleiner Teil von mir hat immer noch
Anna geliebt obwohl ich sicher war, sie ist tot - und ständig mußte ich gegen dieses Gefühl
ankämpfen. Jedesmal, wenn ich an sie dachte, Delenn und wenn ich ... daran dacht sie in den Arm zu
nehmen, ein gemeinsames Leben aufzubauen..."
"John, sie müssen mir glauben, ich wußte nicht, daß Anna noch am Leben ist. Wir waren überzeugt,
daß sie mit dem Rest der Crew von der Icarus gestorben war, daß nur Morden überlebt
hatte."
"Hätten Sie die Wahrheit gewußt, hätten sie mich informiert?"
"Unter gewissen Bedingungen. Es hätte davon abgehangen, was mit ihr geschehen wäre. Z'ha'dum ist
der Heimatplanet der Schatten. Niemand verläßt ihn so wie er angekommen ist."
"Sie hätten mir also das Recht verweigert, ein eigenes Urteil zu bilden. Wie können sie so etwas
sagen und erwarten, daß ich ihnen jemals wieder vertraue?" Er will hinausgehen aber Delenn hält
ihn auf.
"John, ich liebe sie. Auch wenn sie in Zukunft nicht mehr bereit sind, mir zuzuhören ...
bitte glauben sie mir das." Sheridan geht ohne Antwort darauf aus dem Büro.
Londo Mollari und Vir sind auf dem Zocalo und Vir Cotto fragt Londo, warum er, seit die
diplomatische Post eingetroffen ist, soviel trinkt. Londo erklärt, daß er befördert wurde.
Man hat einen Posten am Hofe des Imperators angeboten, als Berater für planetare Sicherheit.
Vir denkt, daß das eine gute Nachricht ist und versteht nicht, warum Londo verärgert ist.
Londo sagt ihm, daß er sich vor zwanzig Jahren darüber gefreut hätte. Dieses Angebot kommt
nicht, weil er es verdient hat, sondern weil man Angst vor ihm habe. Das ist nur ein Weg,
um ihn an die Leine zu nehmen. Er weiß, daß, wenn er irgend etwas verdächtiges tut, er bald
darauf getötet würde.
Ein Mann, der sich nur als "ein Freund" vorstellt, erscheint am Tisch. Er sagt, daß ihn
ihre "gemeinsamen Verbündeten" geschickt haben um ihm zu empfehlen die Station zu verlassen.
Londo sagt, daß er nicht gehen möchte aber der Mann erwidert, daß, wenn er nicht gehen will,
er dafür keine Verantwortung trägt, aber wenn ihm sein Leben etwas bedeutet, sollte er sofort
aufbrechen. Londo und Vir wissen, daß das wahrscheinlich ein Freund von Morden war und Londo
findet diese Nachricht nicht gerade beruhigend.
Während Dr. Franklin die medizinischen Unterlagen überprüft und nach eine Erklärung für die
Narbe sucht, sagt Anna Sheridan, daß niemals zuvor so detailliert untersucht worden ist - er sei
schon immer sehr gründlich gewesen. Sie teilt ihm mit, daß die Testergebnisse bestätigen, daß sie
die ist, die vorgibt zu sein aber Sheridan versteht nicht was sie all die Zeit auf Z'ha'dum getan
hat und warum sie jetzt zurückkommt. Sie kann ihm das hier nicht sagen er muß sie begleiten denn
sie wollen ihn kennenlernen. Sheridan frag, was passiert, wenn er nicht mitkommt und Anna
antwortet, daß sie dann ohne ihn zurückfliegt und er die Wahrheit nie erfahren wird. Sei verspricht
ihm keine Drohungen und kein Ultimatum - es ist nur eine Einladung um ihren Standpunkt
kennenzulernen. Sheridan fragt warum sie dahin zurückkehren will und sie antwortet, daß es
inzwischen ihre Heimat ist und sie wichtige Arbeit leistet, was er erkennen wird wenn sie da
sind. Sheridan lehnt immer noch ab, bis sie ihm ein paar Fragen beantwortet - er will wissen
was mit ihr und der Crew der Icarus nach der Landung auf Z'ha'dum passiert ist. Anna fragt ihn,
ob er sie begleitet, wenn sie ihm das beantwortet. Sheridan stimmt zu.
"Laut interplanetarer Expeditionen hatte eine ihrer Forschungssonden in der Randzone auf einem
Planeten Ruinen einer alten Kultur entdeckt," beginnt Anna. "Daraufhin stellte Dr. Chang eine
Expedition zusammen und berief mich in sein Team. Das war die Chance meines Lebens. Was er
allerdings weder mir noch den anderen sagte war, woher er die Information wirklich
hatte."
"Wenige Jahre zuvor war unter der Marsoberfläche ein außerirdisches Schiff gefunden worden. Es
unterschied sich von allem, was man bisher gesehen hatte. Als dieses Schiff dem Tageslicht
ausgesetzt wurde, begann ein automatischer Sender ein kodierte Nachricht zu senden. Die Forscher
bemerkten das und wußten, wem immer das Schiff gehörte, er würde bald kommen um es zu holen. Sie
reagierten schnell. Sie entnahmen Proben für eine Analyse und installierten einen kleinen
Peilsender. Drei Tage später erschien ein zweites Schiff dieser Art. Es grub das erste
vollständig aus. Nachdem beide abgeflogen waren konnte man sie bis zu ihrem Ziel in der Randzone
verfolgen."
"Z'ha'dum," erkennt Sheridan.
"Ja, allerdings kannten wir den Namen des Planeten noch nicht. Und Chang hatte von der
Sonderabteilung der Erdstreitkräfte für neue Technologien den Befehl bekommen alles
geheimzuhalten. Nach unserer Landung auf dem unbekannten Planeten orteten wir eine Energiequelle.
Wir erhielten dein Auftrag sie zu überprüfen. Und da fanden wir sie."
"Die Schatten."
Anna sagt ihm, daß das nicht der zutreffende Name der Wesen ist, nicht ihr wahrer Name, welcher
viel länger und unaussprechlich ist. Sie sagt, sie waren sehr gastfreundlich, aber Sheridan sagt
ihr, sie solle das mal dem Rest der Crew sagen. Anna erwidert es war ein Unfall, der die Crew
tötete und das Kommunikationssystem zerstörte. Es gab keine Möglichkeit, Kontakt mit der Erde
aufzunehmen. Anna sagt, daß die Außerirdischen gerade aus einem langen Schlaf erwacht waren und
ihnen einen Vorschlag machten: Als Gegenleistung für ihr Schweigen durften sie ihre Technologie
studieren, welche fast alle Probleme der Erde lösen würde uns sie 10,000 Jahre voranbringen würde.
Anna sagt, sie wollte nicht, daß er glaubt, sie sei tot aber er hat immer gesagt, ihr Privatleben
hätte hinter den Interessen der erde zurückzustehen. Hinzu kam, daß sie gar nicht merkten, wie
schnell die Zeit verging. Irgendwie läuft sie auf Z'ha'dum anders ab als auf der Erde. Doch nun
ist sie wieder da und möchte ihn nach Z'ha'dum mitnehmen damit die Außerirdischen ihm sagen können,
worum es bei dem Ganzen überhaupt geht. Delenn, Kosh und die anderen haben ihn immer wieder
getäuscht doch durch sie wird er die Wahrheit erfahren. Er stimmt ihr zu und umarmt sie, aber
während das tut, fällt sein Blick auf Franklins medizinischen Bericht auf dem Tisch.
Garibaldi betritt Sheridans Büro und fragt, ob es irgend etwas gibt, das er tun kann, um zu
helfen. Sheridan sagt ihm, daß Minbari Besatzung der White Star Sterns nie registriert wurde
und möchte, daß Garibaldi damit sofort anfängt. Die White Star kann die Station solange
mittels Autopiloten umkreisen. Garibaldi stimmt, etwas widerwillig, zu. Sheridan sagt, daß
er auch noch etwas erledigen könnte und gibt ihm eine Liste. Garibaldi erklärt
sich bereit, ist aber mehr als es überrascht, als er sieht, um was es sich handelt.
In seinem Quartier bereitet sich Sheridan für die Reise nach Z'ha'dum vor, indem er eine
geladene PPG in sein Halfter steckt. Er nimmt eine andere aus ihrer Hülle und betrachtet sie
kritisch im Spiegel. Als auf den Spiegel sieht, bemerkt er, daß er nicht allein ist.
"Sie können nach Z'ha'dum fliegen, aber Sie werden sterben," sagt der alte Kosh, dessen Bild
auch im Spiegel ist. Als sich Sheridan umdreht, ist niemand da. Sheridan dreht sich wieder
zurück und betrachtet sich einen Moment lang im Spiegel, bevor er zu seinem
Kommunikationsbildschirm geht. Er sagt dem Computer, daß er eine Nachricht für Botschafterin
Delenn aufzeichnen möchte, die später abgespielt werden soll.
An Bord der White Star fragt Anna Sheridan, ob er das Schiff ganz allein fliegen kann.
Sheridan denkt, daß er das kann wenn keine Zwischenfälle gibt, da das Schiff ein intelligentes
Steuersystem hat. Anna garantiert ihm einen sicheren Flug. "Der nächste Halt," sagt Sheridan,
"Z'ha'dum."
Beim Flug durch den Hyperraum untersucht Anna die White Star und sagt, sie wünscht, sie
hätten ein anderes Schiff genommen. Da es teilweise auf Vorlonentechnologie basiert, und die
Wesen glauben, daß sie sterben, wenn irgend etwas von den Vorlonen auf ihren Planeten kommt.
Sheridan sagt, daß sie das natürlich nicht riskieren wollen und sie mit einem Shuttle auf den
Planeten fliegen werden.
Auf Babylon 5 trifft Dr. Franklin in einem Korridor auf Ivanova. Franklin fragt, warum
Sheridan geflogen ist, da er ihm doch seinen Bericht geschickt hat. Ivanova weiß nicht,
wovon er redet und Franklin erzählt ihr das über Anna.
Das Shuttle landet auf der Oberfläche des Planeten und Sheridan und Anna gehen mit
Sauerstoffmasken durch die rauhe Atmosphäre des Planeten zum Eingang einer Konstruktion. Die
Luft innen ist atembar und Anna erklärt, daß die Struktur aus Sicherheitsgründen schon vor
Jahrhunderten unter die Oberfläche verlegt wurde. Bevor sie weitergehen nimmt Anna Sheridans
PPG an sich. Sie erklärt, daß dieser Teil des Komplexes speziell für sie entworfen wurde. Sie
führt ihn einen Korridor entlang zu einer Tür. Sie klopft an und eine Stimme bittet sie herein.
Sie treten ein und drinnen sind zwei Menschen. Einer ist ein älterer Mann und der andere ist
ein wohlbekanntes Gesicht: Morden.
Sheridan fragt den älteren Mann wer er ist. Der Mann behauptet, das sei nicht wichtig, aber
Sheridan beharrt auf einer Antwort. "Wer entscheidet darüber, daß der Arbeitstag von neun bis
fünf anstatt nur von elf bis vier geht? Wer entscheidet darüber, daß die Röcke dieses Jahr bis
über das Knie reichen und im nächsten Jahr wieder viel kürzer sind? Wer bestimmt darüber, wie
die Landesgrenzen verlaufen? Wer kontrolliert die Währungen? Wer ist verantwortlich für die
Entscheidungen, die ständig um uns herum getroffen werden?" Sheridan gibt zu das nicht zu
wissen. "Aha," sagt der alte Mann. "Sehen sie. Aber ich. Ich arbeite mit ihm. Die selbe Gruppe,
eine andere Abteilung. Man könnte mich als eine Art Grenzgänger bezeichnen. Und für sie heiße
ich Justin."
Delenn empfängt die zeitversetzte Nachricht von Sheridan. "Hallo Delenn," beginnt die
Nachricht, "wenn sie diese Nachricht erhalten bin ich bereits auf Z'ha'dum... mit Anna. Ich
kann mir gut vorstellen, wie sie reagieren, wenn sie das erfahren. Aber ich glaube es ist der
einzig richtige Weg. Als wir uns auf Babylon 4 in der Zeitverwerfung befanden wurde ich für
kurze Zeit in die Zukunft versetzt. Wir hatten den Krieg gewonnen aber Centauri Prime war
verwüstet worden. Sie sagten zu mir, daß man diese Zukunft nicht ändern könnte und dann sagten
sie noch, 'Fliege nicht nach Z'ha'dum! Hast du mich verstanden? Du darfst nicht nach Z'ha'dum
fliegen!' Ich habe mich gefragt ... ob die Zukunft sich so entwickelt hat, weil ich auf sie
gehört habe und nicht nach Z'ha'dum geflogen bin. Was wäre, wenn ich die Zerstörung von
Centauri Prime verhindern und den Krieg mit den Schatten beenden könnte indem ich nach
Z'ha'dum fliege. Denn ich will nur eines ... ich will am Leben bleiben gemeinsam mit ihnen.
Aber sie haben schon ganz richtig gesagt, es geht um mehr als um das, was ich will. Deshalb
fliege ich, obwohl ich weiß, daß es höchstwahrscheinlich eine Falle ist."
"Sehen sie, John," erklärt Justin, während er Tee eingießt, "vor Millionen von Jahren da
existierten Mächte, die unsere Galaxis durchstreiften. Mächte, die unsere Vorstellungskraft
bei Weitem übersteigen. Naja, und wie das so ist, wurde den meisten von ihnen irgendwann unsere
Galaxis zu eng. Daher begaben sie sich auf die Suche nach neuen grünen Weiden. Tja, und nur
zwei Völker blieben in unserer Galaxis. Man könnte sie so etwas wie Hirten nennen. Sie machten
es sich zur Aufgabe, den jüngeren Völkern zu helfen, ihre Evolution zu unterstützen. Sie wollten
die Führer sein auf einem Weg, der zu etwas Besserem führt."
"Das eine Volk sind die Vorlonen," erzählt Morden Sheridan. "Das andere Volk wird von ihnen die
Schatten genannt."
"Man könnte sagen, die Vorlonen sind so etwas wie die Eltern der jüngeren Völker," fährt Justin
fort. "Sie wollen, daß man ihre Spiele spielt, alles in Ordnung hält und sich nach ihren
Vorschriften richtet. Ich finde, man könnte sie beinahe Herren der Ordnung nennen."
"Das andere Volk," sagt Anna, "das, das hier lebt, ist der Ansicht, daß Stärke nur durch Kampf
entstehen kann. Deshalb soll auch unser Potential freigesetzt und nicht eingeengt werden."
"Im Grunde ist es ganz einfach," erklärt Justin. "Man bringt zwei Parteien zusammen und sie
kämpfen gegeneinander. Viele finden den Tod. Aber die, die den Kampf überleben, sind natürlich
stärker, klüger und besser."
"Als würde man einen Ameisenhügel zerstören," sagt Morden. "Die nächste Generation ist stärker.
Der Ameisenhügel wird neu errichtet und ist besser."
"Also das ist es, was die Schatten tun," sagt Sheridan. "Alle paar Tausend Jahre tauchen sie aus
dem Nichts auf und zerstören alle Ameisenhügel. Sie beginnen Kriege und vernichten ganze
Völker."
"Einige Völker bleiben auf der Strecke, das stimmt," gibt Justin zu, "so bedauerlich es auch
ist. Denken sie nicht, daß so etwas leicht fällt. Trotzdem darf man sich durch solche Tatsachen
seinen Traum nicht nehmen lassen."
Auf Babylon 5 berichtet Corwin Ivanova, daß er von allen Seiten Störsignale empfängt. Viele
Schattenschiffe erscheinen und umkreisen die Station. Ivanova befielt Roten Alarm für die ganze
Station. Keines der Schattenschiffe greift an, doch Ivanova befielt den Kampffliegern weiter zu
starten, aber erst anzugreifen, wenn der Befehl erteilt wird.
"Denken Sie gut nach, Captain," sagt Morden. "Erinnern Sie sich an die lange Geschichte der
Kämpfe auf der Erde. 6000 Jahre lang gab es ununterbrochen Kriege, Blutvergießen, unvorstellbare
Greueltaten. Aber sehen Sie auch, was dadurch entstanden ist. Wir haben die Sterne erreicht,
haben das Atom gespalten, Kunstwerke geschaffen. Wären wir uns nicht gegenseitig an die Kehle
gegangen, wären wir nie soweit gekommen. Das ist Evolution. Sie hat uns nach vorn gebracht,
Schritt für Schritt."
"Eigentlich sollte ein Gleichgewicht der Kräfte bestehen zwischen unserer Seite und der der
Vorlonen," sagt Anna. "Aber die Vorlonen sind nun mal der Ansicht, daß ihr Weg der einzig
richtige ist. Sie haben sich andere Völker zu Unterstützung geholt, zum Beispiel die Minbari.
Sie haben sich sogar in die Evolution jüngerer Völker eingemischt."
"Wenn Sie einen Vorlonen anblicken," sagt Morden, "sehen Sie nur das, was Sie sehen sollen.
Sie werden von den Vorlonen manipuliert, damit Sie einen positiven Eindruck gewinnen. Die
haben sogar die genetische Entwicklung manipuliert und einige Menschen gezielt verändert.
Was denken Sie eigentlich, warum vor rund hundert Jahren so viele Telepaten aus dem Nichts
aufgetaucht sind?"
"Auf mehr als hundert Planeten haben sie in die Evolution eingegriffen. Im nächsten Krieg
sollten die Telepaten als Kanonenfutter dienen," erklärt Justin. "Zum Glück sind unsere
Freunde ihnen zuvorgekommen und mit Hilfe des Psi-Corps haben sie erreicht, daß die Telepathen
nun auf unserer Seite stehen. John, unsere Freunde sind überzeugt, daß die Menschen ein großes
Potential besitzen. Wenn alles vorbei ist, werden wir die Nummer Eins sein. Wir werden als erste
wieder aufbauen und wir werden alles bestimmen. Aber leider gibt es noch ein Hindernis und das
sind sie. Das heißt, wir können also jetzt entweder zusammenarbeiten oder wir werden ihnen im
wahrsten Sinne des Wortes ihre Basis entziehen."
Die Kampfflieger, unter ihnen Garibaldi, beginnen die Schattenschiffe zu umkreisen. Ivanova
versucht zu Draal durchzukommen, aber die Kommunikation wird gestört. Ivanova weiß, daß das
Auftauchen der Schiffe irgend etwas mit dem Captain zu tun hat, aber sie hat keine Ahnung,
was das sein könnte und worauf diese noch warten.
"Es ist wichtig, die anderen Völker dazu zu bringen, gegeneinander zu kämpfen," sagt Anna.
"Es müssen Konflikte entstehen. Dadurch werden Wachstum und Evolution gefördert. Doch du
bringst sie dazu, zu kooperieren und gefährdest dadurch das eigentliche Ziel."
"Wann immer der Prozeß anläuft," sagt Morden, "hat es jemanden gegeben, dem es gelingt, die
Völker zu organisieren. Sie haben das auch erreicht. Das ist gewiß eine lobenswerte Leistung.
Aber unsere Ziele werden durch sie nachhaltig blockiert.
"Und wieso töten sie mich nicht einfach?" fragt Sheridan.
"Das wäre keine Lösung," sagt Justin. "Denn irgend jemand wäre da, um Sie zu ersetzen. Es ist
immer ein Problem, wenn man Märtyrer erschafft. Wir haben sie hierher gebracht, weil wir
hoffen, sie werden uns verstehen. Arbeiten sie mit uns und seien sie doch nicht unser Gegner.
Sie haben Einfluß. Sie sind das, was man ein Leitbild nennt. Sie gehen in eine Richtung und
ganze Völker tendieren dazu, ihnen vorbehaltlos zu folgen. Ich sage ihnen, handeln Sie klug.
Vergessen Sie die anderen Völker. Sie können sie nicht immer zusammenhalten. So oder so, die
Evolution wird das ihre tun. Das heißt, arbeiten sie mit uns zusammen oder..."
"Sie machen das Gleiche mit mir wie mit Anna," sagt Sheridan.
Justin, Anna und Morden sehen einander an. "Was willst du damit andeuten?" fragt Anna.
"Du hast ihre Erinnerungen, du hast ihre Stimme, du besitzt sogar ihre DNS... nur nicht die
Persönlichkeit. Ich sehe diese Augen, aber die Frau, die ich geliebt habe, die ich geheiratet
habe ist nicht da. Sie hätte sich Ihnen niemals freiwillig angeschlossen."
"Zugegeben," sagt Justin. "Sie haben recht. Als Anna vor fünf Jahren hierher kam, hat man sie
vor die gleiche Entscheidung gestellt, wie sie jetzt. Sie machte den Fehler, sich falsch zu
entscheiden." Während Justin das sagt, bewegt sich Sheridans Hand an seinem Bein hinab.
"Sie haben sie in eines dieser Schiffe gesteckt, richtig?" fragt Sheridan. Er greift nach der
PPG an seinem Fuß und hält sie so, daß sie sie nicht sehen können.
"Und woher wissen Sie das?" fragt Morden.
"Vor einiger Zeit," erzählt ihm Sheridan, "fingen wir einen Raumtransporter ab, der voller
Menschen war, die mit Schattenschiffen verschmolzen werden sollten. Sie alle hatten Implantate
im Gehirn, und zwar genau hier. Die Narbe am Hinterkopf dieses Wesens da ist exakt an der
gleichen Stelle."
"Ja, sehen Sie, unsere Freunde haben Bedarf an frischen Körpern. Die brauchen sie für die
Zentralprozessoren, die ihre Schiffe steuern," erklärt Justin. "Aber diese Frau haben wir
wieder aus einem Schiff herausgeholt, und zwar als wir erfahren hatten, in welchem Verhältnis
sie zu ihnen steht. Allerdings, wenn man erst einmal eine Weile in ein Schiff implantiert war,
erholt man sich nie wieder ganz davon. Man befolgt danach jeden Befehl." Hinter Sheridan öffnet
sich eine Tür und ein Schatten kommt herein, was Sheridan aus dem Augenwinkel sieht. "Und
genau das werden auch sie tun!" Sobald Justin das gesagt hat springt Sheridan auf, dreht sich
um und seine PPG auf den Schatten ab.
G'Kar stürzt in die Kontrollzentrale. Ivanova fragt, ob sie die Bomben ins All befördern können,
aber G'Kar sagt, das wäre zu gefährlich - die Explosion würde sie ebenso vernichten. Ivanova
will es trotzdem riskieren und fragt, wieviele Bomben sie haben. G'Kar erklärt, daß er genau
deswegen hier ist - zwei der Bomben fehlen.
Ein blutender Sheridan schleppt sich durch den steinigen Korridor und kommt schließlich zu einem
Balkon, von dem aus er einen Überblick über eine große Schattenstadt hat. Direkt unter ihm ist ein
enormer, schwarzer Abgrund und über ihm die glitzernde Decke, die diesen Platz von der äußeren
Atmosphäre trennt. Sheridan tippt ein paar Kommandos in seinen Kommunikator und es kommt Leben
in den Weißen Stern. Innen kommt eine Stimme aus den Bomben, "Der Countdown für die Explosion
der thermonuklearen Bomben ist aktiviert." und der Weiße Stern beginnt sich auf den Planeten
zuzubewegen.
"John," sagt Anna, als sie ankommt. "Du kannst nicht weglaufen. Komm wieder rein. Wir finden
sicher eine Lösung." Während der Weiße Stern der Oberfläche entgegenrast, fährt Anna fort. "Es
ist richtig. Ich bin nicht die Frau, die du kanntest. Ich bin nur das, was man aus ihr gemacht
hat. Eine neue Persönlichkeit. Anna wird nie wieder zurückkehren. Aber ich kann dich genauso
lieben wie sie."
"Ich werde nie vergessen, was Du sagtest als ich ging." schließt Sheridans Nachricht. "Und
deshalb sollst du wissen, Ich liebe dich auch, Delenn. Lebewohl." Delenn berührt den Bildschirm
und als die Nachricht endet, sinkt sie weinend gegen die Wand.
Sheridan sieht durch die halbtransparente Decke und sieht den Weißen Stern auf seiner Flugbahn.
Er schaut in den Abgrund und hört eine bekannte Stimme - die von Kosh - in seinem Kopf.
"Springen sie! Springen sie...jetzt!" drängt die Stimme. Als Anna und eine Gruppe von
Schatten näher kommen klettert Sheridan auf die Brüstung des Balkons und springt in den
Abgrund unter sich. Anna beobachtet das, ist sprachlos, hat aber nur wenig Zeit über das
Geschehene nachzudenken. Der Weiße Stern stürzt durch die Decke und sie stößt einen Schrei
aus, der einem das Blut erstarren läßt, während ein weißes Licht den Balkon überflutet. Der
Weiße Stern schlägt mit einer gewaltigen Explosion auf.
Die Schattenschiffe verschwinden sofort und ohne Vorwarnung und während Garibaldi das beobachtet,
kommt ein Schatten in sein Blickfeld. Niemand in der Kommandozentrale versteht das plötzliche
Verschwinden, es sei denn, das sie nicht mehr länger eine Bedrohung darstellen, wie G'Kar
vermutet. Ivanova glaubt zu wissen, warum. "Er ist tot."
Während Delenn und Lennier bei Kerzenlicht beten hören wir G'Kars Stimme. "Das war das Ende des
Erdenjahres 2260, und plötzlich, ganz unerwartet, gab es so etwas wie einen Waffenstillstand. Es
schien, als würde um uns herum das Universum den Atem anhalten und warten. Alles Leben kann in
zwei Hauptphasen eingeteilt werden, in die Phase des Überganges und in die Phase der Erleuchtung.
Der jetzige Zeitpunkt schien beide Phasen zu umfassen..."
Corwin berichtet Ivanova, daß es keine weiteren Nachrichten vom Captain gibt und sie keine
Verbindung zum Weißen Stern bekommen - er glaubt, daß er zerstört wurde. Außerdem ist einer der
Kampfflieger nicht zurückgekommen. Ivanova fragt, wer der Pilot war und Corwin sagt ihr,
"Mr. Garibaldi."
G'Kar spricht weiter. "G'Quan hat in seinem Buch geschrieben, 'Es gibt eine größere Dunkelheit
als die, die wir bekämpfen. Es ist die Dunkelheit der Seele, die von ihrem Weg abgekommen ist.
Der Krieg, den wir führen, richtet sich nicht gegen Großmächte oder Herrscher, sondern gegen
Chaos und Verzweiflung. Viel schwerwiegender als der Tod der körperlichen Materie ist der
Tod der Hoffnung, der Tod der Träume, und vor dieser Gefahr dürfen wir niemals kapitulieren.
Die Zukunft ist überall um uns herum. In der Phase des Übergangs wartet sie darauf, in der
Phase der Erleuchtung neu geboren zu werden. Niemand weiß, wie die Zukunft aussieht und wohin
sie uns führen wird. Nur eines wissen wir. Sie wird stets unter Schmerzen geboren.'"
(Die spannende Fortsetzung folgt mit
"Die Stunde des Wolfs"
und den anschließenden Folgen) |